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Vorwärts SpohoCrowdfunding soll Kölner Kicker von „Schlammassel“ befreien

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Torwart Erald

Müngersdorf – Erald streckt das Bein weit nach vorne, stoppt den Ball – und fällt in die große Pfütze vorm Tor. Einige Paraden später sieht der Neunjährige aus, als ob er mit Trainingsanzug ein Schlammbad genommen hat. Ein starker Regenguss hat dafür gesorgt, dass sich der Ascheplatz des Fußballvereins Vorwärts Spoho 98 in Müngersdorf in ein solches verwandelt hat.

Eralds Mutter Lucia Troka seufzt: „Dabei hat das Training noch gar nicht angefangen.“ Sie nimmt es gelassen. „Immerhin können die Kinder heute trainieren.“ Das sanierungsbedürftige „Nordfeld“ am Walter-Binder-Weg muss sehr oft gesperrt werden, weil es unter Wasser steht und nicht bespielbar ist.

Das soll nun endlich anders werden. Der Verein wünscht sich einen Kunstrasenplatz, der mit einer funktionsfähigen Drainage ausgestattet und so strapazierfähig ist, dass die 25 Jugend- und die fünf Senioren-Mannschaften dort alle trainieren können. Auch das Verletzungsrisiko ist auf Kunstrasen geringer als auf einem Ascheplatz. Der Vereinsvorsitzende, Volker Zirkel, weiß, dass er auf die Unterstützung der Stadt zählen kann. „Wir stehen ganz oben auf der Liste der Vereine, die einen Kunstrasen bekommen sollen“, erzählt er.

Ein Grund für die Pole-Position ist allerdings auch die Tatsache, dass der Verein den Kunstrasenplatz in Eigenregie bauen will. In einem solchen Fall trägt die Stadt die Kosten zu 87,5 Prozent, 12, 5 Prozent muss der Verein aufbringen. Der Zuschuss der Stadt ist jedoch auf 600.000 Euro gedeckelt. Für Vorwärts Spoho ist das ein Problem: „In unserem Fall kostet der Platz 950.000 Euro. Somit müssen wir 350.000 Euro selbst bezahlen“, sagt Zirkel. 200 000 Euro könne der Verein über einen jährlichen Zusatzbeitrag von 25 Euro pro Mitglied finanzieren. Aber es bleibt ein Fehlbetrag von 150.000 Euro.

Diese Summe möchte er über Crowdfunding zusammentragen. Für großzügige Spenden soll es auch Gegenleistungen geben. Je nachdem, wie hoch der Betrag ist, können mögliche Sponsoren auch einen Platz für das Firmenlogo auf den Trikots oder Trainingsanzügen bekommen oder ein Banner am Platz für Werbung aufstellen oder online auf der vereinseigenen Homepage werben.

Viele Vereine warten schon lange auf Kunstrasenplatz

Der Verein führt eine 62 Vereine lange „Prioritätenliste“ bei der Stadt an, die der Sportausschuss auf Vorschlag des Sportamtes im Juni 2013 erstmalig verabschiedet hat. Amtsleiter Gregor Timmer weiß, wie sehnsüchtig viele Fußballvereine auf den eigenen Kunstrasenplatz warten. „Das ist in Köln ein Riesenthema“, sagt er.

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Die Kicker sind schon nach wenigen Minuten vom Schlamm durchweicht.

Neben dem eigenen finanziellen und persönlichen Engagement des jeweiligen Vereins sind es folgende Kriterien, die dafür ausschlaggebend sind, welchen Platz ein Bewerber auf der Liste einnimmt: Der bauliche Zustand der alten Anlage, die Anzahl der spielenden Mannschaften, eine mögliche Mehrfachnutzung durch Vereine und Schulen und die Frage, ob Kunstrasenplätze in der Umgebung vorhanden sind.

Die Verwaltung arbeitet die Liste langsam ab. „Wir können jährlich ungefähr drei neue Plätze bauen“, sagt Gregor Timmer. 4,5 Millionen Euro stellt die Stadt pro Jahr aus ihrem Haushalt dafür zur Verfügung. 41 Plätze konnten schon gebaut werden, 12 sind in Planung oder Bau. In den vergangenen Jahren konnten sich der DJK Südwest in Sülz und der SC Blau-Weiß in Lindenthal und der SV Adler in Dellbrück über neue Kunstrasenplätze freuen. Auch in Nippes wurden zwei eröffnet.

Altlasten auf dem Areal von Vorwärts Spoho

Dass der Bau am Nordfeld so teuer wird, liegt zum einen daran, dass der neue Platz ausreichend groß sein muss, damit die Damenmannschaft, die in der Regionalliga spielt, dort ihre Heimspiele austragen kann. Zum anderen befindet er sich auf einem Areal, in dem Altlasten schlummern, als da sind die gesprengten Überreste einer alten Wehranlage, mit Mauerresten und Hohlräumen. So sackt der Boden an manchen Stellen am östlichen Rand der Anlage weg. Flutlichter mussten bereits abgebaut werden, weil sie drohten umzufallen. Von ehemals zwei Ascheplätzen ist einer dauerhaft gesperrt. Ein Teil der Teams weicht auf Plätze am Salzburger Weg und an der Ostkampfbahn aus.

Dass die Vereinsmannschaften an drei verschiedenen Orten trainieren, hat laut Volker Zirkel Folgen: „Junge Talente verlassen unseren Verein und wir haben kein Vereinsleben mehr.“ Dabei wurde gerade schon das Vereinsheim saniert. Ein großer Raum mit Küche wartet darauf, dass Menschen dort gemeinsam Siege feiern. An einen Erfolg glaubt Zirkel jedenfalls ganz fest: „Ich bin mir sicher, dass wir das Geld zusammenbekommen. Und dann haben wir den schönsten Trainingsplatz von Köln. Schließlich ist die Lage hier im Grüngürtel unschlagbar.“

Vorwärts Spoho ist ein besonderer Verein

Der Fußballverein „Vorwärts Spoho“ wurde 1998 von Kölner Sportstudenten gegründet und startete mit einer Herren- und einer Damenmannschaft. Zunächst war der Verein auf dem alten Ascheplatz am Carl-Diem-Weg an der Sporthochschule beheimatet. Im Jahr 2004 zog er auf die Vereinsanlage Telekom Post nach Bocklemünd. Weil die Vorwärts-Spoho-Mitglieder sich dort nie richtig wohlfühlten, zogen sie schließlich um auf die Nordfelder am Walter-Binder-Weg, ganz in die Nähe der Sporthochschule.

Zur Saison 2010/2011 gründete der Verein seine eigene Jugendabteilung, zu der auch Mädchen gehören und die mittlerweile auf 21 Mannschaften angewachsen ist. Als ein Grund für das rege Interesse verweist der Verein auf seine besondere Philosophie, bei der nicht der Leistungsgedanke, sondern das soziale Miteinander und die Freude am Fußballspiel im Vordergrund stehen.

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Kritik an Kunstrasenplätzen

Kunstrasenplätze gerieten zuletzt in die Kritik, weil sie laut Fraunhofer-Institut zurzeit die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Umwelt sind. Danach geben die Sportplätze allein in Deutschland rund 11.000 Tonnen Mikroplastik jährlich ab. Das wäre sieben Mal so viel, wie von Kosmetikprodukten verursacht wird. Problematisch sind dabei weniger die Plastikgrashalme als das Kunststoffgranulat, das den Rasen auffüllt und oft aus alten Autoreifen hergestellt wird. Die kleinen Gummikügelchen sorgen dafür, dass sich der Kunststoffrasen weich und elastisch anfühlt.

Durch Wind, Regen und die Schuhe und Kleidung der Sportler gelangen sie in die umliegende Natur. Von dort werden sie unter anderem ins Meer geschwemmt. Material aus Alt-Autoreifen ist laut Auskunft des Sportamts bei keinem der Kunstrasen in Köln verwendet worden, sondern extra für den Sportbedarf hergestellte Kunststoffgranulate. Bei allen neuen Anlagen kommen aber Kork und Sand zum Einsatz. (se)