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Kommunalwahl in RodenkirchenCDU-Kandidat hat Chancen auf Blitzkarriere

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Ortstermin an der denkmalgeschützten Großmarkthalle: Kandidat Marc Hennemann.

  1. In der Kommunalpolitik ist der CDU-Kandidat Marc Hennemann noch nie in Erscheinung getreten.
  2. Er war in der Vergangenheit mal stellvertretender Vorsitzender seines CDU-Ortsverbandes und Vorstandsmitglied des CDU Stadtbezirksverbandes.
  3. Doch als für den Wahlbezirk 7 ein Kandidat gesucht wurde, gab es keinen Konkurrenten. So wurde er fast einstimmig gewählt und hat die Chance auf eine Blitzkarreire.

Köln-Rodenkirchen – Weißes Hemd, blaues Jackett, so lächelt Marc Hennemann den Kölnern in seinem Wahlkreis entgegen. Und genauso kommt Hennemann zum Fototermin auf das Großmarktgelände. Ein Wiedererkennungswert muss sein, und auch der Ort ist bewusst gewählt.

Die Umgestaltung des Großmarktgeländes ist eines der großen Themen in seinem Wahlkreis, zu denen die Stadtteile Bayenthal, Raderthal und Raderberg gehören. Für sie will er in den Rat einziehen. Ein Selbstläufer ist das nicht. Bei der letzten Wahl lag die CDU in Bayenthal und Raderthal vorne, in Raderberg aber gab es einen dicken Vorsprung für die SPD. Hier musste die CDU sogar die Grünen an sich vorbeiziehen lassen.

„Kai aus der Kiste“

Freund und Feind staunten, als die CDU mit dem 47-Jährigen einen recht unbekannten Kandidaten aus dem Hut zauberte, der zur Kommunalwahl wie „Kai aus der Kiste“ gesprungen kommt. Hennemann lächelt bei dem Vergleich mit dem berühmten Kinderbuch. In der Kommunalpolitik ist er noch nie groß in Erscheinung getreten. Er war in der Vergangenheit mal stellvertretender Vorsitzender seines CDU-Ortsverbandes und Vorstandsmitglied des CDU Stadtbezirksverbandes. Das war es in seiner knapp über 20-jährigen Parteizugehörigkeit aber auch schon.

Als für den Wahlbezirk ein Kandidat gesucht wurde, gab es keinen Konkurrenten. So wurde er fast einstimmig gewählt. Während andere die Ochsentour durch die Parteigremien hinter sich bringen oder sich erstmal auf Bezirksebene sowie als Zählkandidaten in aussichtslosen Wahlkreisen profilieren müssen, hat Hennemann nun die Chance auf eine Blitzkarriere.

Wahlbezirk 7: Bayenthal, Raderthal und Raderberg

Die Ausgangslage im Wahlbezirk 7 zu beschreiben, ist nicht einfach, weil es ihn bei der letzten Kommunalwahl noch nicht gab. Nach dem Neuzuschnitt der Bezirke gehören zu ihm die Stadtteile Bayenthal, Raderberg und Raderthal. Die CDU scheint in einer besseren Ausgangsposition, doch auch SPD und Grüne können sich Hoffnung machen, das Direktmandat zu gewinnen. Für die SPD kandidiert der Lehrer und Bezirksvertreter Jörg Klusemann, er streitet unter anderem für mehr bezahlbaren Wohnraum und die Fortsetzung der Bürgerbeteiligung zur Parkstadt Süd. Er kritisiert, dass in den vergangenen Jahren zu wenig beim Thema Schulbau bewegt wurde. So müsse die Europaschule in Zollstock dringend saniert werden.

Für die Grünen wirbt die Ernährungswissenschaftlerin Christine Steiger, die erst 2018 in die Partei eintrat und sich für Klimaschutz und bessere Ernährung („Regionale Ernährung wo immer möglich“) engagiert. Die FDP versucht, mit ihrem Landtagsabgeordneten Lorenz Deutsch Wähler zu gewinnen. Gute Ergebnisse konnte bei der letzten Wahl die Linke erzielen. In Raderberg holte sie fast zehn Prozent. Insgesamt treten in diesem Wahlbezirk elf Parteien mit ihren Kandidaten an. (fra)

„Ich bin seit Ende der 1990er Jahre in der CDU, habe aber nie wichtige Posten inne gehabt. Das hat mein Job bislang nicht zugelassen“, sagt der Kandidat, der ruhig und besonnen und irgendwie auch ein bisschen zurückhaltend daherkommt. Der erste Eindruck aber mag täuschen. Hennemann war zielstrebig, wollte beruflich etwas erreichen. Nach dem Abitur lernte er zunächst in einer Bank, dann studierte der diplomierte Finanzwirt an der Fachhochschule des Bundes und schlug die höhere Beamtenlaufbahn ein. Heute ist er Prüfer im Außendienst des Hauptzollamtes Köln. Seine beruflichen Ziele hat er erreicht, wie er sagt. „Jetzt ist die Zeit reif, dass ich mich auf kommunaler Ebene politisch stärker einbringe.“

Zum Beispiel bei der Entwicklung des Großmarkt-Geländes. „Das soll hier einmal ein lebenswertes Quartier werden“, sagt er beim Gang über das Areal. Noch ist davon nichts zu spüren. Die Entwicklung der „Parkstadt-Süd“ habe er von Anfang an begleitet. Mit dem aufwendigen Bürgerbeteiligungsprozess ist er einverstanden. „Ich habe den Eindruck, dass schon vieles, was die Bürger wünschten, in den Planungen berücksichtigt wurde.“ Trotzdem teilt er die Kritik am ersten konkreten Bauprojekt der GAG, das ohne Bürgerinformation durchgewunken wurde.

Bürgernah handeln

Eigentlich sollte erst der Großmarkt umziehen, bevor es mit dem Wohnungsbau losgeht. „So etwas darf nicht noch einmal passieren im Zuge der Entwicklung dieses Areals.“ Das Gelände zwischen Bonner- und Sechtemer Straße gehört der GAG und wird nun schon überbaut – ohne vorher einen Wettbewerb auszuloben. Bauherr ist die GAG, ausführendes Büro Ortner und Ortner Baukunst. Dieses hatte den damaligen Architektenwettbewerb im Zuge der Planungen zur Parkstadt Süd gewonnen.

Dass die Bebauung an den Bürgern vorbei beschlossen wurde, dürfe so nicht noch einmal vorkommen, so Hennemann. Ansonsten sieht er die Entwicklung des gesamten Vorhabens positiv. Für sein politisches Amt hat er sich vorgenommen, bürgernah zu handeln, sich kritisch auseinanderzusetzen auch mit den Themen Verkehr, Wohnungsbau mit bezahlbaren Wohnungen, Klima und Bildung. In diesen Punkten unterscheidet er sich nicht sehr von seinen Kontrahenten. Reicht sein Wahlergebnis nicht für den Einzug in den Rat, so werde ihm ein Mandat in der Bezirksvertretung Rodenkirchen wohl sicher sein – für die kandidiert er ebenfalls.