Professor Michael Hallek von der Uniklinik Köln berichtet im „Stadt-Anzeiger“-Gespräch vom Stand der Krebsforschung und seinem gesellschaftlichen Engagement.
Kölner Krebsforscher HallekLeidenschaft für die Medizin und den FC
Als Wissenschaftler dreht Professor Michael Hallek das große Rad. Gerade ist der Kölner Krebsforscher, Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln, aus Amsterdam zurückgekommen. In einem Meeting am Flughafen Schiphol hat er mit Kollegen aus aller Welt den Weg freigemacht für eine große datenbasierte Leukämie-Studie. Sie solle helfen, die Krankheit ganz und gar zu verstehen, erklärt Hallek am Abend den knapp 300 Besuchern eines Gesprächsabends von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und VHS Köln im „Forum Volkshochschule“ am Neumarkt.
Vollends besiegen sagt der Mediziner nicht. Von Krebs seien typischerweise vor allem ältere Menschen betroffen. Mit höherer Lebenserwartung steige damit statistisch auch das Krankheitsrisiko. Doch zugleich verbreitet Hallek begründeten Optimismus: Die Krebsforschung habe gewaltige Fortschritte gemacht, Überlebens- und Heilungschancen seien in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft gestiegen, und neue Behandlungsmöglichkeiten wie die Immuntherapie versprächen weitere Erfolge.
Einer der meistzitierten Wissenschaftler
Dass Hallek und sein Kölner Team daran maßgeblich beteiligt sind, will der 64-Jährige zwar nicht so offensiv behaupten. Aber Ranglisten der meistzitierten Wissenschaftler zeugen von Halleks Bedeutung in der weltweiten Onkologen-Community.
Dabei sieht Hallek Deutschland im Bereich der Krebstherapie nur mehr auf einem Platz im oberen Mittelfeld. Andere Länder, insbesondere in Skandinavien, stünden mit einem höheren Grad an Vernetzung und effizienterer Mittelverwendung besser da. Auch im Bereich der Medikamentenentwicklung drohe Deutschland abgehängt zu werden, warnt Hallek – mit negativen Folgen für die künftige Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Michael Hallek: Erfahrungen mit Patienten bringen den Glauben an die Menschheit zurück
Im Dialog mit Sarah Brasack, der stellvertretenden Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, und Chefkorrespondent Joachim Frank, schlägt Hallek auch sehr persönliche Töne an: Das Wichtigste für ihn im Arzt-Patienten-Verhältnis seien Empathie – und Zeit, die er sich auch in der größten Hektik des Klinikalltags zu nehmen versuche. In den Begegnungen mit den Kranken und ihren Angehörigen erfahre er ein beglückendes Maß an Vertrauen, Großherzigkeit und Fürsorge, das ihm bei all den schlechten Nachrichten „den Glauben an die Menschheit“ zurückbringe.
In den vergangenen Jahren hat Hallek sein Engagement über den Bereich der Klinik hinaus auf die Politikberatung ausgedehnt. Als Vorsitzender im Sachverständigenrat von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sucht er zusammen mit anderen Expertinnen und Experten nach Auswegen aus der grassierenden Krise im Gesundheitswesen. Schon in Kürze wird das Gremium einen Katalog von Vorschlägen vorlegen, von denen Hallek aber noch nichts verraten will. Auch eine Form der ärztlichen Schweigepflicht.
Nach zwei kurzweiligen, spannenden Stunden beendet Hallek den Abend zum einen mit dem Bekenntnis eines leidgeprüften FC-Anhängers zu „seinem“ Verein, dessen einzigartiger Fangemeinde und der Stimmung im Stadion, die es nirgends sonst in Deutschland gebe – nicht mal beim erfolgsverwöhnten FC Bayern. Zum anderen ruft Hallek in einem leidenschaftlichen Appell zur Verteidigung der Demokratie auf. Sie mache mit ihren Freiheiten eine lebenswerte Gesellschaft aus. Deshalb bedürfe die Demokratie des Schutzes und verdiene unser aller Engagement, sagt Hallek. Was er da an Bereitschaft gerade in den letzten Wochen gesehen und gespürt habe, das sei für ihn ein Hoffnungszeichen.
Hinweis auf Talk mit K???