Kölner Musiker GoldrogerErfolg mit einem Zauberspruch

Sebastian Goldstein ist Goldroger.
Copyright: Thilo Schmuelgen
Köln – Fremden stellt er sich immer als Sebastian vor, bei Freunden und Bekannten aber heißt er Goldie. Ein Spitzname, den er nicht mehr loswird – außer er macht Musik. Dann trägt er seinen Künstlernamen: Goldroger, angelehnt an den Piratenkönig Gol D. Roger aus dem Manga „One Piece“: „Er ist zu Beginn der Story zwar schon tot, doch er wird trotzdem als der freieste Mensch aller Zeiten dargestellt. Er war der Stärkste und konnte machen, was er wollte. Und das nehme ich mir künstlerisch eben auch heraus“, sagt Sebastian Goldstein, der vergangenen November sein Debütalbum „Avrakadavra“ veröffentlichte. Eine Mischung aus Antipop, Kraut-Rap, Future-Hippie, Heroin-Funk, Cloud-Rock und Psych-Hop – wie er es selber beschreibt.
Zwar hatte er ein Jahr zuvor bereits eine Platte namens „Räuberleiter“ aufgenommen. „Aber ich wusste, dass da mehr geht“, sagt der gebürtige Dortmunder, der mittlerweile seit einem Jahr in Köln lebt. Zwar habe er damals alle Texte selber geschrieben. Doch am Produktionsprozess sei er gar nicht beteiligt gewesen, darum bezeichnet er sein Erstlingswerk heute nur noch als „Mixtape“. Anders bei seinem jüngsten Debüt „Avrakadavra“: Gemeinsam mit dem Produzentenduo Dienst & Schulter verbrachte er viel Zeit im Studio und war in den vollständigen Produktionsprozess involviert. „Es gibt nichts, das ich nicht abgesegnet habe. Darum ist es mein erstes Baby. Nicht, dass das andere eine Fehlgeburt war. Ich habe einfach eine andere emotionale Bindung dazu.“
Scherzhafte Beleidigungen in Reimform
Zur Musik kam Goldstein eher aus Langeweile: „Ich hatte längere Zeit nichts zu tun, weil ich mein Studium geschmissen habe.“ Damals habe er angefangen, sich mit einem Freund regelmäßig scherzhafte Beleidigungen in Reim-Form an den Kopf zu werfen. „Das war witzig und wirklich unterste Schublade.“ So entdeckte er sein Talent fürs Texten. Doch von Beschimpfungen ist in seinen Liedern „Perwoll“, „Harry Haller“ oder „Unter Nelken“ nichts mehr zu finden. Goldstein, der sein Alter nicht verraten möchte, bezieht sich lieber auf Thomas Mann, Goethe oder die Anime-Serie Dragonball. „Ich finde es total cool, wenn in der einen Zeile etwas total Banales aus einem Cartoon steht und man dann in der nächsten Zeile auf Weltliteratur stößt.“
Und das kommt gut an: Bereits 2014 stand er beim Hip-Hop-Festival Splash! auf der Bühne, vergangenes Jahr begleitete er die Band Ok Kid als Supportact quer durch Deutschland, und sein Album wurde vom Hip-Hop-Magazin „rap.de“ auf Platz zwei der Albumjahrescharts gewählt. Derzeit tourt Goldroger mit Dienst & Schulter durch das Land – mit einem Stopp in Köln am 30. März.Danach geht es mit der Arbeit am zweiten Album weiter, das er am liebsten bereits im Frühjahr 2018 veröffentlichen würde. Nicht, ohne sich dabei selber etwas Druck zu machen. Denn „Avrakadavra“ sei für ihn wie ein gesprochener Zauberspruch. Der Moment, der die Spannung erzeuge. „Das nächste Album ist für mich einfach sehr wichtig, weil es der Zaubertrick wird, mit dem niemand rechnet.“ Und der Zauberspruch verfehlt seine Wirkung nicht – wir sind gespannt.
Goldroger spielt am Donnerstag, 30. März, im Ehrenfelder Club Yuca. Los geht es um 20.30 Uhr. Karten sind ab 14 Euro erhältlich.
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