Neues Geschäft in Köln-SülzEhemaliger Schandfleck ist jetzt ein Blumenladen
Sülz – Die Blüte ist majestätisch, groß mit weißen Blättern umrandet, die an Zähne erinnern. Das blättrige Gebilde gehört zu einer König-Protea, der Lieblingsblume von Sassan Jasemi. Stolz thront sie in einer Vase ganz vorne in seinem neuen Laden an der Berrenrather Straße 171. Weitere ihrer Artgenossen werden folgen und neben Rosen, Barnelken, Chrysanthemen, Hortensien, Disteln und vielen anderen schönen Gewächsen auf Kundschaft warten.
Grüne Oase statt Schandfleck
Der Name des Geschäfts ist vielversprechend: „Blumen Imperium“, so hat Jasemi sein Reich getauft, in dem seine königliche Blumenpracht zuhause ist. Der Zuckerbusch, wie die Protea auch heißt, wächst eigentlich in Südafrika, dessen Wappen, sie schmückt. Und auch Jasemi ist eingewandert. Vor knapp fünf Jahren ist er aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet – und hat einen Veedelsbekannten Schandfleck in eine grüne Oase verwandelt: Das Ladenlokal, in dem er nun Schnitt- und Topfpflanzen verkauft, stand fast ein Jahrzehnt lang leer, fest verrammelt und trostlos. Nun inspizieren viele neugierige Anwohner den Zugewinn. Jasemi möchte ihnen etwas Besonderes bieten. Neben den frischen Gewächsen hat er viele verschiedene Trockenblumen im Angebot, aus denen er Kränze für die Haustüren flicht – und natürlich für den Advent.
Christen aus dem Iran
Weihnachten ist ihm nicht fremd. Jasemi ist Christ und hat eine Christin als Lebensgefährtin: Mariam Purkhosro, die ebenfalls aus dem Iran stammt und ihm nun in dem neu geschaffenen Pflanzenreich hilft. In ihrem Heimatland hätten die beiden sich wohl nicht so leicht kennengelernt, denn Jasemi kommt aus Schiras im Süd-Iran, Purkhosro aus Kermānschāh im Westen des Landes. Tausend Kilometer trennten sie dort. In Köln landeten die beiden im gleichen Sprachkurs. Für beide war es der erste Schritt in ein neues Leben – mit einer neuen Liebe, auch zu den Blumen: Jasemi hat in seinem Heimatland ein Informatikstudium absolviert. Doch um den Beruf auszuüben, hätte der mittlerweile 37-Jährige in Deutschland noch einmal drei Jahre die Uni besuchen müssen. Dazu hatte er keine Lust und entschied sich dafür, in einem Blumenladen zu arbeiten. Nachdem er dort einige Jahre lang Erfahrung gesammelt hatte, wagte er nun den Schritt in die Selbständigkeit.
Inhaberin ist studierte Psychologin
Auch für Purkhosro ist es ein beruflicher Neustart. In ihrem Heimatland studierte sie Psychologie. Nach der Flucht hatte sie zunächst ein wenig Schwierigkeiten, sich berufliche neu zu orientieren und hat nun ihren Platz gefunden, in dem kleinen Laden an der Berrenrather Straße und an Jasemis Seite. Hier möchte das Paar heimisch werden. Für die Eröffnung hatten sich die zwei ein passendes Datum ausgesucht, den 11.11. Denn, was ein Höhepunkt im kölschen Kalender ist, kann für die Neu-Immis auch nur etwas Gutes bedeuten: „Das bringt mir Glück“, ist Jasemi sich sicher.
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Endlich kein Leerstand mehr
Das hofft auch Ferrigno Castrese, der Schuster des Schuh- und Schlüsseldienstes Schmidt gegenüber. Der gebürtige Neapolitaner kam im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Köln und freut sich über die Neuankömmlinge: „Das ist eine große Bereicherung für das Viertel“, kommentiert er. „Es gibt zwar schon einige Blumenläden in Sülz, aber hier an dieser Stelle können wir noch einen gebrauchen.“ Schließlich böte Jasemi mit seinen Trockenblumen den Kunden auch etwas Besonderes. Er sei froh, dass der Leerstand nun endlich beendet ist. „Es ist wirklich gut, dass die beiden da sind“, findet Castrese.
Blumen Imperium, Berrenrather Straße 171, Öffnungszeiten: Montags bis samstags, 9 bis 19 Uhr, sonntags und feiertags 11 bis 17 Uhr.