Lena Meyer-Landrut bringt ein neues Album raus und geht nach fünf Jahren wieder auf Tour. Ein Gespräch über die Musikbranche, Tränen und Freiheit.
Neues Album und Konzert im PalladiumLena Meyer-Landrut: „Kölner Konzert war bei der letzten Tour 2019 das schönste“
Am 31. Mai kommt das Album „Loyal to Myself“ raus. Die gleichnamige erste Single ist schon veröffentlicht. Was können die Fans vom neuen Album erwarten?
Lena Meyer-Landrut: Musikalisch ist das Album recht divers, weil ich mir jetzt erlaube, das zu machen, was ich gerne machen möchte und was ich gut finde. Die nächste Single vom Album ist eine richtige Gute-Laune-Single, was ich total cool finde. Ansonsten sind auf dem Album aber auch viele gefühlvolle Lieder.
In Ihrer Youtube-Doku „Making Loyal“ haben Sie gesagt, dass der Autounfall, der am Anfang des Musikvideos zu „Loyal to Myself“ gezeigt wird, Ihren Depressionsrückfall im Dezember widerspiegeln soll. Danach wird im Song eine Aufbruchsstimmung deutlich. Spiegelt das Ihre derzeitige Gefühlslage wider?
Auf jeden Fall. Es gab eine Situation, wo ich im Auto saß und gemerkt habe: Mich nervt die Branche, mich nerven die Veränderung und die Streaming-Dienste und Algorithmen. Ich fand alles doof. Und dann habe ich mich selber so gesehen und dachte: Ich bin eigentlich gar keine Person, die alles doof findet. Und dann dachte ich, wenn ich alles so doof finde, dann lass es doch einfach. Aber ich will es gar nicht lassen. Also muss ich doch eher dafür arbeiten, dass ich die Sachen nicht doof finde und nicht meine Umwelt oder die Gesellschaft oder die Veränderung verantwortlich mache, sondern mich selber in die Verantwortung ziehe.
Lena Meyer-Landrut denkt „andauernd“ über Rückzug nach
Sie hatten also auch schon den Gedanken, sich ganz aus dem Musikbusiness zu ziehen?
Klar, das denke ich andauernd. Aber ich finde das ganz gesund, mir das selber zu erlauben. Zu fragen, möchte ich das oder möchte ich das nicht? Es liegt an uns, unser Leben in die Hand zu nehmen. Mir ist dabei aber natürlich auch bewusst, dass ich sehr privilegiert bin und nicht jeder sich diese Frage in Bezug auf den Job so einfach stellen kann.
Was bewegt Sie in solchen Momenten dazu zu sagen: Ja, ich will weitermachen.
Es gibt viele Gründe. Ein Grund ist die Freiheit. Ich genieße so viel Freiheit – kreativ, inhaltlich und natürlich auch finanziell. Und ich habe das Gefühl, ich kann tatsächlich irgendwas machen, wovon andere Leute auch noch was haben. Es macht mir Spaß. Und ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, was ich sonst machen soll.
Sie sprechen in letzter Zeit sehr offen über ihre mentale Gesundheit, zeigen auf den Sozialen Netzwerken auch etwa Fotos von Ihren Tränen. Hatten Sie jemals Bedenken, sich so offen zu zeigen?
Für mich ist es ehrlich gesagt kein Problem. Ich bin ein super emotionaler Mensch, lebe meine Emotionen sehr offen aus. Mich stört, dass es oft zu einer Sensation gemacht wird, wenn jemand über seine mentale Gesundheit spricht. Das hat mich auf der einen Seite zurückgehalten, auf der anderen Seite aber dazu getrieben, es öffentlich zu machen. Ich drücke meine Gefühle viel durch Weinen aus, das ist mein Outlet und das ist für mich überhaupt nicht schlimm. Es ist was ganz Normales.
In wenigen Wochen, direkt nach der Albumveröffentlichung, startet Ihre Tour. Wie fühlen Sie sich?
Ich bin sehr aufgeregt, aber ich freue mich auch, weil ich weiß, dass der Moment auf der Bühne unglaublich toll wird. Für mich und hoffentlich auch für das Publikum, denn ich gebe mir ganz viel Mühe. Im Moment ist es auf jeden Fall sehr anstrengend und ich muss sehr viel Disziplin aufwenden, um das alles so hinzukriegen. Aber es ist auch eine gute Aufgabe. Ich habe das Gefühl, ich wachse daran gerade total und ich schaffe viel mehr, als ich noch vor ein paar Monaten oder Jahren geschafft hätte.
Am 6. Juni spielen Sie ein Konzert im Palladium. Freuen Sie sich auf Ihr Kölner Publikum?
Also ich freue mich eigentlich aufs Kölner Publikum am allermeisten, weil die Kölner oder die NRWler, groß umgriffen, eigentlich das beste Publikum sind. Die sind laut, die feiern, die haben Spaß. Und ich liebe das Palladium. Also ich freue mich sehr. Ich weiß noch, dass das Kölner Konzert bei der letzten Tour 2019 das schönste war, was ich hatte.