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Deutlicher Rückgang an VögelnWarum Kölner Schwalbennester melden sollen

Lesezeit 4 Minuten
Junge Schwalben mit weit aufgerissenen Schnäbeln im Nest

Junge Schwalben im Nest

Die Stadt ruft Kölnerinnen und Kölner dazu auf, Schwalbennester zu zählen und zu melden. Denn die kleinen Vögel können wahre Wunderwerke vollbringen.

Sieht man ganz genau hin, kann man erkennen, dass die Nester hoch oben unter dem Dachsims aus Hunderten von Lehm-Kügelchen bestehen – kunstvoll zusammengefügt zu einem Gebilde etwa so groß wie zwei Handvoll, in das die Eltern und drei bis fünf Kinder passen.

Immendorf ist Spitzenreiter bei Schwalbennestern

Die ehrenamtliche Naturschutzwartin der Stadt, Marlies Fontes, kennt alle Nester – zumindest die in Immendorf. 45 sind es derzeit. Und damit ist der Stadtteil Spitzenreiter in Köln. Nun ruft die Stadt Bürgerinnen und Bürger dazu auf, alle Nester in Köln zu melden. Und bietet auch Hilfe an, um sie zu bewahren oder sogar neue Brutpaare anzulocken. Denn der Bestand an Schwalben geht immer weiter zurück.

Eine Schwalbe füttert ein Junges.

Eine Schwalbe bei der Fütterung

Die Vögel kehren von der Überwinterung aus Afrika stets wieder in dasselbe Nest zurück. „Die ersten Schwalben werden wohl Mitte April kommen. Ab Mitte Mai, wenn es wärmer ist, wird dann gebrütet. Die Schwalben bleiben bis September und legen bis zu dreimal Eier“, sagt Marlies Fontes. „Ich freue mich immer, wenn ich das Gezwitscher höre. Mich hat schon als Kind fasziniert, wenn die kleinen Köpfchen aus dem Nest herausschauten.“

Schwalben kehren immer wieder in Nester zurück

Sie zeigt auf die gegenüberliegende Straßenseite: „Da ist mein Lieblingshaus, das ist schon fast eine Reihenhaussiedlung.“ Tatsächlich kleben unter dem Sims 14 Nester. „Der Hausbesitzer schwärmt: Das ist so schön beim Frühstücken, wenn wir die Schwalben hören und sie vor den Fenstern herflitzen.“ An einem anderen Haus kehren die Schwalben schon seit 30 Jahren immer wieder zurück. „Meine langjährigen Untermieter sind wieder da, sagt die Hausbesitzerin immer.“

Zahlreiche Nester unter einem Sims

Fast eine Reihenhaussiedlung: Nester unter einem Sims in Immendorf.

Schwalben brüten gerne in Kolonien, die Kinder bauen oft gleich nebenan ein neues Nest. Überhaupt sind Schwalben sehr gesellig. „Sie wohnen gerne zur Straßenseite hin, wollen immer alles mitkriegen“, sagt Marlies Fontes. Fast so wie Menschen, die vom Fenstersims aus das Treiben draußen beobachten. Lärm mache den Schwalben nichts aus. Sie könnten es auch einer belebten Hauptstraße aushalten, nicht nur im idyllischen Immendorf ganz im Süden Köln.

Vor allem sind die Vögel nützlich. Sie verzehren pro Tag mehr als die Hälfte ihres Eigengewichtes an Mücken und Fliegen. Schon im Mittelalter wurden Schwalben als Glücksbringer und Frühlingsboten verehrt. „Wo Schwalben nisten, wohnt das Glück“, heißt ein Sprichwort. Aber: Schwalben machen Dreck, denn ihr Kot landet ohne Vorsichtsmaßnahmen auf der Hauswand.

Bretter fangen den Kot auf

Marlies Fontes empfiehlt zum Auffangen Kotbretter. Die werden in einem Abstand von 60 Zentimetern bis einem Meter unter den Nestern angebracht – nicht zu nah, damit die Vögel weiterhin einen freien Anflug auf ihr Zuhause haben. Doch viele Hausbesitzer wollen die Mitbewohner wegen des Kots überhaupt nicht haben. Es kam sogar vor, dass spitze Nadeln unterm Sims angebracht wurden.

Marlies Fontes ist ehrenamtliche Naturschutzwartin.

Marlies Fontes ist ehrenamtliche Naturschutzwartin.

Ein weiteres Problem: Es gibt immer mehr Flachdächer und somit keine Überstände mehr, unter denen die Vögel geschützt vor Sonne und Regen ihr Heim anlegen können. Weil die Böden stark versiegelt sind, entstehen kaum noch Lehmpfützen, aus denen die Vögel ihr Baumaterial holen können. „Sie können die Kügelchen nur 300 Meter weit transportieren, sonst werden sie zu trocken.“ Eine Immendorferin hat extra einen Bottich mit Erde und Wasser ans Haus gestellt. Da hat Marlies Fontes’ Überzeugungsarbeit gefruchtet. Doch es gibt noch viel zu tun.

Der Bestand an Schwalben ist – ähnlich wie bei anderen Vögeln – in den vergangenen 15 bis 20 Jahren um 40 Prozent heruntergegangen, obwohl sie zu den geschützten Arten gehören und es nicht erlaubt ist, Nester abzuschlagen. Der Lebensraum ist einfach zu sehr eingeschränkt worden. „Doch damit geht uns so viel verloren.“

Deshalb hat die Stadt nun dazu aufgerufen, die bestehenden Nester zu melden und gibt auch Tipps, wie man die Schwalben unterstützen kann – etwa durch Nisthilfen, quasi kleine Halbfertighäuser, die sich die Tiere dann schön machen können. Und Marlies Fontes wird weiter werben, damit es nicht nur in Immendorf zwitschert.

Schwalbennester können auf dieser Internetseite gemeldet werden:

www. stadt-koeln.de/schwalbenbrut