Eil – Matthias Kistenich fuchtelt wild mit seinen Armen herum. Bringt das was, um Wespen oder Hornissen zu vertreiben? Das sei die beste Methode, um gestochen zu werden, so der Imker vom Bienenzuchtverein Porz. Was also tun, wenn jemand an einem warmen Sommertag lieber draußen essen möchte, aber nicht ständig Wespen um sich herum haben will? Antworten gibt Kistenich beim „LangenTag der Kölner Stadtnatur“ auf Gut Leidenhausen.
Fallen mit Flüssigkeiten zum Beispiel wirken, sind aber verboten. „Damit verstoßen Sie sofort gegen das Bundesnaturschutzgesetz“, klärt er auf. Solche Fallen selektieren nämlich nicht. Fliegen, Wespen, aber auch Honigbienen, Falter, Ohrwürmer und Hornissen, die besonders geschützt sind, kommen darin um. Wenn ein Wespennest in der Nähe sei, sei das Problem zudem auch nicht gelöst. Denn dort leben ein paar mehr Tiere als die 20, die in einer solchen Falle umkommen. Wie steht es denn mit Kaffeemehl auf einem Teller, das durch ein Streichholz zum Glimmen gebracht wird? „Stinkt wie Sau und wirkt nur in dem Bereich, wo der Rauch hinzieht.“ Sprich auf der anderen Seite des Tellers fühlen sich Wespen weiterhin wohl.
Apfelkompott oder Fleisch als Wespenköder
Was also tun? Kistenich empfiehlt Ablenkfutter. Apfelkompott zum Beispiel. „Sie können auch ein Stück Fleischwurst oder Schinken nehmen.“ Das Eiweiß in der Wurst oder dem Schinken brauchen die Wespen für den Nachwuchs. Die Kohlenhydrate im Kompott hingegen sind für das erwachsene Tier. „Am besten was von beidem auf einen Teller und den ein paar Meter von sich wegstellen“, sagt Kistenich und mahnt: nicht dauernd füttern. Sonst meinen die Tiere: „Geil, da ist ne Dauerfutterstelle, lass uns auch mal in der Umgebung gucken. Und dann finden die Tiere wieder Ihren Teller.“
Eine gute Alternative seien Wassersprüher. „Wenn die Wespen angeflogen kommen, richtig nass machen.“ Denn: Mit der Sprühflasche wird Regen simuliert und da bleiben auch Wespen lieber zu Hause. Regen beziehungsweise Wasser ist das Thema beim Stand von Karolin Gerhardi. Sie ist von der Wasserschule Köln, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern ab dem Vorschulalter zu erläutern, wie beispielsweise der Wasserkreislauf funktioniert. Wie Wasser aus dem Boden gewonnen wird und was alles passiert, bis es sauber und trinkfertig aus dem Hahn zu Hause kommt. Beim „Langen Tag der Kölner Stadtnatur“ können Kinder experimentieren. Blaue Flüssigkeit wird in zwei Röhrchen gekippt. In dem einen ist Sand als Filter, in dem anderen Aktivkohle, wie sie auch im Wasserwerk genutzt werden.
Reker spricht bewusst von „Klimakrise“
„Und, welches Wasser ist sauberer“, fragt Gerhardi zwei Jungs, die das Experiment durchgeführt haben. Beide sind sich einig: der Aktivkohlefilter ist besser. Neben der Wassergewinnung wird aber auch wert daraufgelegt, den richtigen Umgang mit der Ressource Wasser zu vermitteln. Anhand von Karten sollen die Kinder zuordnen, wie viel Wasser ein Mensch am Tag im Durchschnitt verbraucht. Nur fünf Liter für Trinken und Kochen? Dafür 33 Liter Wasser, das die Toilette runtergespült wird? Auch Erwachsene zeigen sich erstaunt, bei diesen und anderen Zahlen.
Das Thema Ressourcen sparen greift auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Begrüßungsrede auf. Gerade mal ein Jahr sei die Flutkatastrophe im Ahrtal und an anderen Orten her, jetzt habe man es mit enormer Hitze zu tun. „Diese Extreme müssten doch jetzt eigentlich dem Letzten klar machen, dass wir in der Klimakrise sind“, sagte sie. Bewusst spreche sie nicht von Klimawandel, weil das zu freundlich klinge für das, „was uns bevorsteht“. Hitze, Trockenheit, ein Rhein mit sehr wenig Wasser – das seien Ereignisse, die man nicht nur vom Fernsehen her kennt, sondern selbst fühlen, sehen und erleben kann. „Es passiert hier bei uns und jede und jeder hat dafür zu sorgen, dass sie oder er verantwortungsvoll mit der Umwelt umzugehen hat.“ Deswegen müsste es den „Langen Tag der Kölner Stadtnatur“ eigentlich jeden Tag geben.
Insekten als alternatives Futtermittel
Umdenken ist ein Punkt bei Philipp Zimmermann. Er sprach zum Thema „Insekten in unserer Nahrungskette“. Was nicht heißen soll, dass man künftig vor einem vollen Insektenteller sitzt. Insekten, besonders die Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder vom Gelben Mehlwurm, hätten hochwertige Inhaltsstoffe wie Eiweiß. Das auch als Futtermittel für die heimischen Nutztiere verwendet werden kann. So müssten nicht Millionen Tonnen Soja-Eiweiß aus Lateinamerika importiert werden oder 20 Prozent des globalen Fischfangs zu Fischmehl verarbeitet werden, um heimische Nutztiere zu füttern.
Apropos Futter. Sollte das Ablenkungsmanöver bei den Wespen doch einmal schief laufen und jemand wird sogar gestochen, hat Matthias Kistenich auch ein paar Tipps parat. Zum Beispiel eine halbe Zwiebel auf die Einstichstelle legen. Oder einen Hitzestift aus der Apotheke benutzen, der die Eiweißkette des Giftes zerstört. Falls es rund um die Einstichstelle dick wird – kühlen. Sollte die Person allerdings Schwindelgefühle oder Durchfall bekommen, schwerer atmen, sollte man sich nicht scheuen, den Notruf zu tätigen, sagt Kistenich. Denn dann könnte die Person allergisch sein.