StaatenhausOper macht 44 Millionen Euro Verlust
Köln – Jeder einzelne Besuch der Oper ist in der zurückliegenden Spielzeit mit 350 Euro aus der Stadtkasse subventioniert worden. Das haben Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergeben. Berücksichtigt man jene 7.650 Zuschauer, die aufgrund von Ehren-, Dienst- und Pressekarten keinen Eintritt leisten mussten, beträgt der Zuschuss für jeden Gast sogar 378 Euro. Die mit Steuergeldern finanzierte Unterstützung in Rekordhöhe ist auf die schwierige Situation zurückzuführen, in der sich die Oper nach der geplatzten Wiedereröffnung ihres Stammhauses am Offenbachplatz befindet.
Zum Vergleich: Die Deutsche Oper in Berlin subventionierte ihre Tickets im Jahr 2014 mit je 177 Euro. Die Oper in Köln hatte vor ihrem Auszug aus dem Riphahn-Bau einen Zuschussbedarf von 160 Euro pro Gast.
Drastischer Rückgang der Besucherzahlen
An seinem derzeitigen Standort, dem ehemaligen Staatenhaus der Messe, leidet das Musiktheater unter einem drastischen Rückgang der Besucherzahlen. In der im vorigen August abgeschlossenen Saison haben 57.377 Besucher eine Aufführung in der Deutzer Übergangsspielstätte erlebt. Das sind gut 23.000 Gäste weniger als in der vorausgegangenen Spielzeit, für die die Oper das Musicalzelt am Breslauer Platz als Ausweichquartier gemietet hatte. Damals hatte es 94 Aufführungen gegeben, zuletzt waren 105. „Die Situation ist dem Interim geschuldet“, betont der Geschäftsführende Direktor der Bühnen, Patrick Wasserbauer. „Wir optimieren die Spielstätte, dadurch werden sich die Zahlen nach oben bewegen.“
In ihrer vorläufigen Bilanz über die Spielzeit 2015/2016 beziffert die Oper ihren Jahresverlust aus dem Spielbetrieb mit gut 44 Millionen Euro; zehn Millionen Euro mehr, als im Wirtschaftsplan vorgesehen. Ein wesentlicher Teil des Defizits wurde durch den Einbruch der Umsatzerlöse verursacht. Statt der für den Offenbachplatz erwarteten 5,5 Millionen Euro brachte der Kartenverkauf für das Staatenhaus gerade einmal 1,7 Millionen Euro.
Wie ist die enorme Abweichung zu erklären?
Der im Mai 2015 vom Rat bewilligten Finanzplanung lag die Annahme zugrunde, dass die Oper ebenso wie das Schauspiel im Herbst 2015 in die sanierten Häuser in der Innenstadt wieder zurückkehren würden. Doch nur zweieinhalb Monate nach dem Ratsbeschluss musste die Kulturverwaltung die Premierenfeier kurzfristig absagen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass auf der Baustelle chaotische Zustände herrschten. Die Arbeiten waren keineswegs so weit vorangeschritten, wie es den Bürgern vermittelt worden war.
Die schlechten Zahlen seien größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Übergangsspielzeit „unplanmäßig verlängert werden musste“, heißt es in einem Verwaltungspapier. 800.000 Euro jährlich kostet allein die Nutzung des Staatenhauses, das die Stadtverwaltung kurz vor Vertragsabschluss einem Musicalbetreiber in Erbpacht übertragen hatte. Hinzu kommen die Ausgaben für das Herrichten der ehemaligen Ausstellungshalle als Spielstätte sowie für den Transport der Bühnenausstattung.Allerdings hatte die Verwaltung nicht mit derart niedrigen Besucherzahlen gerechnet. Die für das Staatenhaus bis 2017 veranschlagten 4,4 Millionen Euro aus dem Kartenverkauf dürften wohl kaum erreicht werden.
Verluste können ausgeglichen werden
Trotz allem könnten die Verluste in voller Höhe innerhalb des Bühnenbetriebs ausgeglichen werden, heißt es seitens der Verwaltung. Einsparungen beim Material, bei den Personalausgaben und weiteren betrieblichen Aufwendungen würden dazu führen, dass die Oper ihr Budget einhält.