Hilfe aus KlettenbergUkrainer und Kölner organisieren Transporte in die Ukraine
Köln-Klettenberg – An Weiberfastnacht um 5 Uhr morgens klingelte das Telefon. Wassilys Tochter rief ihren Vater in Köln an. „Es ist Krieg“, sagte sie. Der Satz hinterließ eine Wirkung, die dem 53-Jährigen immer noch anzumerken ist, wenn er von dem Gespräch erzählt. Für das, was gerade in seinem Heimatland geschieht, hat er nicht viele Worte, zunächst nur eines: „Angst“, sagt er, die sei dort zuhause, seitdem Putins Armee die ukrainischen Städte bombardiert. Immer mehr Menschen verlassen ihren Wohnort und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
In Wassilys Heimatstadt Czernowitz kamen schnell Flüchtlinge an. Schulen, Kindergärten, Restaurants und Hotels wurden zu Notunterkünften. Bereits am Karnevalssamstag begann Wassily in Köln, die ersten Hilfspakete zu packen, um sie in die Heimat zu verschicken. Er fragte Freunde, Florian und Stefan Müllen, ob sie ihn dabei unterstützen können. Die Familie Müllen hat Lagermöglichkeiten für Hilfsgüter an ihrem Wohnort in Klettenberg.
Seitdem gehen von dort aus regelmäßig Hilfstransporte auf die Reise in die Ukraine. Heute ist es wieder soweit. Wassily und andere Helfer beladen einen LKW nebst Anhänger. Ukrainische Frauen haben die gesammelten Spenden vorher neu sortiert und beschriftet, auf Ukrainisch, damit die Menschen vor Ort wissen, um was es sich bei dem jeweiligen Paket handelt.
Transporte nach Czernowitz
Die ersten Fahrzeuge, die nach Karneval starteten, passierten noch die Grenze. Mittlerweile laden die Transportteams die Hilfsgüter in Rumänien vor dem Grenzübergang ab. Dann kommt ein Fahrzeug aus der Ukraine, um sie zu holen und nach Czernowitz zu bringen. Dort im Südwesten des Landes, 300 Kilometer von Lwiw entfernt, ist die Lage noch vergleichsweise ruhig.
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In Czernowitz verteilen Menschen die Güter. Bis nach Kiew sind die Kisten aus Klettenberg bereits gekommen. In Köln belädt Wassily mittlerweile den 13. Transporter, vor allem mit Lebensmitteln, Windeln, Toilettenpapier und Medikamenten. Die Müllens haben viele Sachspenden und Geldspenden bekommen. Derzeit ist ihnen finanzielle Hilfe lieber. „Wir können mit dem Geld einfach ganz gezielt das kaufen, was benötigt wird“, erklärt Florian Müllen, „auch Benzin, das jetzt sehr teuer ist.“
Medikamente sind schwer zu bekommen
Medikamente würden besonders gebraucht. Sein Bruder Stefan ergänzt: „Insulin konnten wir bislang noch nicht auftreiben.“ Was sie denn am meisten brauchen? „Endlich wieder Ruhe“ sagt Wassily. Wassily besucht Deutschland regelmäßig schon seit vielen Jahren. In den 80er-Jahren verschlug es ihn das erste Mal in die damalige DDR, als Soldat der sowjetischen Armee. Jetzt fällt es ihm schwer zu bleiben: „Es wäre leichter für mich, in der Ukraine zu kämpfen“, sagt er. Das Sinnvollste ist momentan allerdings, in Köln zu bleiben und Hilfstransporte in sein Heimatland zu organisieren. Damit helfen er und seine Freunde gleich in zweierlei Hinsicht: Sie bringen den Menschen die Nahrung, Hygieneartikel und Medikamente, die sie benötigen – und auf dem Rückweg nehmen die Fahrzeuge Ukrainer mit, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland flüchten.
Wer die Ukrainehilfe Köln mit Spenden unterstützen möchte kann dies über die Homepage tun.