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Kölner Musiker kontert QuerdenkerWolfgang Niedecken will 2G-Regeln und volle Hallen

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Wolfgang Niedecken wird von Querdenkern angefeindet, weil er für 2G-Regeln etwa bei Konzerten ist.

Köln – Immer größer wird der Unmut in der Musik- und Veranstaltungsbranche angesichts uneinheitlicher Corona-Bestimmungen für Publikumsveranstaltungen. Deshalb werden die Forderungen nach 2G-Regeln immer lauter.

Wolfgang Niedecken, der gerade in Berlin weilt, glaubte sich am Wochenende im Zentrum einer Realsatire: Auf dem Weg zu einer Kneipe, in der er das FC-Spiel gegen Bochum anschauen wollte, traf er immer wieder auf dezentrale Demonstrationen von Impfgegnern, die sich mit der Polizei das „Hase und Igel“-Spiel lieferten. Was den Querdenkern aber offenbar genug Zeit ließ, um den BAP-Musiker um ein Selfie zu bitten. „Das waren genau die Leute, die mich seit Tagen im Internet angehen.“

Wolfgang Niedecken spielt Dylan

Niedecken hatte bereits am Mittwoch auf Facebook gepostet: „Über kurz oder lang wird 2G (geimpft oder genesen) in vielen Bereichen zur Regel werden. Nicht nur in der Show-Branche, was ich übrigens nicht als Impfpflicht durch die Hintertür empfinde. Im Gegenteil. Sich impfen zu lassen, ist vor allem ein Zeichen der Solidarität mit seinen Mitmenschen. Wieso sollte man ausgerechnet bei dieser Pandemie darauf verzichten, sie konsequent zu bekämpfen? Ich finde es vollkommen okay, wenn meine Enkel eine Masern- oder Mumpsimpfung vorweisen müssen, wenn sie sich für einen Kindergartenplatz bewerben. All die furchtbaren Krankheiten wie Polio, Typhus, Hepatitis oder Pocken lassen sich nur durch entsprechende Vakzine im Zaum halten. Ich finde, so was kann man ruhig mal wertschätzen.“

Niedecken, der wie viele andere Prominente aus der Musikbranche die unter anderem von der Band „Die Ärzte“ initiierte Aktion „#impfenschützt“ unterstützt, kann das alles nur noch mit Humor ertragen. „Wenn du sowas postest, stürzen sich die Querdenker wie Heuschrecken drauf.“ Sie wollten einen mundtot machen und würden auch vor Verleumdung nicht zurückschrecken. „Mich als Systemling zu bezeichnen ist schon hart“, sagt der Musiker.

2G-Regeln und volle Hallen

„Selbst wenn ich mich angreifbar mache: wir müssen konsequent sein - 2G wie in Hamburg, dann können wir bei Konzerten auch wieder die Bude vollmachen. Wer sich nicht impfen lassen will, muss mit den Konsequenzen leben.“ Die daraus resultierende Sicherheit würde dazu beitragen, dass wieder vermehrt Tickets für Veranstaltungen verkauft würden.

Rumlavieren der Politik vor der Wahl

Von der Politik wünscht er sich mehr Unterstützung für die Branche. Er moniert das „Rumlavieren vor der Bundestagswahl. Die sind wie paralysiert.“ Klare Kante zeigen sei jetzt unabdingbar. „Irgendwie absurd, wenn spießige Althippies sich mit Verschwörungstheoretikern, Hasspredigern und Reichsbürgern zusammentun, um zu warnen, die Demokratie sei gefährdet.“

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Querdenkerdemo in Berlin

Und er schreibt den Querdenkern jetzt auf Facebook ins Tagebuch, was andere, die 2G fordern wie Sänger Peter Brings, Arena-Chef Stefan Löcher oder „Sitzungspräsident“ Volker Weininger, wohl auch unterschreiben würden. „Ihr werdet uns nicht dazu bringen, dass wir resignieren und verstummen, damit ihr weiterhin mit Fake-News euer mieses Spiel betreiben könnt. Eure Bewegung ist nur ein Scheinriese und vor dem – das weiß man seit Jim Knopf – man keine Angst haben muss. Wir werden auch weiterhin mit vielen Kollegen aus der Musikszene von den Ärzten über Die Toten Hosen, Thees Uhlmann bis zu Fury in the Slaughterhouse und vielen mehr gegen euch anstinken, indem wir die noch nicht Geimpften dazu ermutigen, solidarisch mit all den Menschen zu sein, die seit anderthalb Jahren ihren Beruf nicht ausüben konnten und denen so langsam die Luft ausgeht: Lasst euch bitte impfen.“