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Ungewöhnliches Café in LindenthalDas „Café Schallplatte“ ist eine Oase für persische Musik

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann spielt auf einem gitarren-ähnlichen Instrument, der persischen Tar.

Pedram Farhadifar betreibt eine Musikschule und das Café Schallplatte – genau gegenüber von der Zentrale der KVB an der Scheidtweilerstraße.

Die Location überrascht: An der Scheidtweilerstraße, gegenüber der KVB-Zentrale, liegt das Café Schallplatte, ein Ort für Musik aus dem Iran.

Pedram Farhadifar holt die „Tar“ – ein persisches Instrument, das an eine Gitarre erinnert – aus seiner Hülle, so behutsam, als würde er eine Porzellan-Ballerina auspacken. Allein das Zupfen, um die fünf Saiten zu stimmen, trägt den Zuhörer in Gedanken ins ferne Teheran. Dabei ist es 13 Uhr in Köln-Lindenthal. Als die Saiten zurechtgezogen sind, stimmt der Musiker eine Melodie an. Die angeschlagenen Töne sorgen für melancholische Wärme in dem kleinen Café in der Scheidtweilerstraße 9, direkt gegenüber der KVB-Zentrale, und für eine wohlige Gänsehaut beim Zuhörer. Farhadifar ist der Besitzer des persischen Cafés Schallplatte und der darunterliegenden Musikschule.

Köln-Lindenthal: Plattenladen gibt es seit fünf Jahren

Das Café Schallplatte gibt es seit fünf Jahren. Davor war der Raum im Erdgeschoss lediglich ein Aufenthalts- und Warteraum für die Musikschule im Untergeschoss. Auch die wird von dem 38-Jährigen geleitet. Hier bringt er seinen Schülern persische Musikinstrumente bei, bietet aber auch Sprachkurse auf Deutsch und Persisch an. Der Impuls, aus diesem Raum ein Café zu machen, kam von den Kunden. „Wenn die Musikschüler hier gesessen und gewartet haben, wollten sie auch was trinken, deshalb habe ich direkt eine Genehmigung bei der Stadt beantragt“, sagt der Musiklehrer. Es dauerte zwei Jahre, bis er seine Genehmigung hatte. „Ich hatte es schon fast vergessen“, erinnert sich Farhadifar. Nun schenkt er Tee für 50 Cent und Kaffee für einen Euro aus.

Ein Ladenschild hängt an der Wand.

Das Ladenschild von Pedram Farhadifar.

Zwischen bunten persischen Teppichen, Farhadifars privater Plattensammlung – namensgebend für das Café – und persischer Literatur kann man die Heißgetränke genießen. Die persischen Referenzen sind auf die Herkunft des 38-Jährigen zurückzuführen. Er ist in Teheran, der Hauptstadt Irans, aufgewachsen und studierte am Teheran Conservatory of Music Musik und Musiklehre. Als Musiker hatte er im Iran aber keine künstlerische Freiheit und entschied sich, sein Heimatland zu verlassen.

„Ich konnte – nein, durfte mit meiner Musik nicht sagen, was ich wollte, und Frauen hatten noch weniger Freiheiten“, erzählt der Musiker. Immer wieder betont er den seit dem Tod von Mahsa Amini, der jungen Frau, die in iranischem Polizeigewahrsam gestorben ist, bekannt gewordenen Dreiklangs des Protests „Frauen, Leben, Freiheit“ aus tiefster Überzeugung. Als Geschäftsführer des Vereins Deutsch-Iranischer Kultur und Bildung (AWA) setzt er sich für die Revolutionsbewegung im Iran ein, so zieren Protestplakate und -Sticker das Café. „Das hier ist auch ein Safe-Space“, sagt der vielseitig engagierte Cafébesitzer.

Musiker sieht Köln als Heimatstadt

Sein erstes Café eröffnete er während seiner Reise durch Europa in Irland. Vor zwölf Jahren kam der Musiker nach Deutschland und beantragte in Schleswig-Holstein Asyl. Nachdem er die Aufenthaltsgenehmigung bekommen hatte, machte er sich auf den Weg Richtung Köln. Hier sei kulturell viel mehr geboten als zum Beispiel in Hamburg, sagt er und vergleicht Köln sogar mit seiner Heimatstadt: „Hier ist auch so viel los wie in Teheran, vor allem die kulturelle Vielfalt macht Köln für mich so lebenswert“. Es gebe eine tolle persische Kultur und Community. Für die veranstaltet Farhadifar immer wieder an Wochenenden kleine Veranstaltungen in seinem Café. Ob Lesungen, Konzerte oder einfach Gesellschaftsabende. Erst am Samstag war ein bekannter persischer Sänger aus den USA in seinem Café, 60 Gäste hätten sich in den gemütlichen Raum gequetscht. Stolz zeigt der Cafébesitzer ein Video des Auftritts, der von blitzenden Handykameras neugieriger Gäste und den Sing-Stimmen der Fans begleitet wird.

Café Schallplatte, Scheidtweilerstraße 9, 50933 Köln, Öffnungszeiten Mo-Sa 8-18 Uhr