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Flickenteppich am Kölner RheinuferHistorisches Pflaster ist sanierungsbedürftig

Lesezeit 3 Minuten
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Nördlich der Bastei bis weit hinter die Zoobrücke liegt das Pflaster von 1971 - vielfach gebrochen und ausgebessert, aber noch im alten Verbund.

Köln – Tausende Menschen sind im Sommer an der Rheinuferpromenade zwischen Zoobrücke und Altstadt unterwegs. Die meisten von ihnen schenken ihre Beachtung eher dem Stadtpanorama als dem Untergrund. An den nasskalten Tagen dieses Winters, als der Weg häufig fast menschenleer war, konnten Spaziergänger bemerken, dass sie sich auf besonderem Pflaster bewegen.

1971 zur zweiten Kölner Bundesgartenschau verlegt, wirkt der Bodenbelag auf dem Abschnitt wie ein Labyrinth. Erst wenn man mit dem Auge den Linien folgt, ist ein Muster zu erkennen. Während sich Straßengestalter heute für rechteckige oder für quadratische Steine entscheiden, sind auf dem Uferweg von der Bastei bis weit hinter die Zoobrücke unterschiedliche Größen nach einem durchdachten Plan gemischt.

Steinmuster nur selten vorzufinden

Die Basis bildet ein Quadrat von 40 mal 40 Zentimetern. Von dieser Platte gibt es zusätzlich das halbe sowie das eineinhalbfache Format. Zusammen entsteht ein treppenartiges Muster, das die Laufrichtung optisch auflockert. Mittlerweile ist eine solche Pflasterung eine Seltenheit in Köln – es gibt sie etwa noch vor der Aula des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums.

Nach 50 Jahren Liegezeit ist ein Großteil der Gehwegplatten auf dem Uferweg allerdings zerbrochen. An besonders kritischen Stellen hat die Abteilung Straßenbau des Bezirksamtes Innenstadt daher neue Platten verlegt. Durchaus mit Sinn für das historische Muster: Solange noch im Vorrat oder zu beschaffen, wurden Originalformate verwendet. Freilich fallen die ausgebesserten Stellen durch ihre helle Farbe oder die vergleichsweise glatte Oberfläche auf.

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Von der Bastei nach Süden wurde der linksrheinische Uferweg wegen des Bus- und Lkw-Verkehrs zu den Kreuzfahrtschiffen mit Betonsteinen befestigt.

Vor der Bastei endet das alte Gehwegplatten-Puzzle. Nach Süden bis kurz vor den Musical Dome sorgen kleine Betonpflastersteine im Fischgrät-Verbund für die feste Oberfläche. Der Grund: die Anlieferung für die Flusskreuzfahrtschiffe. „Der Lkw- und Busverkehr ist dort streng genommen nicht zulässig, aber eben nötig, um Passagiere, Gepäck und Vorräte zu den Schiffen zu bringen“, sagt Timo Gerdes vom Stadtplanungsamt. Die flachen großformatigen Bodenplatten seien der Belastung durch schwere Lkw nicht gewachsen.

Südlich dieses Abschnitts in Richtung Heumarkt setzt sich die historische Pflasterung in vereinfachter Form fort. Dort wurden zwar ebenfalls die drei Plattenformate verwendet, aber in konventionellen Längsbahnen verlegt. Einen Blickfang haben sich die Straßenbauer der 1970er Jahre aber genehmigt. An manchen Stellen wurden für die kleinen Rechtecke weiße Platten verwendet. Von oben betrachtet sieht das aus wie eine Schraffur.

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Farblicher Akzent in der historischen Gehwegpflasterung am Konrad-Adenauer-Ufer

Für viele Bereiche in der Innenstadt gibt das Gestaltungshandbuch aus dem Jahr 2018 vor, wie der Bodenbelag auszusehen hat. Zur Promenade entlang des Rheins enthält das Regelwerk aber keine Festlegung. Somit kann die Stadt allein nach technischen Gesichtspunkten über den Belag entscheiden. Dies geschieht derzeit auf dem Abschnitt zwischen Schokoladenmuseum und Deutzer Brücke. Dort wird der Bodenbelag nach der geplanten Nutzung ausgewählt. Kleine und große Quader aus Basaltlava sollen jeweils Ruhezonen und eine Flanierzone markieren.

Knackpunkt Lieferverkehr

„Wir sehen schon das Besondere des historischen Bodenbelags nördlich der Bastei und würden diesen gerne erhalten“, so Gerdes. Doch wegen des Versorgungsverkehrs zu den Kreuzfahrtschiffen werde perspektivisch der Weg bis zur Zoobrücke mit Betonpflastersteinen im Format 20 mal 10 Zentimeter belegt. Möglich erscheint ein Erhalt der Gehwegpflasterung von 1971 auf dem nördlichsten Abschnitt bis zum Stromkilometer 691. Dort machen keine Schiffe fest, und somit entsteht kein Lkw-Verkehr.