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Bunt, frech, andersKölner Künstlergruppe 68elf feiert Jubiläum

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Vier Frauen und ein Mann stehen unter einem Kronleuchter, unter dem eine Diskokugel hängt, noch weiter unten baumeln eine blaue Kugel und verschiedene Objekte.

Christine Pohlmann, Agii Gosse, Erika Wengenroth, Suki Meyer-Landrut und Jörn Keseberg (v.l.) von 68elf an der Installation „65 Jahre Weltraumschrott.“

Der Kunstverein 68elf feiert in der Kunsthalle Lindenthal sein 35-jähriges Bestehen. Um schöne Kunst ging es den elf Mitgliedern nie.

Rund um die Diskokugel baumeln ein Abflussrohr, ein rostiges Metallteil, eine CD, die an den Planeten Saturn erinnert, eine blaue stachelige Kugel, die den ersten Satelliten, der ins All geschossen wurde, zeigt. „In Originalgröße“, verspricht Künstler Jörn Keseberg. Mit seiner Installation feiert er „65 Jahre Weltraumschrott“. Der kritische Beitrag ist Teil der großen Gruppenausstellung, die der Kunstverein 68elf am Freitag in der Kunsthalle Lindenthal eröffnet. „Feiern“ ist das Thema der Ausstellung, denn ihr Anlass ist das 35-jährige Vereinsjubiläum.

Der Verein wurde im Jahr 1988 gegründet, als elf junge Künstler in der Bismarckstraße 68 gemeinsam eine Produzenten-Galerie eröffneten. Daher der Name: 68elf. Dort stellten sie eigene Werke aus und teilten sich die Kosten. Schnell machten sie durch freche, politische und schräge Beiträge auf sich aufmerksam. Legendär ist die Aktion „Saufen für den Frieden“ als Protest gegen den Golfkrieg 1991.

Impulsgeber für die Kölner Kunstszene

Die Galerie 68elf wurde ein Impulsgeber für die Kölner Kunstszene. „Es ging nicht um die schönen Künste“, betont die Vereinsvorsitzende Agii Gosse. „Wir haben uns damit beschäftigt, was in der Welt los ist, mit politischen und sozialen Themen.“ Viel Geld ließ sich damit nicht verdienen. So mussten sie 2004 die selbst finanzierte Galerie aufgeben. Glücklicherweise fanden sie einen Sponsor: Ein Investor bot dem Künstlerkollektiv leere Räume im Mediapark an. Wenn sie vermietet wurden, fand er immer wieder ein freies Eckchen. Um auf diverse Förderungsmöglichkeiten zurückgreifen zu können, wurde 68elf ein Verein mit dem Zusatz „Forum für junge Kunst“.

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufforderung Träum dich weg. Im Hintergrund ist ein Mann auf einer Bank zu sehen, mit einem riesigen Teddybär auf dem Schoß.

Agii Gosse betrieb in Zollstock das Zentrum für seelisches Wohlergehen.

Es folgte eine erfolgreiche Zeit in vielen unterschiedlichen schönen Räumen. Sechsmal zog der Verein im Mediapark um. Das störte die Künstler nicht. 2011 wechselte allerdings der Investor. „Der neue hatte für Kunst nicht so viel übrig“, erzählt Gosse. Der Verein wurde heimatlos und mietete für seine Ausstellungsprojekte in Köln und Umgebung unterschiedliche Räume an. 2018 wurde er in Zollstock fündig und passte sein Programm dem Viertel an: „Wir haben dort Stadtteilkulturarbeit gemacht“, so Gosse.

Zentrum für seelisches Wohlergehen in Köln-Zollstock

Es galt die Zollstocker in ihre „Artbox“ - so der Name des neuen Domizils - zu locken. Die Künstler machten mit Installationen auf sich aufmerksam. Ein Beispiel: Agii Gosse selbst installierte dort das „Zentrum für seelisches Wohlergehen“, brachte ein Praxisschild an und empfing die Gäste im Arztkittel. „Die Leute dachten, sie sind bei einer Ärztin oder Psychologin“, erzählt Gosse, „und haben mir das Herz ausgeschüttet. Ihnen war nicht bewusst, dass sie Teil eines Kunstwerks sind, aber auf diese Weise wurde auch ihr Bedürfnis befriedigt.“

Artbox wurde Eisdiele - 68elf wanderte weiter nach Köln-Sülz

Nach anderthalb Jahren wurde die Artbox allerdings zu einer Eisdiele und 68elf wanderte weiter, nach Sülz. Dort ist sie nun seit 2020 am Gottesweg 102 zu Hause, wieder mit einem neuen Konzept: Jedes Vereinsmitglied, das dort ausstellen möchte, muss sich dazu einen weiteren Künstler suchen: „Es entstehen so parallele Prozesse“, sagt Gosse. Alls sechs Wochen sei in den Räumen etwas anderes zu sehen. Zusätzlich veranstaltet der Verein große Projektausstellungen, die international ausgeschrieben werden, beispielsweise unter dem Titel „Empört euch!“ oder „Verschwörung“ im Ehrenfelder Bunker K 101.

Ein großer flacher Stein ist im Stile der Höhlenmalerei mit erotischen Miniaturen bemalt.

Caspar Reuters Werk zum Thema Pornografie bei 68elf

68elf ist politisch geblieben – und so sind auch viele Beiträge, die insgesamt 36 der 45 Mitglieder zur Jubiläumsausstellung unter dem Titel „Feiern“ geliefert haben, entsprechend geraten. Es gibt aber auch witzige Werke zu sehen: „Erst wollten wir die Ausstellung mit dem Zusatz ‚blutjung und unverbraucht‘ versehen“, sagt Gosse. „Dann fanden einige aber, dass das zu sehr nach Porno klingt.“ Das Thema „Pornografie bei 68elf“ griff der Künstler Caspar Reuter auf und feiert es auf seine Weise: Mit Miniatur-Pornoszenen im Stil einer Höhlenmalerei auf Stein.


Die Vernissage der Ausstellung „35 Jahre Kunstverein 68elf“ ist am Freitag, 1. September, um 19 Uhr mit einer anschließenden Party mit DJ Royal. Bis 24. September ist die Ausstellung freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr, sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.