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Melatengürtel am „Green Campus“Bezirkspolitik will kleinere Kultur-Events als Körperwelten und Banksy

Lesezeit 3 Minuten
Zu viel Event-Charakter? Im ehemaligen Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße ist derzeit noch die Ausstellung „Körperwelten“ zu sehen.

Zu viel Event-Charakter? Im ehemaligen Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße ist derzeit noch die Ausstellung „Körperwelten“ zu sehen.

Als Teil des „Green Campus“-Projekts sollen andere Events angelockt werden. Für die „Weststadt“ soll ein Verkehrskonzept her.

Erst Banksy, dann die Körperwelten: Erfolgreiche Ausstellungen fanden 2024 auf dem früheren Grundstück des Autohauses an der Oskar-Jäger-Straße statt. Letztere wurde sogar bis zum 8. Dezember verlängert. Doch sie passen nicht so ganz zu den Vorstellungen, die Politiker mit dem dort vorgesehenen „Green Campus“-Projekt verbinden.

„Die Veranstaltungen haben bislang eher Event-Charakter, das entspricht nicht unserem Verständnis von Kultur“, sagte Petra Bossinger, Fraktionsvorsitzende der SPD, als die Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) kürzlich über die Zukunft des rund 1,4 Hektar großen Gewerbeareals an Oskar-Jäger-Straße und Melatengürtel diskutierte.

Kleingewerbe, Kunst und Kultur für Köln-Braunsfeld

Der Eigentümer, die Liegenschaftsgesellschaft Rheinland mbH, möchte die jetzigen Gebäude abreißen und dort drei sechs- bis achtgeschossige Neubauten errichten, am Melatengürtel geht es auf zehn Stockwerke hoch. Auf einer Bruttogeschossfläche von rund 46.000 Quadratmetern sollen in den oberen Geschossen vorwiegend Büros entstehen, die Erdgeschosse sind für Kleingewerbe, Läden, Gastronomie sowie Kunst und Kultur gedacht.

Als Reaktion auf Kommentare im Rahmen von Bürgerbeteiligungs-Verfahren, aber auch auf Anregungen des Gestaltungsbeirats der Stadt und des Rahmenplanungsbeirats Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld präzisierte die Ehrenfelder BV, an welche Art von Kunst und Kultur zu denken sei: weniger an spektakuläre Events mit überregionaler Ausstrahlung, sondern an kleinere Literatur- und Musikveranstaltungen, Theateraufführungen oder Ausstellungen.

Schließlich sei das Projekt nicht isoliert zu sehen. „Die Neubebauung soll einen Beitrag zur Belebung des Quartiers und der gesamten Nachbarschaft schaffen“, steht im BV-Beschluss.

„Weststadt“: Bezirkspolitik fordert Verkehrskonzept

Im Hintergrund steht dabei stets das übergreifende Stadtentwicklungsprojekt „Weststadt“ für das etwa 500 Hektar große Gebiet zwischen Militärring, Aachener Straße, Melatengürtel und Venloer Straße. Die an vielen Stellen des riesigen Areals längst angelaufene Überführung von Flächen veralteter Industrie- und Gewerbebetriebe in eine neue sinnvolle Nutzung soll als ein zusammenhängender Prozess in den Blick genommen und gesteuert werden.

Deshalb fordert die Ehrenfelder BV von der Verwaltung auch ein „umfassendes Verkehrs- und Mobilitätskonzept, das alle geplanten Vorhaben in der Umgebung berücksichtigt“, nur so seien die „Voraussetzungen zur Mobilitätswende in der Weststadt zu schaffen“. Dazu gehört etwa eine begrünte Fuß- und Radwegeverbindung zur Anbindung des Melatengürtels an die „Low Line“ weiter nördlich. Die verbindet mittels der neuen Brücke über die Weinsbergstraße Braunsfeld mit Ehrenfeld.

Vorerst kein Wohnungsbau

Zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sei auch eine intensivere Bepflanzung der – öffentlich zugänglichen – Freiflächen des Green Campus zu prüfen, Dach- und Fassadenbegrünungen sowie Fotovoltaikanlagen hat der Investor ohnehin vorgesehen.

Anders als der Rahmenplanungsbeirat möchte die BV allerdings auf Wohnungsbau im Green Campus verzichten und erhielt dafür Unterstützung von Markus Greitemann: „Wohnungsbau könnte in Verbindung mit der Gewerbenutzung dort problematisch werden“, meinte der Baudezernent, der bei der BV-Sitzung anwesend war.

„An Wohnungen wird auch schon im Zusammenhang mit anderen Projekten der Weststadt gedacht.“ Die Bezirksvertretung Lindenthal und der Stadtentwicklungsausschuss haben sich inzwischen den von der Ehrenfelder BV vorgeschlagenen Änderungen angeschlossen.