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Kölner UniklinikSchwerkranke Corona-Patienten sind im Durchschnitt 60 Jahre alt

Lesezeit 3 Minuten

Edgar Schömig

Köln – Jeder fünfte Todesfall an der Kölner Uniklinik war im November auf Covid-19 zurückzuführen. „Eine solch starke Konzentration auf eine Krankheit gab es noch nie, das ist einmalig und historisch in Deutschland“, sagt Edgar Schömig, Direktor der Klinik, im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger": „Auf den Intensivstationen stellen Corona-Patienten sogar die Hälfte der verstorbenen Patienten.“

Derzeit betreut die Uniklinik 60 schwerkranke Corona-Patienten, 20 von ihnen werden invasiv beatmet – fünf sogar mit einer künstlichen Lunge. Viele dieser Patienten haben wir von kleineren Kliniken übernommen, die für die Behandlung solch komplexer Fälle nicht ausgelegt sind“, sagt Schömig. Der Altersschnitt der schwerkranken Covid-Patienten liegt an der Uniklinik aktuell bei 60 Jahren. Der Jüngste ist 18 Jahre alt, der Älteste 80. Etwa jeder vierte schwerkranke Corona-Patient stirbt weiterhin an der Krankheit, dadurch liege die Übersterblichkeit deutschlandweit im Moment bei etwa acht Prozent. „Covid-19 ist die gefährlichste Erkrankung seit 100 Jahren.“

Corona: Es drohen noch deutlich mehr Todesfälle

Mit einer erneuten Verdopplung der Zahl der Intensivpatienten wäre Deutschland „im Bereich der Katastrophenmedizin“, so Schömig: „Die Sterblichkeit auf Intensivstationen würde auf etwa 80 Prozent steigen. Genau das haben wir in New York beobachtet, wo im Frühjahr Herzinfarkte nicht mehr behandelt werden konnten.“ Schon heute leide die Versorgung anderer Patienten unter der Corona-Lage.

Aus Sicht von Schömig sind die täglichen Neuinfektionen „die alles entscheidende Zahl.“ Mit dieser könne die Uniklinik präzise vorhersagen, „wie viele Corona-Patienten wir in zwei Wochen behandeln werden – und wie viele von ihnen auf unseren Intensivstationen landen.“ Schömig erwartet in den kommenden Wochen einen andauernden Ausnahmezustand. „Wir hoffen, dass die politischen Maßnahmen funktionieren und in der Bevölkerung angenommen werden, sodass es schon bald deutlich weniger Neuinfektionen gibt.“ Auf die Todesfälle wirke sich dies mit einer Verzögerung von vier Wochen direkt aus.

Personal an Kölner Uniklinik schützt sich effektiv

Unter dem Personal der Uniklinik gibt es weiterhin kaum Covid-Infektionen. Schömig berichtet von wenigen Einzelfällen, die zumeist auf Ansteckungen außerhalb der Klinik zurückzuführen seien. Von 3000 Tests unter Mitarbeitern, die Corona-Patienten auf Intensivstationen pflegen, seien zuletzt drei mit positivem Ergebnis ausgefallen. Die Zahl zeige, „dass die Mitarbeiter genau wissen, wie man sich schützt und sehr vorsichtig sind.“

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Eine Covid-Infektion zwischen zwei Menschen, die beide einen Mund-Nasen-Schutz tragen, habe es an der Uniklinik noch nie gegeben. Neben Covid-Patienten, die gegen den Tod ankämpfen, seien „Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, die sich ohne Impfschutz gegen das Sterben stemmen, die Helden der Krise.“

„Gelingt das nicht, bekommen wir unvorstellbare Probleme“

Der Chef der größten Kölner Klinik hält den ab Mittwoch geltenden harten Lockdown für notwendig. Auch eine frühere politische Reaktion wäre laut Schömig medizinisch sinnvoll gewesen: „Die Epidemiologie sagt: Wird eine Maßnahme zwei Wochen früher beschlossen, ist ihr Effekt viermal so groß.“ Jedoch sei es möglich, dass „dass die Einsicht in der Bevölkerung nicht groß genug gewesen wäre – dann können auch scharfe Maßnahmen verpuffen.“

Auf diese Einsicht hofft Schömig nun an Weihnachten: „Bei vielen ist die Dramatik der Situation bislang nicht angekommen. Ich habe den großen Wunsch, dass sich die Menschen an den Feiertagen auf wenige Kontakte beschränken. Gelingt das nicht, bekommen wir unvorstellbare Probleme.“