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„Rembrandt des Roll ‘n‘ Roll“Kölner Künstler Oliver Jordan malt Musik-Ikonen

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OliverJordan

Oliver Jordan ist nicht nur bedeutender Maler, sondern auch Musikliebhaber. 

Köln – Eine niederländische Zeitung nannte ihn einst den „Rembrandt des Roll n‘ Roll“ – Oliver Jordan ist einer der bedeutendsten deutschen Porträtmaler im 21. Jahrhundert. In seinem aktuellen Bildband hat der Wahlkölner unter anderem Ikonen des Jazz, Rock und Metal in seinem besonderen Malstil verewigt.

Seine Werke sind geprägt von einer sogenannten pastosen Malweise, also einer großzügigen Verwendung von Ölfarbe, die zu einem aus der Nähe betrachtet unebenem Ergebnis – Jordan vergleicht das mit aufgeworfener Erde oder Lava – führt. Manche seiner Bilder trocknen aus diesem Grund mehrere Jahre lang. Um das Bild zu erfassen, muss der Betrachter ein Stück zurücktreten. Jordans Maxime heißt: Malerei als Revolte. „Es ist eine Revolte gegen das Glattgebügelte, gegen das Perfekte“, sagt er.

Ein Bild wird nicht fertig, es wird aufgegeben

Jordans Prozess beim Malen ist gezeichnet von einem Kommen, Vergehen und Werden, wie der 64-Jährige erklärt. „Das Wichtigste ist die Wahrnehmung. Wenn dann dieses Begehren entsteht, das malerisch umzusetzen, ist das Bild eigentlich schon vorhanden. Die Ästhetik dazu findet sich dann mit den Jahren", sagt Jordan.

„Das Malen selbst beginnt so, dass ich mit groben Strichen das Gesicht erfasse und das Inkarnat, die Gesichtsfarbe, dann Stück für Stück zuführe. Da würden manche sagen, das sieht ja schon recht ordentlich aus. Der Kandidat, sagen wir David Bowie, ist erkennbar.“ Während das Bild dann eigentlich schon vollendet sein könnte, geht es für Jordan erst los.

„Dann nehme ich ein Spachtelmesser und alles wird wieder abgerissen. Dann ist auf der Bildoberfläche etwas, das man mit dem Wort Chaos beschreiben kann. Auf diesem Chaos fange ich an zu arbeiten.“ Eine Sisyphos-Arbeit, so Jordan. So richtig fertig wird ein Bild bei ihm eigentlich nie. Das sei aber auch nicht sein Ziel. „Mit der Zeit gibt es einen Punkt, an dem ich sage, jetzt gebe ich das Bild auf.“ Das kann mitunter Jahre dauern. „Es ist nicht eingrenzbar. Ein Bild bleibt stehen, wird zwölf Jahre später wieder aufgenommen. Ich habe mal ein Bild zurückgekauft und darüber alles weiß gemacht.“

jordanplatten

In Jordans Zuhause finden sich zehntausende Platten und CDs.

Jordans Wohnung ist nicht nur sein Zuhause, sondern auch Atelier und gleicht einem Museum. Es gibt praktisch keinen Quadratzentimeter an den Wänden, an dem kein Portrait einer bedeutenden Persönlichkeit hängt: Musiklegenden wie David Bowie, Amy Winehouse, Lemmy Kilmister und Schriftsteller wie Leo Tolstoi und Heinrich Böll, zwischendrin auch Jordans Frau Helena. Wie viele Bilder hier hängen, an der Wand lehnen und im Regal gestapelt liegen? Das weiß auch Oliver Jordan nicht. Mindestens 150 Bilder habe er allein seiner Frau im Laufe der Jahre geschenkt.

jordan pinsel

Sein Zuhause ist gleichzeitig auch sein Atelier.

Neben den Ölbildern finden sich hier auch tausende, wenn nicht sogar zehntausende Tonträger – darunter einige seltene Platten und Sammlerstücke. Zwischendurch legt er „Doin‘ Time In The USA“ von Quicksilver Messenger Service, einer Band aus den 1960er und 70er-Jahren, auf. Die Musik, das ist Jordans zweite Leidenschaft. „Die Musik war immer genauso präsent wie die Malerei. Klangfarbe und Farbtöne, das ist für mich eine Welt. Ich habe immer versucht, dass die Bilder auch klingen.“ Jordan, das wird deutlich, ist in seinem Element, wenn er über Musik spricht und darin kaum zu bremsen.

Schon als Kind ein Künstler

Eine besondere Verbindung hegt der Maler auch zum Musikgenre Metal. Die intensivierte sich, als der gebürtige Ruhrpottler eine Ausstellung in der Zeche Carl hatte und dort „die Jungs kennenlernte, die dort ihre Übungskeller hatten.“ Das war unter unter anderem Mille Petrozza der deutschen Band Kreator, die dann bei der Ausstellungseröffnung spielten. Kreator gilt inzwischen als eine der erfolgreichsten und wichtigsten deutschen Thrash-Metal-Bands. Auch Petrozza wurde von Jordan porträtiert.

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Oliver Jordan neben einem Portrait seines Vaters.

Schon früh war klar, dass Jordan den Weg eines Künstler einschlagen wird. „Ich bin als Maler geboren“, sagt er. „Ich konnte kaum laufen, da war ich schon am Zeichnen. Wenn andere Fernsehen geguckt haben, war ich zufrieden, wenn eine große Papierrolle und Buntstifte vor mir lagen. Ein Freund meiner Eltern, der Operntenor war, fragte sie immer ‚Was macht denn euer kleiner Picasso?‘ Das wurde dann zum geflügelten Wort. Es hingen auch überall meine Zeichnungen, die wirklich spürbar anders aussahen als Kinderzeichnungen. Ich habe schon sehr früh, mit fünf Jahren, Rembrandt und Dürer für mich entdeckt.“

Im Essener Volkwang-Museum sei er praktisch aufgewachsen. Während andere zum Einschlafen Schäfchen zählten, „habe ich versucht, die Bildaufhängung auswendig zu lernen“, sagt der 64-Jährige. „Die Malerei war immer da.“

Oliver Jordans Bildband „Portraits Band II“ gibt auf 368 Seiten mit 400 Abbildungen und 100 Musiker-Portraits einen Eindruck in seine Arbeit.