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Historische WinterAls man auf dem Kölner Rhein spazieren gehen konnte

Lesezeit 2 Minuten
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Der Rhein im Jahr 1963 bei Düsseldorf. Solche Eisschichten wird der Fluss nicht mehr bilden.

Der erste Schnee und schon liegt der Verkehr in und um Köln in Teilen lahm – vor einem halben Jahrhundert hätte man darüber nur gelächelt. Damals kamen auf dem Rhein Eisbrecher zum Einsatz. Im Winter 1962/63 herrschte zuletzt wochenlang solche klirrende Kälte, dass der Rhein zwischen Köln und Emmerich auf 80 Kilometern eine geschlossene Eisdecke bildete, Eisgang genannt.

Das hat es laut der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz seither nicht mehr gegeben. Das Tauwetter ließ damals bis März auf sich warten. Dann erst wurde es langsam milder, und für die Eisbrecher endete Schritt für Schritt der wochenlange Dauereinsatz.

Im Januar und Februar spazierten die Anwohner an sonnigen Sonntagen munter und warm angezogen auf dem Rhein über eine mehrere Dezimeter messende Eisdecke, Kinder fuhren Schlittschuh darauf. In jenen Monaten verzeichnete das gewässerkundliche Jahrbuch bei Duisburg-Ruhrort 28 Tage Treibeis.

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„Das war ziemlich gefährlich“, sagt Benno Dröge von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz, „vor allem, wenn sich das Eis staute und durch den Wasserdruck von unten aufbrach. Dann konnte es hohe Flutwellen geben, die zu Überschwemmungen führten.“

Der Jahrhundertwinter 1929

Im 20. Jahrhundert und zuvor war es keine Seltenheit, dass der Rhein zufror. In den 40er Jahren bildeten sich gleich mehrmals Eisschichten auf dem Fluss. Wochenlanger Dauerfrost und Temperaturen um minus 20 Grad sorgten unter anderem im Februar 1942 für Stillstand auf dem Rhein. Schollen schoben sich ineinander und bildeten eine unebene Eisfläche, über die ganz Mutige sich Wege bahnten.

Rhein mit Eisschollen

Ein Bild aus den 1920ern: Eisschollen treiben am Dom vorbei.

Wesentliche mehr Menschen wagten sich im Jahrhundert-Winter 1929 aufs Eis. Auch damals sanken die Temperaturen unter minus 20 Grad. Und auch Warnungen konnten die Kölner nicht von Spaziergängen auf dem Eis abhalten. Sogar Marktstände sollen auf der Fläche errichtet worden sein.

Der Rhein wird nicht mehr zufrieren

Dass der Rhein jemals wieder so zufriert wie im Rekordwinter 1962/63 mit fast vier Monaten strengem Frost, nachts oft im zweistelligen Minusbereich, hält Gewässerexperte Benno Dröge mittlerweile für ausgeschlossen: „Er ist wesentlich sauberer geworden, ja. Aber Kraftwerke und Kläranlagen heizen das Wasser zu sehr auf. Das wird nichts mehr mit Eisgang.“ Aber auch für die zugefrorenen stillen Gewässer gilt heute: Darauf spazieren zu gehen, ist eine schlechte Idee. Die Stadt Köln warnt ausdrücklich davor. So dick wie einst sind die Eisschichten einfach nicht mehr. (red, dpa)