Ida Haas fuhr etwa 1400 Kilometer mit dem Fahrrad nach Rom, um ein Zeichen für Frauenrechte im Iran zu setzen.
„Alle Wege führen nach Rom“Kölnerin fährt 1400 Kilometer mit dem Fahrrad für Frauenrechte im Iran
Ida Haas setzt sich schon seit einigen Jahren für Frauen- und Menschenrechte ein. Sie machte ein Praktikum bei der Kölner Frauenberatungsstelle Agisra und arbeitete als Bürokraft beim Verein „Frauen Leben“ in Ehrenfeld. Doch nun engagierte sie sich im wahrsten Sinne des Wortes mit aller Kraft für das Thema. Die 31-jährige Controllerin unternahm eine zweiwöchige Radtour nach Rom und brachte auf dem Weg den Revolutionsslogan „Woman.Life.Freedom“ in Schaufenstern von Geschäften an. Begleitet wurde sie von ihrem Vater Johannes Croe.
31-Jährige radelte zwei Wochen von Köln nach Rom
Die Idee einer Radtour für Frauenrechte im Iran kam ihr bereits während ihres Masterstudiums in Betriebswirtschaftslehre. „Die Aufmerksamkeit zum Thema Selbstbestimmung der Frauen und Menschen im Iran hat stark abgenommen. Ich habe dann beschlossen, die Radtour, die ich bereits mit meinem Papa geplant hatte, mit dem Ziel zu verbinden, wieder mehr Bewusstsein für das zu Thema schaffen.“
Auf Rom brachte sie ihre Oma, die oft das Sprichwort „Alle Wege führen nach Rom“, genutzt hat. Darauf reagierte Ida Haas schon als Kind mit den Worten: „Das werde ich irgendwann mal nach prüfen.“
Gestartet sind Vater und Tochter mit ihrer Radtour am 16. September, dem Todestag der kurdischstämmigen Mahsa Amini. Die 22-Jährige war in der iranischen Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei am 13. September 2022 wegen Verstoßes gegen die Kopftuch-Vorschrift festgenommen worden. Amini wurde nach ihrer Festnahme in eine Klinik gebracht und fiel dort in ein Koma. Sie starb am 16. September. Der Vorfall führte im Iran und weltweit zu Protesten, die bis heute andauern.
Kölnerin brachte Aufkleber sogar auf dem Gotthardpass an
Die Fahrradstrecke von Köln nach Rom blieb nicht ohne Hindernisse. „In der ersten Woche haben mir die Beine echt weh getan. Obwohl ich viel Sport mache, bin ich keine Radfahrerin. Ich hatte nicht mal ein Fahrrad. Für die Tour habe ich extra eins gekauft.“
In den Alpen mussten sie wegen eines Schneesturms und einem gesperrten Tunnel einen Tag aussetzen. Am höchsten Punkt ihrer Tour, auf dem Gotthardpass, klebten sie den Revolutionsslogan sogar auf das große Schild auf der Aussichtsplattform. „Da oben war es wahnsinnig kalt“, sagt Haas. Viele Geschäftsinhaber waren sofort einverstanden, die Aufkleber anzubringen. Allerdings waren die Sprachbarrieren manchmal ein Hindernis. Über die Übersetzungsapp „DeepL“ kommunizierte sie mit den Inhabern der Geschäfte. Und: „In Italien und auch Frankreich wussten einige der Ladenbesitzer gar nicht über das Thema Bescheid. Ihnen wollte ich den Aufkleber dann auch nicht aufdrängen.“
Schild von Kölner Demo reiste mit nach Rom
Angekommen vor dem Petersdom in Rom hielt sie dasselbe Schild hoch, das sie bei der ersten Demo für Frauen- und Menschenrechte im Iran 2022 vor dem Kölner Dom dabei hatte. „Das war sehr schön, wie viele Leute zu mir gekommen sind, mich angesprochen haben und gefragt haben, ob sie ein Foto machen dürfen. Ich war total überrascht, wie viele Leute auch auf Social Media die Aktion unterstützt haben. Man denkt immer, man hat keine Reichweite, aber das ist nicht so.“
Nicht nur die Menschen in Rom haben sie bei ihrer Aktion bestärkt, sondern auch ihr Kölner Umfeld. Köln sei bei der Unterstützung der Frauen im Iran durch die verschiedenen Frauenberatungsstellen gut aufgestellt. „Auch die iranische Community, die es hier in Köln gibt, und deren Engagement hat mich total beeindruckt. Ich glaube generell, hier in Köln schließt man jeden mit ein. Diese Stadt bietet jedem einen Platz“, sagt Ida Haas. (red)