Tierfriedhof in StammheimEin Ort zum Abschiednehmen

Monika Lukas bietet auf dem Tierfriedhof auch Grabpflege an.
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„Geliebter Felix“ steht auf einem schlichten Marmorstein geschrieben, umrahmt von winzigen Buchsbäumen. Ein weißes Grablicht steht auf dem kleinen Beet. „Du fehlst mir immer noch, mein Laramädchen“, kann man auf einem Herz aus Schiefer ein paar Meter weiter lesen und „jeder Tag mit dir war ein Geschenk“ auf einem Stein gleich daneben.
Alpenveilchen blühen, in Vasen stecken Blumen, weiße Engel recken die Hände in den Himmel. Und überall sind Fotos. Von Heinrich und Max, Luparella und Zeus, Jacky und Tammy, von Sylvester, Napoleon und Maximus. Von kleinen und großen Hunden, Katzen, Kaninchen und Hamstern. Auf dem Tierfriedhof in Stammheim liegen sie begraben. Haustiere, die von ihren Besitzern nach ihrem Ableben nicht beim Tierarzt gelassen oder der Tierkörperverwertung übergeben wurden.
Begräbnis im Garten ist erlaubt
Tierkörperverwertung – ein böses Wort für Menschen, die ihre Tiere lieben wie Familienmitglieder. „Aber es entspricht der Wahrheit“, sagt Monika Lukas, Betreiberin des Tierfriedhofs. „Doch der Grund, warum die Menschen zu mir kommen, ist meist ein anderer: Sie wollen weiterhin einen Zugang zu ihrem Tier haben, der Trauer einen Ort geben und das Gefühl haben, noch etwas tun zu können.“ Oft seien es Tierhalter, die keinen eigenen Garten hätten, um ihren Liebling darin zu begraben. Denn das ist in Deutschland prinzipiell erlaubt. Sofern das eigene Grundstück sich nicht im Wasserschutzgebiet befindet und die letzte Ruhe des Haustieres drei Meter vom Nachbargrundstück entfernt liegt.
Doch bei Monika Lukas in Stammheim werden Waldi und Co. nicht einfach nur begraben. Der Tierhalter kann wählen zwischen einer Bestattung des Tieres in der Lieblingsdecke, im Sarg und einer Einäscherung. Auch ob anonym oder im Reihengrab begraben wird, darf der Kunde selbst entscheiden. Lukas holt die Tiere ab, bringt sie ins Krematorium, berät bei Sarg- oder Urnenwahl. „Bei einer Beerdigung werden die Tiere auch noch einmal aufgebahrt“, erklärt Lukas den Bestattungsvorgang. „Das ist wie beim Menschen – es gibt einen Rahmen zum Abschied nehmen, zum Loslassen.“ Der Trend, meint Lukas, käme aus den Niederlanden. Dort hätte jede größere Stadt ein Tierkrematorium und einen Tierfriedhof. Nur etwa 20 Prozent der verstorbenen Tiere blieben beim Tierarzt – in Deutschland sei es andersherum.
Kinder lernen, besser loszulassen
Die Tierbestatterin hat in ihrem Job viele positive Erfahrungen gemacht. Über Vermenschlichung diskutiert sie dabei grundsätzlich nicht. Jeder Jeck sei eben anders, sagt sie. Vor allem Kindern helfe die Beerdigung ihres geliebten Tieres bei der Trauerbewältigung ungemein. „Viele Eltern unterschätzen ihre Kinder und ihr Verständnis für den Tod. Sie sind ängstlich und wollen ihre Kinder schützen. Doch wenn man den Tod eines Tieres erklärt und greifbar macht, verliert er seinen Schrecken. Die Kinder lernen, damit umzugehen.“ Wenn die jungen Tierbesitzer möchten, dürfen sie ihren vierbeinigen Freund selbst zu Grabe tragen und auch bei der Beerdigung mithelfen. Etwas tun, das sei wichtig. Manchmal sprängen Kinder, die weinend auf den Friedhof gekommen seien, schon wieder mit einem Lachen durchs Tor hinaus.