Im Ruhestand bleiben die Goldschmied-Arbeiten die Leidenschaft von Herbert Schmelzer. Er hatte 40 Jahre lang sein Geschäft an der Luxemburger Straße.
„Ich kann nicht aufhören“Goldschmied aus Klettenberg ist auch mit 85 Jahren in seiner Werkstatt kreativ
„Der Diamant war nie mein Lieblingsstein, ich war und bin immer noch verrückt nach farbigen Edelsteinen. Mich fasziniert das Potpourri an Farben, das die Natur produziert“, erzählt der Goldschmied Herbert Schmelzer, der 40 Jahre lang an der Luxemburger Straße ein Schmuckgeschäft hatte. „Ich habe für meine Kunden in Idar-Oberstein, Brasilien und auf Messen immer die ganze Farbpalette geordert.“
Sein Geschäft existiert nicht mehr, aber im Hinterhaus, in einer Gartenlaube, hat er noch eine Goldschmiede-Werkstatt, in der der 85-Jährige jeden Vormittag verbringt. „Früher war das die Backstube meines Großvaters, da habe ich als Kind oft gespielt. Heute steht hier mein ganzes Werkzeug, mit dem ich so manche Schmuckstücke gemacht habe. Das ist mein Reich, hier bin ich glücklich“, sagt Schmelzer und seine Augen leuchten dabei.
Klettenberger macht Ausbildung zum Goldschmied mit 14 Jahren
Da er schon als Kind gerne gebastelt hat, gut zeichnen konnte und immer verrückte Ideen im Kopf hatte, machte er mit 14 Jahren eine Ausbildung zum Goldschmied, anschließend besuchte er zwei Semester lang die höhere Fachschule für Edelmetalle in Schwäbisch-Gmünd. Die erste eigene Werkstatt befand sich auf der Venloer Straße, dann schloss sein Großvater die Bäckerei auf der Luxemburger und Herbert, der Enkel, zog in das Ladenlokal.
„Ich habe damals vor Ideen gesprudelt. Kein Ring, keine Brosche und keinen Anhänger gab es doppelt, alles Einzelstücke. Ich habe gezeichnet, gefertigt und die Schmuckstücke ins Schaufenster gestellt. Die verkauften sich wie geschnitten Brot, sie waren ruckzuck weg und ich habe wieder neue gemacht, das war eine tolle Zeit“, erinnert sich der Goldschmied aus Klettenberg.
Als er vor 25 Jahren aus familiären Gründen schließen musste und das Gewerbe fünf Jahre später abgemeldet hat, wollte er etwas kürzertreten. Das aber ist ihm nicht gelungen. Bis heute fertigt Schmelzer meist sehr opulente Ringe und Anhänger für Freunde oder seine Frau Erika, mit der er seit 60 Jahren verheiratet ist.
Seine letzte Goldschmiedearbeit war ein Anhänger für einen Freund, der seiner Frau zum 50. Hochzeitstag ein besonders Geschenk machen wollte. „Der Anhänger ist aus einer vier Mal zwei Zentimeter großen Lapislazuli Platte, hat 60 Edelsteine, und in der Mitte habe ich das Familienwappen aus Feingold platziert. Daran habe ich drei Monate rumgetüftelt.“
Erbstücke werden oft unter Wert verkauft
Bedauerlich findet Schmelzer, dass heute alte Erbstücke meistens unter Wert verkauft werden. Die meisten Händler wollten nur das Gold, die Würdigung der Goldschmiedearbeiten und die idealen Werte blieben auf der Strecke.
Oft wenn Goldschmuck verkauft wird, „werden die schönsten Steine einfach zertrümmert, es geht rein um das Gold. Die Brosche mit den Rubinen kommt in die Presse, dann macht es peng und weg sind die Rubine“, erklärt Schmelzer. „Unter den Händlern, die Gold ankaufen, gibt es seriöse, aber auch viele Windhunde. Da muss man aufpassen, darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen – alle wollen verdienen. Und man sollte immer daran denken, dass die Rubin-Brosche der Erbtante meistens viel mehr wert ist als der aktuelle Goldpreis für die Fassung“, sagt er.
Auch ehrenamtlich ist der Goldschmied engagiert. Seit vier Jahren unterstützt Herbert Schmelzer den Friseur Ralph Schwalbach bei seiner jährlichen Benefiz-Schmuckbörse. Der Goldschmied und der Friseurmeister sind Nachbarn in Klettenberg und ergänzen sich.
„Die Leute haben in diesem Jahr schon 200 Schmuckstücke gespendet und beim Ralph im Friseursalon abgegeben. Ich poliere die alten Schätzchen, ersetze fehlende Steine und taxiere sie. Das ist meistens sehr aufwendig. Aber wenn am Ende die Spendensumme stimmt, dann fühle ich mich gut“, sagt er. Der Erlös der Spendenaktion geht an den Verein „wir helfen“ vom Kölner Stadt-Anzeiger. Dieser unterstützt mit den Spenden Organisationen, die sich um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern.
Es scheint, als ob der 85-jährige Goldschmied aus Klettenberg einfach nicht aufhören kann, zu arbeiten. Nach jeder Goldschmiedearbeit fegt er den Goldstaub und die Goldreste zusammen und schmilzt diese in seinem kleinen Ofen zu einem Goldklumpen, um daraus ein neues Schmuckstück zu kreieren.
Wenn er keine Schmuckstücke macht, dann malt er Bilder, lasert Skulpturen oder bastelt Krippen aus Kupfer. „Ich muss immer etwas tun. Sitzen und auf den Tod warten, das ist das Allerschlimmste. Der kommt von allein – ob ich will oder nicht.“