Es ist 22 Jahre her, dass der damals 44 Jahre alte Eric Lattré eine heute doppelt so alte Frau kennenlernt. Nun hat er seine 22 Jahre ältere Verlobte geheiratet.
Die magische Zahl22 88-jährige Kölnerin heiratet 66-Jährigen
Es ist ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest; nicht als Paar, aber als Ehepaar. Fast alles wird bei diesem sogenannten Fest der Liebe sein wie immer – inklusive der gefüllten Pastetchen an Heiligabend. Neu ist jedoch die Gravur in den einstigen Verlobungsringen. „Es war wahnsinnig schwer, auf die Schnelle jemanden in Köln zu finden, der das machen konnte“, sagt Eric Lattré. Nun steht dort neben den Namen die 22 – eine bedeutungsvolle Zahl im Leben der beiden frisch Verheirateten.
Dass Eric Lattré und Marga Fein sich an einem 22. im Jahr 22 nach nunmehr 22 Jahre währender Beziehung das Ja-Wort gegeben haben, ist das eine. Das andere ist, dass die beiden exakt 22 Jahre trennen: Denn Marga ist 88 und ihr Angetrauter ist 66 Jahre alt. Der Altersunterschied sei nie ein Problem gewesen, sagt Eric. „Für uns beide nicht!“
Ihr Vater wurde 106 Jahre alt
Dabei spielt sicher eine Rolle, dass man Marga ihre fast neun Lebensjahrzehnte nicht im Geringsten ansieht, und dass sie immer wesentlich jünger aussah. Dafür gibt es ihrer Meinung nach vor allem eine Erklärung: viel Sport. Letztendlich hat der die beiden auch zusammengebracht.
1956, als Eric in einem Dorf in Flandern geboren wurde, war Marga 22 und bereits Mitglied im Ruderclub RTK Germania. Während er in Belgien seine ersten Gehversuche machte, arbeitete Marga bereits beim Gerling-Konzern – zuletzt als „stellvertretende Schreibsaal-Leiterin“. Sie beherrschte das, was im Computer-Zeitalter kaum noch einer kann: Tippen mit zehn Fingern und das natürlich blind. Das rasende Tempo, das sie dabei an den Tag legte, hatte sie auch beim Laufen, beim Reiten und beim Skifahren.
Beziehungstechnisch war Marga eher nicht von der schnellen Truppe, was auch daran lag, dass sie jahrelang ihren Vater pflegte, der 106 Jahre alt wurde. Zu seinem 100. Geburtstag titelte diese Zeitung: „Ein Mann so alt wie der Dom“.
Zeitlebens in derselben Wohnung
Es war – wie so oft im Leben – Zufall, dass der lange Zeit in Aachen stationierte Zeitsoldat Eric an einem trüben Novembertag vor 22 Jahren das Clubhaus des RTK Germania aufsuchte. Er wollte seinen Freund Wilhelm Dreesen besuchen, der damals das „Rheinfässchen“ führte und dann die Club-Gastronomie übernahm. Dort war damals auch Marga zugegen. „Es hat vielleicht nicht direkt gefunkt, aber ich fand sie nett“, erinnert sich der Belgier und erzählt, wie sich im Zuge wiederholter Zusammentreffen auch zunehmend Herzklopfen bei der Begegnung einstellte.
Dem Umfeld blieb nicht verborgen, dass da zwei Menschen Feuer gefangen hatten. Und man fragte sich bereits: „Weshalb kommen die nicht näher zusammen?“ – Das taten die zwei dann auch. Im März 2003 war Verlobung, und wenig später zog Eric zu Marga nach Klettenberg, die die Wohnung, in der sie praktisch seit ihrer Geburt lebte. Damals erzählt sie, „waren noch keine Häuser, sondern Schrebergärten bei uns gegenüber. Wir hatten auch einen, der uns im Krieg ernährt hat.“
Es kam immer was dazwischen
Weshalb sie sich damals zwar ein Eheversprechen gegeben, aber nie geheiratet haben, weiß Eric ganz genau: „Es ist immer was dazwischen gekommen!“ So wurde der vorher eher unsportliche Eric durch seine Marga sogar zum Skifahrer. Das Rudern hatte er natürlich auch längst angefangen, weshalb Elena Steinmüller die kunstvolle Hochzeitstorte mit einem Ruderboot verziert hat.
Für das Brautpaar stand kein anderer Ort für die Feier zur Debatte, als das Stammcafé auf der Luxemburger Straße, in dem Elena die Wirtin und vor allem die gute Seele ist. Eingeladen waren – natürlich – 22 Gäste. „Wenn man eine der beiden Zweien umdreht, wird ein Herz draus“, sagt Eric und zeigt ein Foto auf seinem Handy. Streng genommen gibt es bei der ganzen Geschichte nur einen winzigen Schönheitsfehler: Elena Steinmüllers Bistro heißt nicht 222, sondern 333…