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Neues Jahrbuch des Kölnischen GeschichtsvereinsWarum der Kölner Stollwerckplatz seinen Namen nur kurz tragen durfte

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Ansicht der Straße Im Ferkulum zwischen St. Severin und dem Vringstreff. Der Straßenabschnitt wurde in den 1970er Jahren für eine kurze Zeit in Stollwerckplatz umbenannt.

Ansicht der Straße Im Ferkulum zwischen St. Severin und dem Vringstreff. Der Straßenabschnitt wurde in den 1970er Jahren für eine kurze Zeit in Stollwerckplatz umbenannt.

Der Kölnische Geschichtsverein hat sich im vergangenen Jahr aufgelöst, aber das 1912 erstmals herausgebrachte Jahrbuch gibt es noch immer.

Es sind auch die kleinen Kuriositäten, denen sich das Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins widmet. Die Adresse „Im Ferkulum“ sei der Hauptverwaltung einer Schokoladenfabrik nicht würdig, befanden die Manager des Unternehmens Stollwerck 1970 und beantragten die Umbenennung in „Stollwerckplatz“. Obwohl das „ferculum“ ein Tragegestell von Weinbauern bezeichnet und nichts Schweinisches, stimmte die Politik zu und die Umbenennung fand statt.

Stollwerck in schwerer, wirtschaftlicher Krise

Allerdings folgte bereits 14 Jahre später die Kehrtwende: Der Stollwerckplatz wurde wieder in die Straße Im Ferkulum einbezogen. Was war passiert? Als die Kölner Politik Anfang 1971 mit den Vorständen auf die Umbenennung anstieß und Oberbürgermeister Theo Burauen das neue Straßenschild mit Sekt „taufte“, befand sich Stollwerck bereits in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Wenige Jahre später war der Standort in der Kölner Südstadt Geschichte. Im Zuge der Neubebauung des Geländes kam auch der Stollwerckplatz unter die Räder.

Das jüngst erschienene Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins.

Das jüngst erschienene Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins.

Der Kölnische Geschichtsverein hat sich 2023 aufgelöst, aber das 1912 erstmals herausgebrachte Jahrbuch gibt es noch immer. Der 86. Band ist jetzt unter der Federführung der Historischen Gesellschaft erschienen. Herausgeber ist Ulrich S. Soénius, von ihm stammt auch der Beitrag über den „verschwundenen Stollwerckplatz“.

Köln: Ringen um Straßennamen bleibt

Um Straßennamen wird nach wie vor viel gerungen. In letzter Zeit sind vor allem Kolonialherren als Namensgeber in die Kritik geraten. In diesem Zusammenhang ist der Beitrag von Layla Pankratz interessant, die sich den Anfängen des Rautenstrauch-Joest-Museums im Spiegel der Kölner Kolonialpolitik widmet und auch den damaligen Zeitgeist beleuchtet.

Thematisch und zeitlich wagt das aktuelle Jahrbuch große Sprünge. Die Glasmalereistifter des Kölner Fraterhauses St. Michael im Weidenbach werden ebenso gewürdigt wie der Kölner Jude Adolf Hochberg, Mitkämpfer beim Warschauer Ghetto-Aufstand 1943.

Weitere Kapitel sind dem „geschosstrennenden Rundbogenfries im Kircheninnenraum“ und dem Mineralwasserfabrikant Otto Ewich gewidmet. Witich Roßmann beschreibt ausführlich den „Wilden Streik“ bei Ford im Jahr 1973, während Wolfgang Uellenberg-van Dawen auf 30 Jahre „Runder Tisch für Integration“ zurückblickt. Ein weitreichender und wissenschaftlich fundierter Streifzug durch die Kölner Geschichte.

Jahrbuch 86 des Kölnischen Geschichtsvereins, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage, ISBN 978-3-412-53136-2, 362 Seiten, 45 Euro