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WiddersdorfKölner Friedensschule ist gerettet – doch die Unsicherheit bleibt

Lesezeit 4 Minuten

Widdersdorf – Auf dem Stundenplan steht „The Middle Ages“, „das Mittelalter“. In Gruppen sollen die Sechstklässler sich mit den unterschiedlichen Facetten des Lebens in der Vergangenheit befassen und ihre Rechercheergebnisse dann den anderen präsentieren.

Zunächst dürfen sie sich Unterthemen aussuchen. Lehrerin Vicky Labat hat ihnen eine Liste mitgebracht. „Sports and Entertainment“ fordern Ruben, Tom und Aris, sobald sie einen Blick darauf geworfen haben. Maria, Dominique und Luna stöhnen. Sie haben das gleiche Sachgebiet ausgewählt. Die Kinder debattieren über ihre Wünsche und ihre Wahl auf Englisch. Das ist die offizielle Unterrichtssprache an der „International School“ der Internationalen Friedensschule.

Die Schüler der sechsten Klasse kommen aus Deutschland, Griechenland, Afghanistan, Island und vielen anderen Ländern, sind unterschiedlich lange in Köln, bleiben unterschiedlich lange. Im Geschichtsunterricht werden 26 Kinder von zwei Lehrern betreut. In den meisten anderen Fächern wird die Klasse geteilt und lernt in zwei Gruppen à 13 Schüler.

An der International School, einer inklusiven internationalen Gesamtschule, können die Kinder auf diese Weise bis zum International Baccalaureate lernen. Auch ein bilinguales Gymnasium und eine ebenfalls bilinguale Grundschule gehören zur Friedensschule (IFK) – und bieten entsprechend kleine Klassen und Unterricht in Englisch.

Vor zehn Jahren wurde die Privatschule mit dem besonderen Angebot gegründet – nun ist sie um Haaresbreite an ihrem Aus vorbeigeschlittert. Der Bauunternehmer Norbert Amand, der 50 Prozent der Anteile an der Schule hielt und auch als Darlehensgeber fungierte, hatte sich im Februar überraschend zurückgezogen. Die Rettungsaktion von Eltern und Lehrern mit dem Titel „Save IFK/CIS“ führte aber zum Erfolg: Einige Familien und Sponsoren werden die Schule selbst kaufen.

Gespräche mit der Stadt

Das Schulgebäude können sie allerdings nicht erwerben. Das wird der Investor an die Stadt Köln vermieten, die ebenfalls Raum für neue Schulen benötigt. Nun sind die Eltern mit der Stadt im Gespräche, um – zumindest für einige Jahre noch – Unterschlupf in ihrem Gebäude finden zu können. Dann wird die Schule umziehen müssen.

Die Schule ist gerettet – doch bei den betroffenen Familien bleibt Unsicherheit. Für manchen Schüler ist der Besuch einer städtischen Schule keine Alternative: „Wir waren sehr lange im Ausland“, erzählt Petra Tenzer. „Mein Sohn hat noch nie eine Schule im deutschen System besucht.“ Ihr Mann arbeitet für ein französisches Unternehmen.

Als er vor einiger Zeit zurück in die deutsche Dependance in Düsseldorf wechselte, war für die Familie klar, dass sie dorthin zieht, wo es eine Internationale Schule gibt, also nach Köln. „Mein Sohn macht in zwei Jahren das International Baccalaureate. Wenn er diese Schule nicht mehr besuchen kann, müssen wir ihn auf ein Internat schicken“, sagt Tenzer traurig. Etwa einem Drittel der Familien, deren Kinder die IFK besuchen, gehe es ebenso, schätzt sie.

Im Geschichtsunterricht der sechsten Klasse läuft die Kommunikation auf Englisch.

Doch es gibt auch Eltern aus Köln und Umgebung, die ihre Kinder aus einem anderen Grund an der Internationalen Friedensschule angemeldet haben, so wie Axel Schmiegelow, Elternvertreter im Förderverein der Schule. Drei Kinder hat er zunächst auf die bilinguale Grundschule und dann auf die International School geschickt. „Die staatliche Schule befindet sich in der Krise. Wir wünschten uns eine andere Lernform“, sagt er. „Wenn man den Kindern ermöglichen kann, nicht nur eine Sprache, sondern in der Sprache auch andere Fächer zu lernen und sich ein anderes Vokabular zu erschließen, ist das ein wesentlicher Vorteil für sie.“

Nicht als Elite verstanden werden

Die besondere Bildung hat ihren Preis. Eltern zahlen einen monatlichen Beitrag zum Förderverein, der sich derzeit auf rund 1200 Euro beläuft. Auf Antrag kann der Beitrag, je nach Einkommensverhältnissen, um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Als Eliteschule möchten Eltern und Lehrer die Internationale Friedensschule nicht verstanden wissen. „Wir sind eher ein Zukunftsmodell“ sagt Shaun Roberts, Leiter der International School der IFK.

„Wir möchten den Kindern Fähigkeiten mitgeben, die angesichts der rasanten Veränderung der Welt in der Zukunft noch relevant sind.“ Das sei eine breite Basis von Sprachen und Wissen, die Sicherheit im Umgang mit anderen Kulturen.

Sein Kollege Ulrich Charpa, Leiter des bilingualen Gymnasiums, sieht die Stärke der Schule vor allem in dem Betreuungsschlüssel und dem Engagement der Pädagogen. „Kinder lernen einfach am besten in kleinen Klassen. Wir entlasten dadurch auch systematisch die Lehrer und stärken sie in ihren eigentlichen Kompetenzen“, sagt Charpa. „Das ist auch eine Aufforderung an das staatliche System. Wir brauchen ganz dringend eine kleinere Klassen.“