Konzert in Kölner Lanxess-ArenaElectric Callboy bekommen Goldene Schallplatte für „Hypa Hypa“

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Nico Sallach und Shouter Kevin Ratajczak stehne auf der Bühne.

Nico Sallach (rechts) schießt Luftschlangen in die Menge. Daneben Shouter Kevin Ratajczak.

Die Trancecore-Band Electric Callboy hat in der Kölner Lanxess-Arena gespielt. Ein albernes, aber unterhaltsames Konzert.

„Heute wird das Hirn ausgeknipst“, ruft Kevin Ratajczak in die bis auf die geschlossenen Oberränge gefüllte Lanxess-Arena am Freitag. Der Shouter von Electric Callboy hat damit durchaus einen guten Rat, denn politkritische Texte wird man bei der Band aus Castrop-Rauxel kaum finden – eigentlich geht es nur um Party und Sex, das wird gleich im ersten Song des Sets, „Tekkno Train“, deutlich: Textzeilen wie „Shaky shaky sweaty sweaty / You make my spaghetti ready“ sind nichts, um einen feingeistigen Abend zu verbringen.

Das macht aber überhaupt nichts, denn die Trancecore-Musik von Electric Callboy macht einfach jede Menge Spaß – wenn man bereit ist, das oben genannte Hirn auszuknipsen. Techno-typisch ist bei dem Konzert viel Stroboskop-Licht im Einsatz, hinter der Band sind große LED-Wände aufgebaut, die das Publikum, die Band oder Ausschnitte aus Musikvideos zeigen. Mit einer Art Bazooka schießen Sänger Nico Sallach und Shouter Kevin Ratajczak Luftschlangen in den Innenraum, Flammen und Feuerwerk schießen zwischendurch immer wieder von der Bühne – die Show stimmt. Sallach und Ratajczak quatschen und witzeln immer wieder gemeinsam auf der Bühne, genießen den Auftritt sichtlich.

Electric Callboy: Goldene Schallplatte für „Hypa Hypa“ in Köln überreicht

„Man hat oft viel zu wenig Zeit um zu genießen, aber das hier ist einfach unfassbar überwältigend“, sagt Ratajczak. Und kündigt an: „Weil es heute eine Zeitreise ist, haben wir alte und neue Songs dabei.“ Das klingt fast wie eine Drohung, denn so richtig bekannt und beliebt wurde die Band erst seit dem Sängerwechsel 2020 mit „Hypa Hypa“. Zuvor dümpelten Electric Callboy irgendwo im Mittelfeld der Metalcore-Liga umher. Inzwischen sind sie einer der Top-Player. Für die Single „Hypa Hypa“ – klingt wie Scooter auf Speed – gab es an diesem Abend sogar die goldene Schallplatte überreicht.

Der Innenraum der Lanxess-Arena war schon seit Monaten ausverkauft, nur einzelne Sitzplätze waren noch zu bekommen. Ratajczak ruft noch einmal zur Party: „Ihr habt morgen alle frei, also lasst uns richtig einen drauf machen“ – und fügt hinzu: „Und wenn ihr arbeiten müsst: Ein dickes, fettes ‚Scheiß drauf‘!“ Die Fans scheinen das zu beherzigen und tanzen, springen, singen mit. Sogar, als es plötzlich ungewohnt ruhige Klänge gibt: Ratajczak sitzt am Klavier, Frontmann Nico Sallach darauf. Die Draufsicht einer Kamera zeigt: Es ist ein Klavier in Form eines Penis. Gitarrist Daniel Haniß spielt dazu „Careless Whisper“ auf dem Saxophon. Das Publikum zeigt sich außerdem als erstaunlich textsicher in „Let it Go“ aus dem Disneyfilm „Frozen“ und „I want it that way“ von den Backstreet Boys.

Electric Callboy in Köln: Albern, aber spaßig

Es freut dann aber doch, wenn Electric Callboy wieder das tun, was sie gut können, und das ist energiegeladene und vor allem extrem unterhaltsame Musik, insbesondere seit dem aktuellen Album „Tekkno“. Auch, wenn sie auf musikalische Tiefpunkte wie „Fuckboi“ gerne hätten verzichten können. Das machen Songs wie „Pump It“ und „Spaceman“ mehr als wieder wett.

In „Hurrikan“ geht es gar als Schlager los – mit ballermanntypisch sinnfreien Textzeilen wie „Du bist wie ein Hurrikan / Der sich durch mein Leben zieht / Ohne Rast und Gefühl /Ziehst du mich immer wieder zu dir“ – und endet im heftigen Deathcore-Breakdown: laut, hart, schnell. Von Schlagerkitsch zur Zombieapokalypse in 1:59 Minute. Ja, das ist alles ziemlich albern. Aber Albernheit macht auch schlicht unfassbar viel Spaß.

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