Martin Emmerling hat 32 Kölner Veedelskneipen in einem Quartett-Spiel zusammengestellt. Er ist überzeugt davon, dass Menschen das zweite Wohnzimmer Kneipe heute vielleicht mehr denn je schätzen.
Kölner VeedelskneipenDieses Quartett-Spiel gibt Einblick in 32 urige Lokale
„Meine Lieblingskneipe ist „Bei Mello“ in Kalk. Da kam ich vormittags bei 32 Grad Außentemperatur rein, und drinnen war es angenehm kühl und dunkel“, erzählt Martin Emmerling. Der 42-jährige Kabarettist und Autor hat ein Veedelskneipen-Quartett zusammengestellt und verbrachte für die Recherche zwei Wochen lang täglich zwölf Stunden in Kölner Veedelskneipen.
Herausgekommen ist dabei ein Quartett mit 32 Karten und neun Kategorien, darunter Frauenanteil, Spielautomaten und Kölschpreis. Emmerling, der in Düsseldorf geboren wurde und seit vielen Jahren in München lebt, hat ein Herz für das Milieu. Während viele Eckkneipen schließen müssen, entdeckt Emmerling auf seinen Kneipen-Touren durch die Großstädte – auch für Berlin und Hamburg stellte er ein Kneipen-Quartett zusammen – Orte, an denen nicht selten schon vormittags Geselligkeit Trumpf ist - und das seit vielen Jahren.
Das Viva Colonia auf der Olpener Straße in Höhenberg zum Beispiel, das von 10 Uhr bis 2 Uhr durchgehend geöffnet hat. „Ich glaube, es gibt bei den Gästen auch einen zunehmenden Trend zum Analogen“, so der Kneipen-Experte im Selbststudium. Für viele sei die Sehnsucht nach einem zweiten Wohnzimmer noch groß. Auch das Spielen scheine die Leute zu motivieren, in die Kneipe zu gehen. Im Refugium in Zollstock sei der Billardtisch ein großer Anziehungspunkt.
Die Idee zum Kneipen-Quartett entstand im Jahr 2018, als er für ein Münchner Stadtmagazin begann, Kneipen zum Ausschneiden zu porträtieren. Los ging es mit den traditionellen Münchner Arbeiterkneipen, den „Boazn“. Das kam bei den Lesern so gut an, dass er die Investition in ein gedrucktes Spiel wagte. Seit die „Süddeutsche“ über sein Projekt berichtete, hat sein Quartett-Geschäft Schub bekommen.
Doch nach Köln, das er in diesem Sommer abgearbeitet hat, ist seine Spiele-Sammlung komplett. „Ich wollte die vier deutschen Millionenstädte komplett haben, aber nun ist Schluss. Ich kann nicht mehr“, sagt Emmerling schmunzelnd. Schließlich ist die Recherche auch recht fordernd. Kaum ein Wirt oder eine Wirtin hat es sich nehmen lassen, den Autor auf ein Kölsch einzuladen.