Die Band aus Newport lieferte am Mittwochabend ein gelungenes Konzert in der Live Music Hall – und sendet damit eine wichtige Botschaft.
Skindred in KölnWarum Reggae-Metal mehr als nur zwei Musikgenres vereint
Eigentlich prallen hier Welten aufeinander, die, so würde man annehmen, so gar nicht zusammenpassen. Da ist auf der einen Seite der entspannte Reggae, auf der anderen der energetische bis aggressive Metal. Größer könnte der Kontrast zweier Genres kaum sein. Die britische Band Skindred nimmt sich beider Welten an und macht sie zu einer Einheit – und das harmoniert perfekt. Das hat die Band bei ihrem Konzert am Mittwochabend in der ausverkauften Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld eindrucksvoll bewiesen.
Skindred in Köln: Band albert mit dem Publikum herum
Gekleidet mit wechselnden Hüten und Sonnenbrillen sowie extravaganten Mänteln und Jacken nimmt sich weder Frontmann Benji Webbe noch der Rest der Band aus Newport ernst, liefert dabei aber exzellente Livemusik. Zwischen Songs vom aktuellen Album „Smile“ wie das gut gelaunte „L.O.V.E.“ (Webbe trägt dazu einen pinkfarbenen Plüschhut und einen pinkfarbenen Schal) und älteren Singles wie das großartige „That's my Jam“ streut die Band „Wonderwall“ und „Last Christmas“ vom Tonband ein – nur um das mitsingende Publikum dann ironisch zu fragen, ob es sie veralbern will und es mit harten Riffs von Gitarrist Mikey Demus wieder einzunorden.
Zwischendurch wird es weniger albern und stattdessen persönlich, Benji Webbe erzählt: „Als ich sieben war, starb meine Mutter. Einige Jahre später starb mein Vater. Mein Bruder kümmerte sich um mich.“
Eines Tages habe er im Fernsehen eine Band gesehen: Die Skaband The Specials, die in den späten 1970ern und frühen 80ern erfolgreich war. „Weiße und Schwarze spielten zusammen. Diese Einheit möchte ich sehen“, sagt Webbe, Sohn jamaikanischer Eltern. „Mein Bruder sagte dazu: Halt verdammt nochmal den Mund.“ Hätte Benji Webbe auf seinen Bruder gehört, so sagt er, wäre es nie zu Skindred gekommen. „Hört niemals auf diese Stimme!“, ruft er ins Publikum – und leitet unter Jubel und mit nach oben gestreckter Faust zu „Kill The Power“ über. Die Menschen im Publikum tun es ihm gleich und recken die Fäuste zu dieser kämpferischen Hymne in die Luft.
Skindred vereinen nicht nur zwei Musikstile. Dahinter steckt mehr: Reggae, eine von schwarzen Künstlern geprägte Musikform, und der in der Vielzahl von Weißen gespielte Metal – Webbes Kindheitsvision von einer Einheit ist, zumindest im Band-Kosmos, wahr geworden. An seinem Mikrofonständer ist ein schwarz-weißer Union Jack gebunden, eine Anspielung auf das Album „Union Black“ von 2011.
Neben aller Symbolkraft spielen Skindred seit 25 Jahren Musik, die sich kaum vergleichen lässt, weil sie so einzigartig ist – und absolut mitreißend, eingängig und energetisch. Dazu sind Benji Webbe, Mikey Demus, Bassist Daniel Pugsley und Schlagzeuger Arya Goggin auch live eine sichere Bank. Schade nur, dass das Konzert mit knapp eineinhalb Stunden recht kurz geraten ist.