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Kölner Tierheimen drohen Probleme„Da kommt eine Riesenwelle auf uns zu”

Lesezeit 3 Minuten
Katzen aus Messihaus

In einem Messihaus im Kölner Süden wurden zahlreiche Katzen sichergestellt.

Köln – Nachdem Boom könnte vor dem Boom sein. Nachdem sich in der Corona-Pandemie Tausende Kölner ein Haustier zugelegt haben, fürchten Tierschützer nun, dass vor allem viele Hunde und Katzen wieder abgegeben werden könnten. „Da kommt eine Riesenwelle auf uns zu“, sagt Elke Sans vom Tierheim Zollstock.

Kölner Tierarzt: Menschen haben doch keine Zeit für die Tiere

„Wir wissen nicht, wie wir das auffangen können.“ Ähnlich sieht das der Kölner Tierarzt und stellvertretende Präsident des Landestierschutzverbandes Ralf Unna. Viele Menschen stellten fest, dass sie keine Zeit für ihre kürzlich gekauften Tiere hätten. „Es wird zu einer massiven Abgabewelle kommen. Es wird eskalieren.“ Erste Tiere würden im Zollstocker Tierheim bereits aufgenommen. So stellte die Stadt acht bis zehn Hundewelpen eines illegalen Verkäufers sicher, „die in ihrem eigenen Mist gefunden wurden“, sagt Sans.

Schätzungsweise eine Million zusätzliche Haustiere gibt es seit Beginn der Pandemie in deutschen Haushalten – insgesamt 34,9 Millionen, sagt Hester Pommerenning, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbunds in Bonn. Die Nachfrage nach Hunden sei um 600 Prozent, nach Katzen um 300 Prozent gestiegen.

„Züchter und Tierheime sind regelrecht überrannt worden.“ Manches war durchaus gut: So hatten manche Menschen im Lockdown endlich Zeit, sich ihren Haustierwunsch zu erfüllen und manches schwer vermittelbare Tier habe ein neues zu Hause gefunden. Andererseits seien Mitarbeiter von Tierheimen angefeindet worden, weil sie kein Haustier erhielten. „Es hat sogar Bestechungsversuche gegeben“, so die Sprecherin.

Illegaler Handel hat zugenommen

Zudem sei der illegale Handel mit Welpen gewachsen. Der Tierschutzbund spricht von 500.000 Tieren, die in den vergangenen Monaten verbotenerweise verkauft wurden. Oft würden die Tiere, die unter grausamen Bedingungen in osteuropäischen „Tierfabriken“ gezüchtet würden, über das Internet vertrieben und in Treppenhäusern oder Hinterhöfen übergeben.

Nicht selten stelle sich später heraus, dass die Tiere schwer krank seien. Oft fehlten Papiere und wichtige Impfungen –etwa gegen Tollwut. Sans berichtet über einen Fall, der für Aufsehen gesorgt hatte. Anfang des Jahres hatte die Stadt vier acht Wochen alte Malteser-Welpen sichergestellt, die in einem Kühlschrank gefunden wurden. Nachdem der Vorfall bekannt wurde, erhielt das Tierheim täglich 30 bis 40 Anrufe und hunderte Mails.

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Nun fürchte Sans, dass sich mancher neuer Besitzer mit seinem Haustier überfordert sieht. „Vielen könnte die Zeit fehlen, sich mit Hund, Katze oder Kleintier intensiv zu beschäftigen, weil man wieder ins Büro muss.“

Nach dem Ende des Lockdowns sei es wieder möglich, sich mit Freunden zu treffen, sich in den Biergarten zu setzen oder ins Fitnessstudio zu gehen. „Da werden die Tiere manchmal schnell lästig.“ Zudem beginnen bald die Sommerferien, eine Zeit, in der auch vor der Pandemie vermehrt Tiere ausgesetzt wurden. Vielen Besitzer werde nun auch klar, dass Haustiere auch Geld kosten. Neben Futter fallen Tierarztkosten, Hundesteuer und Pensionsgebühren an.

Kapazitäten sind begrenzt

Die Kapazität in den beiden Kölner Tierheimen ist aber begrenzt. Je 30 Hunde und Katzen haben derzeit ein Zuhause im Zollstocker Tierheim gefunden. Im Notfall könnte die Einrichtung bis zu 50 Hunde und 100 Katzen aufnehmen.

Dann drohten aber Revierkämpfe unter den Tieren, so Sans. Das Dellbrücker Tierheim äußerte sich nicht auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Tierarzt Unna, der auch für die Grünen im Rat ist, weist darauf hin, dass die Kommune jedes Tier versorgen müsse. Dies sei eine städtische Pflichtaufgabe. Wenn die Kapazitäten nicht ausreichten, müsste nach freien Plätzen in Tierheimen außerhalb Kölns gesucht werden.