FC-Fans liebten das BüdchenJunkersdorfer Kult-Kiosk kommt zurück
Junkersdorf – Es ist nicht einfach nur irgendein Büdchen. Das Häuschen mit dem Giebeldach am Kölner Weg ist Teil der Kindheit vieler Junkersdorfer. „Mein Bruder Martin und ich haben hier als kleine Jungs Süßigkeiten und Eis gekauft“, erzählt Markus Schäfer.
Die Erinnerungen bleiben, doch das Gebäude, an das sie geknüpft sind, wird nun dem Erdboden gleichgemacht – auf Schäfers eigenen Wunsch. Vor einigen Monaten hat er den Kiosk gekauft und das dazugehörige Grundstück von der Stadt gemietet. Der Vorbesitzer musste es aus familiären Gründen aufgeben.
Die Schäfer-Brüder konnten nicht widerstehen und übernahmen die Ed-von-Schleck-Hauptversorgungsstelle ihrer Kindertage. Mittlerweile wohnen sie zwar längst in anderen Vierteln und leiten eine Eventagentur. Doch Markus Schäfer hat schon wieder erste Bande mit der alten Nachbarschaft geknüpft.
Kiosk aus den 40er Jahren
„Der Kiosk muss so um 1933 gebaut worden sein“, sagt er. „Eine Nachbarin hat mir gerade erzählt, dass er bereits stand, als sie 1935 mit ihren Eltern nach Junkersdorf zog.“ Sie habe selbst als Kind dort Gummidrops erstanden. Ihr Vater sei ein Schulfreund Konrad Adenauers gewesen. Wenn die zwei im Garten Karten spielten, hätten sie sich im Büdchen nebenan mit Getränken versorgt.
In den vergangenen Jahren ging es mit dem Kult-Kiosk jedoch bergab. Zuletzt hat er lange leer gestanden. Sein Vorgarten erinnerte zwischenzeitlich sogar an eine Müllhalde. Einige Betreiber hatten vorher dort ihr Glück versucht. Immerhin diente das Büdchen vielen Fußballfans als letzte Einkehrmöglichkeit vor der Bannmeile um das Rhein-Energie-Stadion, in der Glasflaschen verboten sind.
Kiosk mit Liebe betreiben
Schäfer hat ein Spezialrezept gegen das Scheitern. „So etwas muss man mit Liebe betreiben“, sagt er. Die alte Hülle des Kiosks muss nun zwar weichen, aber seine Seele möchte er wieder auferstehen lassen. Schlicht „Junker“ soll das Büdchen künftig heißen. „Das alte Gebäude passt einfach nicht mehr in die sehr gepflegte Nachbarschaft“, sagt der neue Besitzer.
Eine letzte Stippvisite ins Innere offenbart den schlechten Zustand des Kiosks. Feuchte Holzbretter haben einen fauligen Farbton. Daneben verraten Spanplatten, dass irgendwann notdürftig angebaut wurde. Eine Besonderheit wartet in der Mitte: Da wächst ein dicker Baum mitten durch das Dach. „Früher hingen hier überall an der Wand Zeitungsartikel aus den 50er oder 60er Jahren, in denen zu lesen war, dass der Kiosk in Deutschland einzigartig sei, weil aus dem Dach Äste in den Himmel ragen“, schildert Schäfer.
Er streichelt über den Baumstamm. „Wegen dem hier habe ich die Pläne für den Neubau geändert.“ Die Wände des Gebäudes müssten mindestens drei Meter von dem Stamm entfernt sein, habe das Grünflächenamt ihm mitgeteilt. Schäfer hat sich entschieden, dass der Baum künftig im Freien stehen soll. „Wir werden das Wurzelwerk nach dem Abriss des alten Kiosks ganz vorsichtig aus dem Betonboden freilegen.“ Dann sollen die Wurzeln nicht mehr überbaut werden.
Neuer Kiosk wird kleiner als der alte
Das neue Gebäude wird etwas kleiner und ein wenig in Richtung Frankenstraße gerückt. Markus Schäfer hat es mit Hilfe des Architekturbüros Krause in Lindenthal selbst entworfen. „Es handelt sich um einen gewöhnlichen Wohncontainer aus Metall, sechs Meter lang, zweieinhalb Meter breit“, erläutert er. „Er wird mit Holz verplankt und durch ein Fenster verkaufen wir die Ware.“ Über den Platz davor wird ein Sonnensegel als Schattenspender gespannt. Stühle und Tische im Außenbereich sind nicht vorgesehen.
Zunächst gab es andere Pläne. Doch die Verwaltung teilte den frischgebackenen Kioskbesitzern mit, dass sie ein Lokal nach dem Gaststättengesetz betreiben, wenn sie Sitzmöglichkeiten anbieten, und dann eine ganz andere Konzession benötigen. Eine Kneipe wollten die Schäfers aber nicht gleich eröffnen.
Nachbarn, Freunde und FC-Fans freuen sich schon
Es soll ein Büdchen bleiben, ganz klassisch, mit dem üblichen Sortiment. Getränke, Süßigkeiten und Tabakwaren wird es dort geben sowie einige Grundnahrungsmittel zur Notversorgung für die Nachbarschaft, auch Kaffee, bei Spielen im Stadion zudem Bockwürstchen.
Im Frühsommer soll der „Junker“ öffnen – zur Freude vieler Nachbarn und vieler Fußballfans. „Ein paar Leute haben mir schon begeistert gesagt, dass sie ihre Whatsapp-Gruppe wieder eröffnen, den Treff am Büdchen vor Heimspielen des FC.“
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