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„Wir passen aufeinander auf“80-Jährige bauen erfolgreiche Nachbarschaftshilfe für Frauen auf

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Sechs Seniorinnen, die an einem Tisch mit Frühstücksgedeck in einer Kölner Kneipe sitzen

Sechs Seniorinnen, die an einem Tisch mit Frühstücksgedeck in einer Kölner Kneipe sitzen

Das älteste Mitglied ist 94 Jahre, das jüngste 73 Jahre alt. Sie treffen sich immer freitags zum Frühstück in der Kneipe „Zum Kleinen Geißbock“.

Freitags öffnet die Veedelskneipe „Zum Kleinen Geißbock“ auf der Dürener Straße in Lindenthal, gegenüber dem Karl-Schwering-Platz, bereits um 11 Uhr. „Aber nur für die Mädels vom Frauen-Frühstücks-Club. Regulär startet unser Betrieb erst nachmittags“, sagt Mitarbeiterin Christa Hochmann.

Seit 26 Jahren ist die Kneipe der Heimathafen der Damen. Ihr Stammtisch besteht noch länger: seit 40 Jahren. „Anfangs waren wir 18 Frauen, jetzt sind wir noch zu acht“, erzählt die 83 Jahre alte Margret Fuhrmann. Die „Mädels“ sind zwischen 73 und 94 Jahre alt. Dazu kommen Christa Hochmann (58) und Kneipen-Wirtin Frauke Krater (53).

Wir sind eine gewachsene Gemeinschaft, sind zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen.
Annemarie Münch, Mitglied des Frauen-Frühstücks-Clubs

Die beiden jüngeren Frauen sind quasi adoptiert worden. Eine absolute Ausnahme. „Bei uns kann man nicht mehr Mitglied werden, obwohl der Wunsch schon häufig an uns herangetragen wurde“, sagt Margret Fuhrmann. Sogar auf der Straße, in der Apotheke oder beim Bäcker seien sie bereits angesprochen worden. Aber da ist nix zu machen.

Frauenstammtisch in Köln: Mitglieder haben viel zusammen erlebt

„Wir sind eine gewachsene Gemeinschaft, sind zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen. Wir haben Krisen und Krankheiten bewältigt. Wir haben gefeiert, gelacht, getrauert, uns gegenseitig getröstet und wieder aufgerichtet. Das schmiedet zusammen. Früher haben wir auch gekegelt, waren gemeinsam im Theater, im Museum und sind an die Mosel, ins Sauerland oder in den Hunsrück gefahren. Das geht nicht mehr“, sagt die 94 Jahre Annemarie Münch.

„Jetzt passen wir aufeinander auf. Wir sind eine Solidargemeinschaft. Keine von uns ist allein. Wir telefonieren regelmäßig, um zu wissen, wie es geht. Wenn eine von uns krank ist, kümmern sich die anderen um sie. Wir kaufen füreinander ein, erledigen und regeln wichtige Dinge“, ergänzt Fuhrmann.

An diesem Freitag sind sechs Damen zur Frühstücksrunde in die Veedelskneipe gekommen. Was sie dazu brauchen, bringen sie immer selber mit. Brötchen, Käse- und Wurst-Aufschnitt, Obstsalat und Kaffee. Auch das Geschirr. „Wir bieten ja keine Gastronomie an und deshalb fehlen uns diese Dinge“, erklärt Christa Hochmann.

Mitglied wurde mit Kölner Ehrenamtspreis ausgezeichnet

Wie wichtig und stark diese besondere Frauen-Lebens-Gemeinschaft war und ist, wird deutlich, als Elisabeth Taupp nach einer Weile mit leiser Stimme unvermittelt sagt. „Ich konnte mich immer auf meine Mädels verlassen. Das hat mir häufig die Kraft gegeben, die ich brauchte. Ohne die vertrauensvollen Gespräche hätte ich meine ehrenamtliche Arbeit womöglich gar nicht geschafft.“

Die heute 87-Jährige organisierte viele Jahrzehnte ehrenamtlich den Besuchsdienst in der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsklinik Köln und engagierte sich in der Elterninitiative herzkranker Kinder. Sie kümmerte sich besonders um frühgeborene Kinder und kranke Neugeborene auf der kinderkardiologischen Station. Dafür wurde sie unter anderem mit dem Ehrenamtspreis „KölnEngagiert“ der Stadt Köln ausgezeichnet und erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande. Auf der Station wurde sie liebevoll „Krankenhaus-Oma“ genannt.

Die Kneipe „Zum kleinen Geißbock“ ist selbst ein Biotop gelebter Nachbarschaftshilfe. Das Team, einige Stammgäste und die Frauen vom Frühstücksclub kümmerten sich beispielsweise um einen beinamputierten Mann aus dem Veedel. Damit er nach seiner Operation nicht in einem Pflegeheim leben musste, besorgten sie für ihn eine barrierefreie Wohnung in der Nähe und renovierten diese mit vereinten Kräften.

Legendär sind die Feste im Innenhof der Kneipe und deren amerikanische Versteigerungen von Dingen, die Privat- und Geschäftsleute spenden. Der Verkaufserlös geht stets an die Elterninitiative herzkranker Kinder Köln. Im vergangenen Jahr waren es genau 8103 Euro. Das nächste Hoffest ist Ende Juli.