Kunst im CarreeWortgewaltige, poetische Bilder
Sülz/Klettenberg – Der Wechsel der Veranstaltung „Kunst im Carree“ aus dem gewohnten Tanzzentrum in das StaTTmuseum in die Gustavstraße ist verbunden mit einer Sonderausstellung zum zehnjährigen Bestehen der Schau. Darin zu sehen sind Werke aller bisherigen Träger des Preises, den die Interessengemeinschaft der Sülzer und Klettenberger Geschäftsleute jährlich verleiht. Die Interessengemeinschaft war es auch, aus deren Mitte der erste Vorsitzende Sebastian Berges vor zehn Jahren die Idee hatte, nicht nur die Attraktivität des örtlichen Einzelhandels aufzuwerten, sondern im Geist der Kunst dem ganzen Stadtteil eine besondere Note zu verleihen. Das sei, so Berges, für den Einzelhandel in Vororten „überlebensnotwendig, um gegenüber den Geschäften in der Innenstadt und dem Image großer Ladenketten ein eigenes Profil sichtbar werden zu lassen“.
So bestätigte die Eröffnung der Kunstmeile am verkaufsoffenen Sonntag einmal mehr, wie Kunst zum Vermittler werden kann für Gespräche aller Art. Dass das Kunst dabei im Alltag des Geschäftsbetriebes nicht zum bloßen Dekor verkommt, liegt auch daran, dass Kunst im Carree einmal mehr unter einem Motto steht. „Wort – Bild: Visuelle Poesie“ lautet es. Unter diesem Thema präsentieren 50 Künstler in 39 Geschäften und freien Kunstinstitutionen unterschiedlichste Gestaltungsformen in der Verbindung von schriftlichen, figürlichen und abstrakt-expressiven Elementen.
Die Phantasie zum Blühen bringen
Eine Künstlerin, die seit 20 Jahren in diesem Feld arbeitet, ist Gaby Ludwig. Ihre Werke sind bei Rheingold Immobilien an der Luxemburger Straße 202 ausgestellt. Sie kreisen um das Gedicht „Das Blumenfest“ von Hans Magnus Enzensberger. Wie Blüten lässt die Künstlerin mit den Gedichtzeilen beschriebene Papierblätter aus farbigen Holzkisten heraus in unsere Wahrnehmung wachsen. Die Phantasie des Betrachters bringt das Gedicht auf neue Weise zum Blühen. Zu Recht erhielt Ludwig für diesen Beitrag in diesem Jahr den Künstlerpreis Sie freute sich sehr über diese Auszeichnung.
Denn obwohl sie in den vergangenen Jahren viele Stipendien erhielt, ist es ihr erster Kunstpreis. „Enzensbergers Gedicht über Blumen und der Lebenszyklus, das sind Synonyme“, sagt sie. Ziel ihrer künstlerischen Arbeit ist seit langem, genau den Punkt zu erreichen, an dem Wörter und Bilder im Geist von Poesie und besserem Weltverständnis einander wechselseitig beflügeln.
Genau dieses Anliegen bestimmt die kreative Arbeit der meisten Künstler, die ihre Werke in den Schaufenstern der Geschäfte in der Berrenrather Straße, der Sülzburgstraße, der Luxemburger Straße, am Gottesweg, in der Weißhausstraße und im Weyertal präsentieren.
Julia Klamp hat aus Buchseiten Schmetterlinge ausgeschnitten, die direkt aus dem Buch empor flattern wie Gedanken oder Imaginationen. Das Buch wird gehalten von einer sitzenden Gipsfigur in der Modeboutique Else in der Berrenrather Straße 224. Der Künstler Saxa malt mit Wörtern, indem er aus ihnen figürliche Kompositionen zusammensetzt, zu sehen im Atelier Nonnenmacher Photographie im Weyertal 43. Künstler Klaste entwickelte im Stile von Spielkartenmotiven zärtlich-geheimnisvolle Menschenbilder zum bekannten Volkslied der „Königskinder“, präsentiert bei Optik Dorn in der Sülzburgstraße 76. Martina Spiller zeigt im StaTTmuseum in der Gustavstraße 11 allerhand Posen von Lesenden, gemalt im simplifizierend akzentuierenden Stil der Pop-Art. Helene Hafner entfaltet im Blumengeschäft Rosengarten in der Berrenrather Straße 262 zwischen einem Stapel aus Büchern die Fantasie des Bücherwurms als Keramikskulptur. Nora Appenzeller stellt im Spiel- und Bekleidungsgeschäft Naturata an der Berrenrather Straße 234 selbstgestaltete Lesezeichen mit Kinderbuchillustrationen aus. Und Ralf Hennerici zeigt nur ein paar Meter entfernt bei Herrenmode Schulte, Berrenrather Straße 256, einen aus Werbewortfragmenten zusammengesetzten vieldeutigen Wortsalat auf der großen Leinwand.
Anlass für das Thema „Wort und Bild“ war im Übrigen das 100-jährige Jubiläum der Nationalbibliothek in Berlin in diesem Jahr. „Wir orientieren uns bei Kunst im Carree stets am Zeitgeist“, erklärt Organisatorin Brigitte Helwig. Und darauf ist sie ebenso stolz wie auf die Tatsache, dass ein Drittel der ausstellenden Künstler aus Sülz und Klettenberg stammt. Bis Samstag, 10.November ist die Gemeinschaftsausstellung zu sehen. Der Programm-Flyer ist in den beteiligten Geschäften in Sülzburgstraße, Berrenrather Straße und Luxemburger Straße erhältlich.www.suelz-koeln.de/KiC/