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Wohnungsmangel in KölnStudenten ziehen in Sterne-Hotel – 42 Appartements geplant

Lesezeit 3 Minuten
Brennescher Hof

42 Appartements sollen den Stillstand im ehemaligen Viersterne-Hotel beheben.

Köln-Junkersdorf – Romantisch-mondän. Mit diesen beiden, auf gewisse Weise widersprüchlichen, Adjektiven lässt sich der besondere Charakter des Gebäudekomplexes beschreiben, der die schmale Wilhelm-von-Capitaine-Straße prägt. Der Brennerscher Hof war bis vor wenigen Jahren ein pulsierendes Herz im Viertel. In der Hotelanlage, die Anfang der 90er-Jahre um einen alten Gutshof errichtet wurde, verbrachten Hochzeitsgesellschaften, Seminarteilnehmer, Fußballprofis und Touristen ihre Nächte.

Doch seit 18 Monaten ist es sehr ruhig im Areal. Die ehemalige Lobby im Eingangsbereich hat sich in einen geisterhaften Ort verwandelt. Nur die zwei Restaurants, das Kartoffelhaus Anno Pomm und das Fischermanns’, sorgen für Leben in dem ehemaligen Viersternehotel. Ansonsten herrscht Stillstand.

Dabei gibt es Pläne für die Anlage: Die 42 Zimmer der Hotels sollten auf Wunsch der Eigentümer in Studentenappartements umgewandelt werden, so hieß es im Herbst 2018. Im Oktober desselben Jahres hatten sie einen entsprechenden Bauantrag gestellt. Jetzt soll die Vermietung endlich beginnen. „Wir starten damit spätestens in der kommenden Woche“, sagt der Sohn der Eigentümer, Marcel Siegrist.

42 Appartements für Kölner Studenten

Es handele sich allerdings zunächst um sechs Appartements, die in der Anlage existieren, aber nicht zum Hotelbereich gehören. Für diese Wohneinheiten lägen Baugenehmigungen vor. „Für die Umnutzung des Hotelbereichs brauchen wir noch die entsprechende Genehmigung“, sagt Siegrist.

Brennescher Hof1

Birgit Lietz, Robert Fischermann, Sandra Scharff und Michael Kuhn (v.l.) im Eingangsbereich des Brennerschen Hofs

Die Stadtverwaltung bestätigt, dass Siegrist einen entsprechenden Bauantrag gestellt hat: „Für das Objekt in der Wilhelm-von-Capitaine-Straße 15 wurde ein Bauantrag für etwa 42 Studentenappartements eingereicht“, so Jürgen Müllenberg, Sprecher der Stadt. Er nennt den Grund dafür, dass seit eineinhalb Jahren nichts geschehen ist: „Der Eigentümer hat den Bauantrag zunächst wieder zurückgezogen. Die Bauaufsicht hat mit ihm vereinbart, dass er ihr die Unterlagen zur Sichtung und einer ersten Bewertung vorlegt, bevor er den neuen Bauantrag einreicht.“ Dies sei in der vergangenen Woche geschehen.

Die Restaurantbesitzer Robert Fischermann, Michael Kuhn und seine Geschäftspartnerin Sandra Scharff, die die Rechtsanwältin Birgit Lietz zurate gezogen haben, sehen den Nutzungswandel vom Hotelbetrieb zu einer Studentenwohnanlage allerdings kritisch: „Ich habe das Lokal vor 19 Jahren zu dem hohen Preis von monatlich 8000 Euro kalt gepachtet, weil mir die Vermieter sagten, dass der Hotelbetrieb die Miete refinanziere. Das war Grundlage des Pachtvertrags“, sagt Michael Kuhn, Inhaber des Anno Pomms. Mit Studentenwohnungen würde die Rechnung nicht mehr aufgehen, da sie ihm keine potenziellen Kunden bescheren würden. „Wir haben versucht, es positiv zu sehen, da die Studenten immerhin die Anlage beleben würden, aber es ist ja nichts passiert“, sagt Robert Fischermann.

Durch den Leerstand sei ein Großteil von Kuhns Einnahmen weggebrochen. Er habe Personal entlassen müssen. Die Miete sei viel zu hoch für die Situation, die sich vor Ort entwickelt hat.

Kölner Eigentümer streiten Vorwürfe ab

Marcel Siegrist – der die Wohnungen für die Eigentümer, seine Eltern Rolf und Dagmar Siegrist, vermittelt und vermietet – bestreitet, dass die Existenz des Hotelbetriebs eine Voraussetzung für den Abschluss des Pachtvertrags mit dem dort veranschlagten Mietzins war.

Über diesen Streit soll nun ein Gericht entscheiden. Siegrist sah, wie er selbst sagt, keine andere Möglichkeit, als den Hotelbetrieb einzustellen, denn ein Verkauf der Immobilie sei für die Familie nicht in Betracht gekommen. Seine Eltern hätten den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen relativ plötzlich aufgeben müssen. Er selbst habe das Hotel als gelernter Bankkaufmann und Immobilienmakler so nicht weiterbetreiben können und wollen. „Ich mache lieber das, was ich gelernt habe“, sagt er – und zwar die Vermittlung und Vermietung von Wohnungen. „Studenten lagen als potenzielle Mieter insofern nahe, weil die Sporthochschule nur 900 Meter entfernt ist.“

Siegrist, der betont, dass die Pächter seinen Eltern und ihm keinesfalls egal seien, glaubt, dass die Restaurants von der Vermietung der Appartements profitieren werden. „Das Anno Pomm, das so manches Gericht unter zehn Euro bietet, wird sicherlich auch für Studenten zu einer festen Anlaufstelle.“