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Kölnerin lebt in Dakar„Man lernt wertzuschätzen, was wir haben“

Lesezeit 3 Minuten

Cornelia Seck lebt und arbeitet im Senegal.

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?

Köln – Die sonnige Terrasse des Café Cogi ist eine passende Kulisse für mein heutiges Gespräch. Während halb Köln glücklich darüber scheint, sich endlich vom Wintermantel trennen zu können, gehört Cornelia Seck zu der Minderheit, die sich über grauen Himmel und düstere Winterabende richtig freuen kann. Die 52-jährige lebt und arbeitet seit etwa zehn Jahren – mit Unterbrechung – im Senegal und gibt zu, dass der Jahreszeitenwechsel zu den Dingen gehöre, die ihr in Westafrika am meisten fehlten.

Über die Musik nach Afrika

Woher ihre Liebe zu dem Kontinent stamme, frage ich die gebürtige Kölnerin. „Das habe ich mich auch oft gefragt“, erwidert sie lächelnd. Wahrscheinlich habe es damit angefangen, „dass ich begonnen habe, mich für die Musik zu interessieren“, sagt sie und erzählt von einem Konzert von Peter Gabriel in München, bei dem auch der senegalesische Musiker Youssou N’Dour aufgetreten sei. Außerdem habe sie sich damals – „ich weiß gar nicht, ob ich da noch in der Schule war“ – einer Gruppe „Frauen gegen Apartheid“ angeschlossen. Dann studierte sie Afrikanistik, Ethnologie und Sprachwissenschaft und ist inzwischen in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Bildung tätig.

„Wie muss ich mir Ihr Leben in Dakar vorstellen?“, frage ich. Es sei eine quirlige Stadt am Meer. „Riesig, laut, anstrengend.“ Der größte Unterschied zum Leben hier sei – „auch wenn es sehr klischeehaft klingt“ – die Zeittaktung. „Wenn man auf Leute wartet, mit denen man zusammenarbeitet, muss man immer einen Spielraum einplanen.“ Dakar sei sehr international. „Man kommt mit Menschen unterschiedlichster Nationalität zusammen. Das ist das, was hier fehlt.“

Dakar als Disneyland

Was ebenfalls fehle, seien die Formen von Rassismus, die hier zu erleben sind. „Man wird als Ausländer wahrgenommen, das merkt man auch“, aber dass das mit einer negativen Haltung verbunden wäre, das erlebe sie fast nie. „Nun lebe ich dort aber auch als Entsandte, wie man das nennt, in einer finanziell privilegierten Situation. Und dieses Privileg hebt einen ab von dem, was man sonst so von der Bevölkerung mitbekommt.“ Allerdings empfinde sie Dakar zunehmend auch als eine Art Disneyland. Dazu müsse man wissen, dass sämtliche internationalen Organisationen in der senegalesischen Hauptstadt vertreten seien und vielleicht dadurch zunehmend der Eindruck entstehe, die ganze Infrastruktur sei auf dieses Publikum ausgerichtet.

Wertschätzung im Ausland erfahren

Cornelia Seck erzählt, dass sie im Juli eine neue Aufgabe in Conakry, der Hauptstadt Guineas, übernehme und damit noch mal ein neues Land kennenlernen werde. Sie selber empfindet das als großen Vorzug und rät jedem, der die Chance hat, eine Zeit im Ausland zu verbringen, es zu tun. „Die Wertschätzung dessen, was wir haben“, sagt sie, gehöre zu ihren wichtigsten Auslandserfahrungen.

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Wenn sie nach dem Aufstehen in ihrem Internetradio auf WDR2 von den Staus in der Heimat höre, oder dass irgendeine Regionalbahn nicht fahre, dann frage sie sich oft: „Weshalb wird da so ein Bohei drum gemacht?“ Dann erzählt sie von unzähligen rostigen Kisten, die durch Dakar kurven und den vollgestopften Bussen, in die man sich besser noch reinzwängt, „weil man nie weiß, wie lange man warten muss, bis der nächste kommt“.