Gegen die EinsamkeitKölner Verein macht inhaftierten Frauen Weihnachtsgeschenke
Köln – In den Wochen vor Weihnachten macht sich der Blues breit in der Justizvollzugsanstalt. Frau S. weiß, wie sich das anfühlt, wenn an Heiligabend um 15 Uhr der Schlüssel in der Zellentür gedreht wird und es bis zum ersten Weihnachtstag um acht keinerlei menschliche Kontakte mehr gibt: Absolute Einsamkeit auf höchstens acht Quadratmetern. Frau S. hat es im vergangenen Jahr erlebt. Und sich gefreut über das kleine Präsent zum Fest, das die Frauen vom Verein „Soroptimist International Köln“ vorbeigebracht hatten.
Auch in diesem Jahr standen Mitglieder der größten Service-Organisationen berufstätiger Frauen mit gesellschaftlichem Engagement vor der Hauptpforte der JVA in Ossendorf und hatten 200 Geschenktüten für die inhaftierten Frauen mitgebracht. „Hygieneartikel wie Seife, Duftkerzen und andere Kleinigkeiten“, berichtet Dr. Gudrun Sievers-Glägel, seit 2020 Präsidentin von „Soroptimist International Köln“. „Unsere Organisation möchte das Leben von Frauen erträglicher machen“, erklärt sie deren Ziele. Der Warenwert des Tüteninhalts darf 15 Euro nicht überschreiten.
Das erste Weihnachtsgeschenk überhaupt für einige Frauen
Andrea Benko und Nicole Hippert arbeiten für den Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) in der Freiwilligen Straffälligenhilfe in der JVA Ossendorf. Sie sind als Sozialarbeiterinnen des SKF justizungebunden und verteilen die Tüten. „Es gibt hier Frauen, die haben in ihrem ganzen Leben noch kein Geschenk zu Weihnachten bekommen. Die freuen sich sehr darüber“, sagt Andrea Benko. „Wir bekommen auch Dankesbriefe“, ergänzt Präsidentin Sievers-Flägel.
Frau S. wird in diesem Jahr Weihnachten nicht in der JVA verbringen. Sie verbüßt zwar eine Haftstrafe bis 2026, lebt aber im offenen Vollzug. Die lange Strafe erklärt sich aus sogenannten Bewährungswiderrufen. Frau S. hatte einige Strafen zur Bewährung bekommen, und nachdem sie gegen die Auflagen verstoßen hatte, wurden alle Bewährungsstrafen addiert und in Haftstrafen umgewandelt.
Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie schläft nur noch im Gefängnis: „Es kommt darauf an, wie man an sich arbeitet und wie man sich verkauft. Und man muss irgendwann wissen, was wirklich wichtig ist.“