Ein Bündnis aus Ärzten, Politikern und Verbänden will Deutschland hitzeresilient machen. Warum das reichlich spät ist und nun Freiwilligkeit nicht mehr ausreicht.
Kommentar zum HitzeschutzKöln hat 13 Trinkbrunnen, Wien 1500 – Da ist noch Luft nach oben
Hitzeopfer sterben leise. Jedes Jahr betrifft es Tausende. Besonders hoch lag die Zahl im Jahr 2022, als 4500 Menschen in Deutschland ihr Leben in Folge der hohen Temperaturen ließen. Dass die Hitze ein Gesundheitsrisiko darstellt und sich die Gesellschaft wappnen muss, wurde den Politikern einiger anderer Länder schon früh klar. Frankreich zum Beispiel führte vor genau 20 Jahren Hitzepläne ein, um die Bevölkerung sowie alle Gesundheitseinrichtungen für den Fall einer langen Hitzewelle besser vorzubereiten. Spätestens 2018, also vor sechs Jahren, als die Zahl der Hitzetage in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr sprunghaft von 6,8 auf 20,4 anstieg, musste auch hierzulande jedem Experten klar sein, dass Handeln Not tut.
Wirklich passiert ist erstmal wenig. Erst im Jahr 2022 stellte Köln als erste deutsche Großstadt einen Hitzeaktionsplan auf, im vergangenen Jahr rief Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu einem Nationalen Hitzeaktionsplan auf.
Ein Vorgehen nach dem Motto: „Könnt ihr machen, müsst ihr aber nicht“ hat wenig Durchschlagskraft
Nun versichert ein breites Bündnis unter der Führerschaft der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG), man wolle Deutschland „klimaresilient machen“. Die Hausärzte sind mit im Boot, schließlich haben sie den direkten Draht zu chronisch Kranken und Senioren, beides Gruppen, deren Gesundheit von großer Hitze besonders bedroht sind. Es gilt Trinktipps zu geben, aber auch Medikamentengaben anzupassen, schließlich beeinflussen manche Pillen die Temperaturregulation des Körpers oder den Blutdruck, der bei Hitze deutlich sinken kann.
Aber auch die Kliniken oder Pflegeheime sind natürlich gefragt, die gerade beispielsweise für besonders gefährdete Lungenkranke in Gebäudebeschattungen oder in Geräte investieren müssen, die weniger Abwärme verursachen.
Das alles sind gute Nachrichten. Aber der Weg zu einer klimaresilienten Gesellschaft ist noch weit. Gesetze tun Not und Sanktionen bei Nichteinhaltung. Auch Brandschutzpläne in öffentlichen Gebäuden fußen schließlich nicht auf Freiwilligkeit. Ein Vorgehen nach dem Motto: „Könnt ihr machen, müsst ihr aber nicht“ hat hier zu wenig Durchschlagskraft. Und verschlingt zu viel Zeit, die wir angesichts der großen Aufgabe nicht haben.
In Köln, wo man sich rühmt, beim deutschen Hitzeschutz ganz vorne dabei gewesen zu sein, wird ungeachtet der Tödlichkeit der Problematik noch immer viel zu viel Boden versiegelt, Autos und dem Individualverkehr immer noch deutlich zu viel, kühlenden Grüninseln deutlich zu wenig Platz eingeräumt. Noch immer wird über jeden wegfallenden Parkplatz gejammert. Dabei sollte jede Entsiegelung dieser Stadt ein Fest sein. Prioritäten müssen hier schleunigst neu gesetzt werden. Ansatzpunkte gibt es genug: Im gesamten Stadtgebiet stehen laut Hitze-Portal der Stadt beispielsweise gerade einmal 13 Trinkbrunnen. In Wien sind es 1.500.