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Kindertagesstätte in Köln-SülzKita-Vertrag gekündigt - wohin mit 50 Kindern?

Lesezeit 4 Minuten

Kinder der Kita Düstermich Straße protestieren.

Sülz – Vorweihnachtsfreude will bislang bei den Eltern von rund 50 Kindern der Kita Düstemichstraße in Sülz nicht aufkommen. Händeringend suchen sie nach Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Ein- bis Sechsjährigen, die nach einem Wasserschaden seit Monaten in eine Weidener Kita ausgelagert sind.

Kurzerhand hat ihnen der Träger, die Fröbel gGmbH, die Betreuungsverträge zum 1. Januar 2016 gekündigt. „Es ist eine Katastrophe. Ich muss jetzt meine Arbeitszeit verkürzen. Andere versuchen, die Großeltern einzuspannen. Viele wissen noch gar nicht, wie es weitergehen soll“, schildert Barbara Trier die Not der Eltern.

Gespräche mit den Eltern

Auch die Stadt, Vermieterin des Containerbaus, zeigt sich von der Kündigung überrascht. Die Leiterin der Jugendamtes, Carolin Krause, sagt: „Wir hätten uns gewünscht, der Träger hätte vorher mit uns gesprochen, damit wir den Eltern schon jetzt andere Plätze anbieten könnten. Nun müssen wir zu einem sehr späten Zeitpunkt mit der Suche nach einer Alternative beginnen.“

Weil seit Montag zahlreiche aufgeregte Eltern im Jugendamt anriefen, lud Krause sie umgehend zu einem ersten Gespräch, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Stadt konnte keinen Sanierungstermin nennen

Es war ein Scheitern mit Ansage. Seit April ist die Kita Düstemichstraße wegen eines umfangreichen Wasserschadens geschlossen, dessen Ursache bis heute nicht ermittelt werden konnte. „Drei verschiedene Gutachter waren schon in der Kindertagesstätte, beauftragt von der Gebäudewirtschaft, um das Leck zu finden“, so Krause.

Die Stadt ist als Vermieterin für die Behebung des Schadens verantwortlich. Die Anlage soll auf jeden Fall saniert werden, um künftig wieder als Kita genutzt werden zu können. „Aber wir können keinen Termin nennen, wann das sein wird“, so die Amtsleiterin. Und genau das bereitete der Fröbel gGmbH Probleme.

Als die Sülzer Kinder im Frühjahr im Fröbel-Kindergarten an der Kronstädter Straße in Weiden untergebracht wurden, war diese Einrichtung neu und verfügte daher über ausreichend Platz. Doch mit Beginn des neuen Kindergartenjahres im August war sie eigentlich mit Mädchen und Jungen aus Weiden und Umgebung voll belegt.

Mitarbeiter schmissen hin

Nun aber befinden sich in Weiden zwei Kitas unter einem Dach. Das wurde einigen Mitarbeitern zu viel, sie kündigten. Dazu meint die Referentin für Qualitätssicherung bei Fröbel, Miriam List: „Seit acht Monaten arbeitet unser pädagogisches Team unter provisorischen Bedingungen ohne Aussicht auf ein Ende der Belastung. Wir haben schon dringende Appelle unseres Betriebsrats, dass das so nicht weitergehen kann.“

Aus Sicht von Fröbel waren die Zustände unhaltbar. „Wir stehen mittlerweile ohne Gebäude und Mitarbeiter da. Eine gute Kinderbetreuung nach unserem Konzept der offenen Gruppen ist so nicht mehr zu leisten.“

Bis zuletzt habe Fröbel ohne Erfolg versucht, von der Stadt einen definitiven Termin zu bekommen, wann mit der Doppelbelegung Schluss sein würde und sie wieder zurück in die Düstemichstraße oder einen Ausweichstandort umziehen könnten.

Alternative ab Januar

Eine Alternative für die Kinder aus der Düstemichstraße stünde ab Januar 2016 vermutlich sogar in Sülz zur Verfügung, an der Kaisersescher Straße. Dort sind zurzeit noch die Kinder aus der Kita Drachenfelsstraße in Klettenberg untergebracht. Diese war vor vier Jahren aufgrund erheblicher Bauschäden geräumt, abgebrochen und anschließend neu gebaut worden. „Am 11. Dezember ist die Abnahme des Neubaus, hat uns die Leiterin des Jugendamts jetzt mitgeteilt“, so Trier. „Gibt es keine Beanstandungen, wird er bezogen, der Ausweichstandort Kaisersescher Straße wäre frei. Wir sind sehr zuversichtlich, das das klappt“, erläutert Krause.

Für die Eltern wären das gute Aussichten. Schließlich mussten die Kinder in den vergangenen Monaten Tag für Tag mit einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Shuttlebus zu der weit entfernten Fröbel-Kita in Weiden gebracht werden.

Kein Personal

Doch auch gegenüber den Müttern und Vätern macht die Stadt keine definitive Aussage zum Datum. Denn es gibt noch ein Problem. Da Fröbel nicht mehr für die Kita zuständig ist, muss geeignetes Personal gesucht werden. „Das wird kurz vor Weihnachten nicht einfach“, sagt Krause. Erzieher sind derzeit knapp, durch die Einführung der U3-Betreuung und durch den Zuzug von Flüchtlingen. Und das Ausbildungsjahr endet erst im Sommer, dann steht Nachwuchs zur Verfügung.

Die Amtsleiterin bedauert, dass es zu diesem unschönen Ende kommen musste, gibt aber zu bedenken: „Bei 600 Kitas in Köln kommt es ab und zu vor, dass ein Standort geschlossen werden muss und dadurch Engpässe entstehen.“

Mit Fröbel arbeite die Stadt ansonsten gut zusammen. Der private Betreiber von Kitas unterhält in Köln 29 Einrichtungen. Ab 1. Januar werden es nur noch 28 sein.