Köln – Schätzungsweise 0,3 Sekunden dauerte es am Freitagabend in der Lanxess-Arena, bis sich alle Konzertgängerinnen und Konzertgänger von ihren Plätzen erhoben hatten. Sie sollten sich den ganzen Abend nicht wieder hinsetzen, denn: Querbeat, die Kölner Future-Brass-Band, spielte in der ausverkauften Arena das wohl bislang beste Konzert ihrer Karriere.
Querbeat mittlerweile deutschlandweit erfolgreich
„Radikal Positiv“ heißt das neue Album der Band, das im Juli dieses Jahres erschien. Darauf zu finden sind im Vergleich zu ihren Anfängen deutlich poppigere und teils elektronischere Klänge, als das, womit Querbeat bekannt geworden sind: Fette Brass-Sounds von Trompeten, Posaunen und Tuba. Der kölsche Anklang ist verschwunden, Querbeat bespielen längst die großen Bühnen in ganz Deutschland. „Radikal Positiv“ erreichte Platz 2 in den Albumcharts. Das größte Konzert in der Bandgeschichte vor rund 14.000 Menschen hätte wohl trotzdem nirgendwo anders als in Köln stattfinden können.
In der ausverkauften Lanxess-Arena traf die Euphorie eines Publikums, das seit eineinhalb Jahren nicht mehr in so einer Masse auf einem Konzert gestanden hat, auf eine Band, die eben jene Konzerte so lange nicht mehr spielen durfte. 2G-Regeln machten es am Freitag möglich. „Wir sind sehr demütig, dass wir das hier heute erleben dürfen“, sagte Frontmann Jojo Berger. „Ihr seid so schön und ihr seid so viele - und vor allem seid ihr da!“
In zwei Stunden Show brachten Querbeat die Arena durchgängig zum Tanzen, auch die neuen Songs wie „Früher wird alles besser“, mit dem die Band das Konzert eröffnete, oder „Neu Köln“ funktionieren live viel besser als auf der Platte. In „Neu Köln“ machen Querbeat zahlreichen Kölner Kneipen eine Liebeserklärung: Außerhalb der Stadt dürfte man die Anspielungen auf „Gottes Grüne Wiese“, „Das scheue Reh“ oder „Zum goldenen Schuss“ wohl kaum verstehen.
Das Konzert zeigte aber vor allem, dass der Brass-Sound und das Zusammenspiel der Bandmitglieder die größte Stärke von Querbeat sind. Neben eigenen Songs wurden Lieder von Macklemore oder Beyoncé gespielt, das Publikum ging bei allem mit, was angestimmt wurde.
Gastauftritt von OK Kid und Ansage an Querdenker
Dass die Band sich für ihr Konzert auch noch um Gastauftritte bemüht hatte, fällt dabei fast hinten rüber. Zu „Erstmal für immer“ kommt das Essener Rap-Duo 257ers hinzu, die Kölner Band OK Kid spielt gemeinsam mit Querbeat ihren Song „Stadt ohne Meer“. In Erinnerung wird vielen jedoch eher das „Flamingo Race“ bleiben: Konzertbesucherinnen Annika und Helena lieferten sich auf übergroßen aufblasbaren Flamingos einen Crowdsurfing-Wettlauf durch den gesamten Innenraum der Arena.
Neben aller Ausgelassenheit nehmen Querbeat sich die Zeit, die Corona-Pandemie zu reflektieren. „Das Q im Namen wurde uns geklaut“, so Jojo Berger. „Aber mit Querdenkern haben wir überhaupt nichts zu tun und können mit populistischem Kram nichts anfangen!“ Man sei begeistert, wie dem Publikum durch den Impfstoff wohl die Stimmbänder angeschwollen seien. Tatsächlich müsste Berger seine Texte nicht mal selber singen: Das Publikum stimmt die Songs schon von alleine an.
Ihre größten Hits heben Querbeat sich dann für die Zugaben auf: Zu „Guten Morgen Barbarossaplatz“, „Romeo“ und „Randale und Hurra“ springt die ganze Arena. „Das war ziemlich sicher das schönste Konzert unseres Lebens, besonders nach dieser Scheiß-Zeit“, sagt Jojo Berger zum Schluss. „Vielen Dank Köln!“