Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki. Dafür riskiert eine Bistumsmitarbeiterin viel. Werden ihre Anschuldigungen vor Gericht bewiesen, ist Woelki endgültig nicht mehr tragbar.
Kommentar zu WoelkiDer Rechtsstaat ist am Zug
Gezweifelt haben viele: Kann es wirklich sein, dass der Kölner Kardinal vom prominentesten Missbrauchsfall in seinem Erzbistum über Jahre nichts wusste? In katholischen Kreisen war „Sternsinger“-Präsident Winfried Pilz eine Berühmtheit, nicht zuletzt wegen des populären, von ihm verfassten Kirchenlieds „Laudato si“. Und da sollen die Vorwürfe gegen ihn an Rainer Woelki über die Jahre vorbeigegangen sein?
Diese Frage wird nun auch mit den Mitteln des Rechtsstaats geklärt werden. Das ist gut so. Zu verdanken ist das dem Mut einer Mitarbeiterin des Erzbistums. Sie hat sich in ihrer Gewissensnot an diese Zeitung gewandt und Woelki widersprochen, der sich mit eidesstattlichen Versicherungen weit aus dem Fenster gelehnt hat. Die Frau hat sogar ein Dokument vorgelegt, das sie selbst für den Kardinal erstellt hat und das ihre Aussage stützt.
Sollte Woelki eine Lüge nachgewiesen werden, wäre er untragbar
Als Bistumsmitarbeiterin riskiert sie sie viel, was umso größeren Respekt verdient. Dass sie Teil einer Kampagne gegen den Kardinal sein könnte, auf diesen bösartigen Gedanken kann in Kenntnis ihrer Aussagen eigentlich niemand kommen. Das Erzbistum schon.
Auch für Woelki gilt – ganz klar – die Unschuldsvermutung. Doch sollte die Staatsanwaltschaft ihm eine Lüge nachweisen können, wäre er endgültig untragbar. Mag sein, dass Woelki sich für die Täterliste 2015 nicht interessiert hat. Das wäre aber ähnlich desaströs für ihn. Sein Gestus des ersten Aufklärers in Missbrauchsdingen wäre als vollends hohl entlarvt.