MarsiliusstrasseAnwohner beklagen sich über zu laute Jugendliche auf Bolzplatz

Rainer Beneschovsky sitzt auf der Bank, an der sich viele Jugendliche auch in der Nacht treffen.
Copyright: Eickler Lizenz
Sülz – Rainer Beneschovsky hat Angst vor dem Sommer – wenn auch abends und nachts draußen viel los ist. Seit drei Jahren wohnt der 46-jährige Sülzer in einem Einzimmer-Appartement an der Marsiliusstraße, im dritten Stock, gut 40 Meter entfernt vom Bolzplatz, der zwischen der Marsiliusstraße, der Münstereifeler Straße und der Sülzburgstraße liegt. „Der Lärm der Kids tagsüber stört mich nicht. Ich wusste ja, wo ich hinzog. Ganz im Gegenteil, die brauchen ja Platz zum Toben. Aber nach 22 Uhr möchte ich meine Ruhe haben“, sagt er. Allzu oft aber fühlt er sich nachts gestört und von der Stadt mit seinem Problem alleingelassen.
Warme Nächte locken Jugendliche
Während der warmen Jahreszeit müsse er in seiner kleinen Wohnung einfach bei offenem Fenster schlafen. „Bei 25 Grad Celsius in der Nacht hält man das anders gar nicht aus“, sagt er. Aber sobald es draußen warm wird, sind nachts auch Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Platz, der über Bänke in dunklen Ecken verfügt. „Sie dreschen Bälle gegen den Zaun, hören laut Musik oder geraten unter dem Einfluss von zu viel Alkohol in Streit“, schildert Beneschovsky und meint: „Für mich ist an Schlaf dann nicht mehr zu denken.“ Vor demselben Problem stehen noch drei andere Mieter des Hauses, die ebenfalls Einzimmerwohnungen mit Fenster zum Bolzplatz bewohnen.
Es war der Blick aus dem Fenster, der Beneschovsky vor drei Jahren sofort für die Wohnung begeistert hatte. „Total grün und doch mitten in der Stadt“, schwärmt er. „Schaue ich aus dem Fenster auf den Platz, dann freue ich mich an dem Spaß, den die Kinder beim Spielen haben“, sagt der Jurist und Mediator, der nach eigener Aussage bereits mehrfach versucht hat, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen. Schließlich ist er als Mediator geschult darin, Konflikte zu schlichten. Jedoch: „Die Stadt Köln ist nicht sehr kooperativ was das Problem angeht“, sagt er. „Die hatten mir auf meine Beschwerden hin schon vor etwa einem Jahr zugesagt, dass ein Hinweisschild mit den Nutzungszeiten angebracht wird. Da hat sich aber nichts getan bis jetzt.“
Lärm ist ein grundsätzliches Problem auf öffentlichen Plätzen
Susanne Müllers von der Abteilung Kinderinteressen im Jugendamt, das für die Bolzplätze zuständig ist, weist zunächst darauf hin, dass es sich um ein grundsätzliches Problem handele. „Das hat nicht allein mit dem Bolzplatz zu tun. Das haben wir auf allen öffentlichen Plätzen, besonders, wenn Gastronomie angrenzt, wie an der Sülzburgstraße“, so Müllers. Zuständig bei Ruhestörungen aber sei das Ordnungsamt. „Die habe ich schon unzählige Mal gerufen. Ich komme mir schon blöd vor“, sagt Beneschovsky dazu.
Zum anderen, darauf weist Müllers auch hin, verfüge der Platz bereits über einen lärmgedämmten Zaun. Der war eingebaut worden, nachdem es in der Vergangenheit schon mehrfach massive Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigung gegeben hatte, weil Bälle auf die Gitter geprallt waren. „Aber vielleicht haben sich Schrauben gelöst, dann scheppert es natürlich, wenn Bälle dagegen fliegen“, vermutet Müller. In Kürze werde sich ein Mitarbeiter darum kümmern und den Zaun gegebenenfalls reparieren. „Wir werden im gleichen Zuge auch das ausstehende Schild anbringen.“
Eine Patin für den Bolzplatz
Dass es eine Patin für den Bolzplatz gibt und sogar eine Stadtteilkonferenz, die bereit wäre, sich des Problems anzunehmen, davon wusste Beneschovsky bisher nichts. Die Leiterin der Kinder- und Jugendzentrums-Initiative Juzi an der Sülzburgstraße, Lilo Sturch, hat die Patenschaft für den Bolzplatz übernommen. Als sie jetzt von der Sache erfuhr, sagte sie sofort Hilfe zu: „Dann müssen wir nach 22 Uhr eben wieder öfter den Platz kontrollieren. Das haben wir früher schon getan.“
Das Juzi ist schon deshalb daran interessiert, dass der Bolzplatz von der Nachbarschaft akzeptiert wird, weil die Kinder- und Jugendeinrichtung ihn auch gerne nutzt. Das Angebot an Spielflächen im kinderreichen Stadtteil Sülz ist gering. „Gemessen an den Bevölkerungszahlen fehlen uns dort 43808 Quadratmeter Spielplatzfläche“, rechnet Müllers vor.