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St. Franziskus-HospitalDie letzten Ordensschwestern verlassen Ehrenfeld

Lesezeit 4 Minuten
Nonnen St. Franziskus

Krankenhaus-Geschäftsführerin Dagmar Okon (hinten) mit den Ordensschwestern Leandra (v.l.), Katharina Maria, Brigittina und Dorothee

  1. Im Franziskus-Hospital in Neuehrenfeld arbeiteten bis zuletzt noch mehrere Nonnen in der Krankenpflege. Nun ist Schluss damit.
  2. Nach mehr als 150 Jahren wird die Kongregation am Franziskus-Hospital aufgelöst.
  3. Die ältesten Schwestern Notburgia und Maria Coelestin waren mehr als ein halbes Jahrhundert im Ehrenfelder Konvent.

Köln – Das freundliche Lächeln einer Ordensfrau im schwarz-braunen Habit an der Rezeption des St. Franziskus-Hospitals war so selbstverständlich und den Menschen im Viertel vertraut wie Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn auf der Subbelrather Straße. Bald ist dieses Lächeln Geschichte. Die Ehrenfelder Gemeinschaft der Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus wird aufgelöst.

Anfang Oktober werden sich die letzten fünf Mitglieder des Konvents verabschieden. Eine Ära von mehr als 150 Jahren geht damit zu Ende. Das Ehrenfelder Hospital gehört zu den ältesten Krankenhäusern in der Stadt.

In Zeiten der Cholera

Es ist eine Ironie der Geschichte: Die Schwestern der auch als Schervier-Orden bekannten Kongregation kamen 1868 in Zeiten der Cholera nach Ehrenfeld. Gut 152 Jahre später verlassen sie den Stadtteil ausgerechnet in dem Jahr, in dem Corona den Alltag der Menschen prägt. Im Unterschied zur Cholera, die der Grund war, dass der Ehrenfelder Bürgermeister Christian Schult die Ordensoberin Franziska Schervier Ende 1867 um Entsendung von Schwestern bat, steht die Auflösung des Konvents nicht im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Pandemie.

„Wir wissen schon seit Jahren, dass die Zeit auch hier einmal zu Ende gehen wird“, sagt Oberin Schwester Katharina Maria Finken in sachlichem Ton. „Die Zeiten sind eben so.“ Etwa 20 Konvente habe sie schon auflösen müssen. Von 2004 bis 2016 war sie auch Generaloberin ihres Ordens, dem sie seit 1971 angehört.

Den Klöstern fehlt der Nachwuchs

Wie vielen Klöstern fehlt es auch dem Orden, den die Aachener Fabrikantentochter Franziska Schervier 1845 angesichts damals wachsender sozialer Not während der gerade begonnenen Industrialisierung gründete, seit geraumer Zeit an Nachwuchs. Die Ursachen fasst die Ehrenfelder Krankenhausoberin so zusammen: Junge Frauen, die sich für andere engagieren wollen, fänden heute genügend Alternativen. Und dann sei es freilich auch die Kirche selbst, von der sich die Menschen abwendeten. Die Missbrauchsskandale fallen ihr ein. „Da sind die Orden gewiss nicht schuldlos. Das muss aufgearbeitet werden“, sagt Schwester Katharina Maria.

Schwestern sind alle über 80 Jahre alt

Die Schwestern, die bald die klösterlichen Räume neben dem Krankenhaus in der Schönsteinstraße verlassen werden, sind alle über 80 Jahre alt. Sie gehen in Heime der Schervier-Altenhilfe, manche sind schon auf Pflege angewiesen. „Meist gehen die Schwestern dorthin zurück, wo sie ihre Profess abgelegt haben oder wo leibliche Familienmitglieder in der Nähe wohnen“, sagt Schwester Katharina Maria. Sie selbst ist 69 Jahre alt und wird die Leitung des St. Elisabeth-Seniorenzentrums in Frechen-Königsdorf übernehmen. Zudem wird sie einen Platz im Aufsichtsrat des Franziskus-Hospitals einnehmen.

Chronik

1868 beziehen die ersten drei Ordensschwestern des Schervier-Ordens ein Haus in der Stammstraße (damals Weyerstraße) in Ehrenfeld.

1887 eröffnet das aus privaten Spenden finanzierte erste Krankenhaus in der Schönsteinstraße mit 100 Betten. Der Standort wird mehrfach erweitert.

1993 gibt der Orden die Trägerschaft ab.

2000 übernimmt der Orden diese wieder.

2002 übernimmt die Hospitalvereinigung St. Marien die Trägerschaft. Sie gehört zur Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria.

2015 wird der Neubau mit Empfangszentrale eingeweiht. (Rös)

Mehr als ein halbes Jahrhundert, nämlich 55 Jahre waren die ältesten Schwestern Notburgia und Maria Coelestin im Ehrenfelder Konvent. Als sie an das Krankenhaus kamen, bestand die Gemeinschaft noch aus fast 80 Ordensfrauen, es gab eine eigene Station für rund 40 alte und pflegebedürftige Mitschwestern. Die Franziskanerinnen prägten den Geist des Hospitals. Traditionell kümmerten sich die Schwestern auch um Bedürftige und Obdachlose im Stadtteil.

„Die Begegnungen mit den Menschen“, nennt Schwester Katharina Maria das Wichtigste, was sie und ihre Mitschwestern aus Ehrenfeld mitnähmen. Diese seien oft von besonderer Natur gewesen. Eine Schwester habe beispielsweise für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch gebetet. Mindestens viermal habe das geholfen und die Eltern hätten große Dankbarkeit gezeigt.

Pontifikalamt zur Verabschiedung am 7. Oktober

Viele gemeinsame Erinnerungen mit Mitarbeitern und Patienten im Krankenhaus wurden während der vergangen Wochen ausgetauscht. Coronabedingt gab es mehrere kleine Zusammenkünfte der einzelnen Abteilungen mit den Ordensfrauen, von denen alle über viele Jahre in wichtigen Funktionen auf den Stationen tätig waren. „Sie haben immer ein offenes Ohr für Mitarbeiter gehabt und ein sehr feines Gespür für Stimmungen innerhalb der Belegschaft“, sagt Dagmar Okon, Geschäftsführerin des Krankenhauses. Ihre Spiritualität sei ein wichtiges Element im Haus gewesen. Okon hofft, dass dieser Geist bestehen bleibt. Ordensschwestern werden auch künftig im Hospital tätig sein. Die Nachfolge der scheidenden Schervier-Schwestern übernehmen Ordensfrauen einer indischen Kongregation Barmherziger Schwestern.

Am 7. Oktober, wird in der Kirche St. Peter am Simarplatz ein Pontifikalamt zur Verabschiedung der Schwestern mit anschließendem Festakt gefeiert. Die Besucherzahl ist beschränkt.