Kölner TierlebenDer tierische Kundenbetreuer

Teppichkater Felix hat ein gesundes Selbstbewusstsein. Der Kater spazierte in Porzens Teppich- und Tapetenladen in Köln-Nippes und ließ sich dort nicht mehr vertreiben.
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Nippes – Eines schönen Tages war er einfach da. Spazierte von der Neusser Straße durch die Eingangstür herein, verschwand hinter den Tapetenrollen. Und ward nicht mehr gesehen. Felix, der veedelsbekannte schwarz-weiße Kater von Porzens Teppich- und Tapetenladen in Nippes. „Ich war nie ein Katzenfreund“, sagt Inhaber Jürgen Porz, „aber der Kater hat mir keine Wahl gelassen. Er hat sich mein Geschäft als neues Zuhause ausgesucht und ließ überhaupt nicht mit sich diskutieren.“
In den ersten Tagen versuchte der Teppichhändler mit seinen Mitarbeitern noch, den ungebetenen Gast wieder hinauszujagen. Doch keine Chance. „Da hab ich halt aufgegeben und mir gedacht, was soll’s, das Tier hat einen starken Willen, bleibt er halt hier“, sagt Porz und lacht. Zwischen Hunderten bunter Teppichrollen, Mustern und Tapeten versteckte sich der verwilderte Kater ganze anderthalb Jahre lang und kam nur nachts heraus, um zu fressen, zu trinken und das bereitgestellte Katzenklo zu benutzen. Damals konnte noch niemand ahnen, dass der kratzbürstige Felix sich einmal zum Chefverkäufer des alt eingesessenen Ladens machen würde.
Tierschützerin beschwert sich
„Kurz nachdem es im Veedel herum war, dass ein Kater bei uns im Laden eingezogen war, stand eine Tierschützerin auf der Matte“, erinnert sich Porz. „Sie warf uns vor, wir würden uns nicht kümmern oder das arme Tier hier gegen seinen Willen einsperren. Da hab ich gesagt: „Versuchen Sie doch mal ihn anzufassen, das ist eine Wildkatze, der macht was er will. Prompt hat Felix ihr eine mitgegeben.“
Man einigte sich auf eine Kastration, bezahlt von Porzens Teppich- und Tapetengeschäft, und Felix wurde nicht mehr behelligt. Von niemandem. Und langsam, ganz langsam, begann sich der Kater wieder zu zeigen und nahm Kontakt zum Menschen auf.
Heute, viele Jahre nach Felix’ Einzug, bietet sich der Nachbarschaft auf der Neusser Straße ein anderes Bild: Tagein, tagaus thront der Schwarz-Weiße auf seinem Lieblingsplatz vor der Eingangstür des Teppichladens und misst mit gelangweiltem Blick die Passanten. Heute weiß jeder in Nippes, wer Felix ist. Im Laufe eines Vormittages begrüßt ihn der Postbote, die Politesse, der Lieferant und viele Dutzende Nachbarn, die auf dem Weg zum Einkaufen gern beim Teppichladen vorbeischauen. Felix ist zum Publikumsmagnet des Veedels geworden und zieht damit nicht nur Kunden an, sondern verfügt sogar über einen eigenen Fanclub. Zu diesem exklusiven weiblichen Club, dessen Mitglieder den einst so wilden Felix sogar auf den Schoß nehmen können, gehört auch Elfriede Pilgrimm. „Wenn ich auf der Neusser unterwegs bin, schaue ich immer bei Felix vorbei, bringe ihm etwas Leckeres und schmuse ein bisschen mit ihm“, erzählt sie und streicht ihrem Felix über den Rücken. „Manchmal sitze ich minutenlang mit ihm hier auf den Teppichrollen und wir lassen den Geschäftsbetrieb an uns vorbeiziehen – das ist einfach schön. In meiner Wohnung darf ich keine Katze halten Also komme ich Felix besuchen.“
Nur die Hunde des Veedels, die betreten den Teppichladen gar nicht gern. Im Gegenteil, sie würden gern die Straßenseite wechseln, auf Höhe der Hausnummer 321. Ängstlich schielen die vierbeinigen Passanten in Richtung Eingangsbereich und suchen Schutz hinter Frauchens Beinen. Denn hat Felix einmal einen schlechten Tag, kann es durchaus passieren, dass er plötzlich auf den Bürgersteig schießt und dem nichtsahnenden Einkaufsbegleiter eins auf die Zwölf gibt. „Er ist eben ein Unikum“, sagt Jürgen Porz. „Wer Felix nicht kennt, der ist kein Nippeser.“