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Kölner Maritim in der PandemieWarum trotz Leerstand in jedem Zimmer Wasser läuft

Lesezeit 5 Minuten
Maritim Saal

Einer der großen Säle im Maritim Hotel in Köln.

Köln – Still liegt sie da, die riesige Halle in Kölns größtem Hotel, dem Maritim am Heumarkt. Kaum ein Mensch ist zu sehen. Der Juwelier, der Laden mit portugiesischem Geschirr, die Autovermietung, die Restaurants sind geschlossen. Nur der Friseur hat geöffnet. Hier ist ein bisschen Betrieb, denn die Kunden kommen traditionell eher aus der Nachbarschaft als aus den Hotelzimmern.

454 Zimmer hat das Maritim-Hotel – an Wochentagen sind im Durchschnitt rund 60 belegt, an Wochenenden rutscht die Zahl manchmal ins Einstellige. Damit liegt das Maritim im Durchschnitt: Nach der letzten Statistik vom Januar waren die Kölner Häuser zu 7,4 Prozent belegt.

Nur Geschäftsreisende im Maritim

Übernachten dürfen nur Geschäftsreisende, die Beherbergung von Touristen ist untersagt. Aber was sollten die auch schon machen in einer Stadt, in der alles geschlossen ist. „Den Gästen, die wir haben, wollen wir noch so viel Hotelfeeling wie möglich bieten. Hotel ist ja auch immer ein bisschen Illusion“, sagt Hoteldirektor Henrik Große Perdekamp, der das Haus erst Anfang Februar übernommen hat und zuvor das Bonner Maritim geleitet hat.

Direktor

Direktor Henrik Große Perdekamp

Nach dem Infektionsschutzgesetz dürfen Hotels ihre Hausgäste weiter bewirten. So werden die wenigen Menschen bekocht, bedient und können ihre Mahlzeiten in den lichten Weiten der Mall einnehmen, statt am Tisch oder auf der Bettkante in ihren Zimmern.

Eingangshalle Maritim

Die Eingangshalle des Hotels

Sie müssen, damit auch alles seine Ordnung hat, ihre Zimmerkarte vorweisen, ein Formular ausfüllen oder können mit Luca-App einchecken.

Kölner Haus nicht von Verkauf betroffen

Das Familienunternehmen Maritim hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass es sich wegen der Verluste in der Pandemie von einigen Standorten trennen wird. Nach einer kurzen Erholungsphase im Sommer 2020 sei das Beherbergungsgeschäft um 90 Prozent eingebrochen. Dem Vernehmen nach ist weder das Kölner Haus noch die anderen Maritim-Hotels der Rheinschiene betroffen. (cv)

Um Energie zu sparen und die Wege für das Housekeeping kürzer zu machen, werden nur noch die 225 Zimmer im Nordflügel vergeben, das aber auf allen sieben Etagen, um alle Preiskategorien anbieten zu können. Genauso, wie man ein teilweise leerstehendes Privathaus warten muss, ist das auch bei einem Hotel. Hans Quadt, Technischer Leiter seit Eröffnung des Maritim 1988, und seine Kollegen sind dafür zuständig. Und das heißt vor allem: Wasser laufen lassen.

Technischer Leiter Maritim

Der technische Leiter Hans Quadt

In jedem Zimmer müssen alle drei Tage die Wasserhähne und die Duschen laufen – drei Minuten heiß und drei Minuten kalt. Damit sich keine Bakterien bilden. Danach muss alles wieder trocken gemacht und die Milchglasscheiben in den Duschen abgewischt werden, damit keine Kalkflecken entstehen. Auch die Toilettenspülungen müssen bedient werden. „Wir teilen uns das zu drei Kollegen, da ist man schon mal einen halben Tag unterwegs.“ Zimmer seien nun mal dafür gemacht, belegt zu sein.

Zimmer dürfen nicht auskühlen

Weniger Gäste bedeutet allerdings nicht prozentual erheblich weniger Kosten. Werden in einem normalen Januar 5000 Kubikmeter Wasser verbraucht, waren es in diesem Januar immer noch 3000, sagt Hans Quadt. In den nicht genutzten Zimmern sind Minibars und Fernseher ausgestellt, aber die Räume dürfen nicht auskühlen, müssen etwas auf einer Temperatur von 15 bis 18 Grad bleiben. So beträgt die Stromersparnis am Ende nur ein Drittel. Geheizt werden muss auch die riesige Halle weiterhin, nicht nur wegen der Gäste. Denn hier stehen prächtige, große Ficusbäume – 8000 Euro pro Stück – die sonst eingehen würden.

Veranstaltungen machen 40 Prozent des Umsatzes aus

Quadt und sein Team – zwölf Männer aus allen Gewerken: Maler, Installateure, Elektriker, Schreiner – arbeiten wie in Nicht-Corona-Zeiten regelmäßig 8000 „Prüfstellen“ ab. Das sind zum Bespiel Notausgangbeleuchtungen, Fernseher und andere technische Geräte. Das Haus muss voll funktionsfähig und sicher bleiben.

So auch die großen Veranstaltungssäle. „40 Prozent unseres Umsatzes machen wir normalerweise mit Veranstaltungen, vor allem im Karneval“, sagt der Direktor. „Doch alles, was wir gut können – groß, laut und viele Menschen – ist zur Zeit nicht möglich“, sagt er mit ein bisschen Galgenhumor. Auch Tagungen sind in normalen Zeiten eine wichtige Einnahmequelle. Doch die Nachfrage ist noch schleppend. Am vergangenen Donnerstag war ein einziger Saal belegt: Eine Gesellschafterversammlung fand statt, bei der es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass sich die Mitglieder persönlich sehen. Für die Zukunft hat das Maritim aufgerüstet und ein kleines Fernsehstudio für Hybridveranstaltungen eingerichtet.

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„Wir sind hier auf Standby. Wir könnten jederzeit den Betrieb wieder voll hochfahren“, sagt Direktor Große Perdekamp. Das Wichtigste sei, die Motivation und die Zuversicht aufrecht zu erhalten. Dabei kommt den 40 Auszubildenden des Maritim eine besondere Rolle zu. Denn während die 200 festangestellten Mitarbeiter alle seit Monaten in Kurzarbeit sind, ist das für die Azubis im Maritim nicht vorgesehen – denn sie sollen weiter lernen.

Azubis übernehmen Verantwortung

So sieht man vor allem sehr junge Menschen, die sich rührend um die Gäste kümmern. Die Chefs der jeweiligen Bereiche kommen regelmäßig und leiten sie an, dann nehmen die Nachwuchskräfte aber vieles selbst in die Hand. „Da wachsen viele über sich hinaus“, sagt Große Perdekamp. Den Frühstücksservice schmeißt zum Beispiel gerade ein Azubi im zweiten Lehrjahr.

Regelmäßig gibt es Lehrveranstaltungen für die Auszubildenden, so vor kurzem ein Weinseminar mit einem Lieferanten. Motivation und Zusammenhalt sei wichtig. Das Restaurant „Rotisserie“ dient jetzt als Mitarbeiterkantine, denn hier ist viel Platz und der Abstand kann eingehalten werden, aber man kommt trotzdem zusammen. Das Haus hat drei Azubis trotz der Krise bereits übernommen.

Nachtkiosk für den Notfall

Die Rezeption ist weithin 24 Stunden besetzt, auch wenn hier nur wenig zu tun ist. Für die Gäste gibt es einen Nachtkiosk mit Getränken, Snacks und Hygieneartikeln, der mit der Zimmerkarte zugänglich ist. Bei einer Ausgangssperre ist diese letzte Einkaufsmöglichkeit vielleicht besonders wichtig.

Doch Große Perdekamp schaut nach vorne. „Wir sind bereit, aufzumachen, was immer erlaubt ist.“ Das brauche nur eine sehr kurze Anlaufzeit. Er hofft vor allem, dass bald die Außengastronomie wieder öffnen darf. Dann würde sofort die Dachterrasse des Bellevue bespielt, von der man einen einzigartigen Blick auf Köln und den Rhein hat. Die Sonnenschirme sind schon frisch bespannt, die Möbel stehen bereit. Damit endlich wieder etwas Betrieb ist.