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Mein VeedelMit Schauspielerin Liz Baffoe unterwegs in Sülz

Lesezeit 6 Minuten
  1. Schauspielerin Liz Baffoe liebt die Modeboutiquen und das Weisshauskino im Veedel.
  2. Im Beethovenpark trainiert sie für den Halbmarathon.

Sülz – Es gab eine Zeit, da hat die halbe Nation über sie den Kopf geschüttelt. Das ist zwar schon 20 Jahre her, doch das Entsetzen darüber, dass die Frau mit dem schönsten Lächeln der „Lindenstraße“ ausgerechnet an den Oberfiesling Olaf Kling geraten musste, haben die Serienfans bis heute nicht vergessen. Wir sehen es noch vor uns, wie die hübsche Afrikanerin Mary an diesem 18. Juli 1996 im britischen Dover mit dem bayerischen Blumenhändler die (Schein-)Ehe eingeht.

Nun stehen wir circa 500 Kilometer von Dover entfernt an dem Ort, wo es laut Schauspielerin Liz Baffoe „die weltbeste Pizza“ gibt. Allen, denen sie das versichere, glaubten das zwar erstmal nicht. Dann sage sie: „Nicht vorher urteilen, probieren!“ Und bis heute hätten alle anschließend bestätigt: „Du hattest recht!“

Das unscheinbare Schnellrestaurant mit dem schönen Namen Portobello hat alles, was diese Art von Nahrungsbeschaffungsstätten brauchen: Einen laufenden Fernseher, den niemand beachtet, einen stillstehenden Deckenventilator und einen zugewandten, nicht mit Charme geizenden Padrone, der jedoch kein Italiener, sondern Iraner ist. Shahriar Mahoutian hat den Pizza-Imbiss vor zwanzig Jahren übernommen.

Baffoe bestellt ihre Lieblingspizza, die mit Artischocken, und erzählt während der Zubereitung von ihrer Anfangszeit in der Lindenstraße und der Eheschließung mit dem Serienkollegen Franz Rampelmann. Damals bekam sie bergeweise Zuschriften von Fernsehzuschauern, die ihr ihr Beileid ausdrückten. Eine zweite Post-Welle gab es Wochen später, als Baffoe ihren inzwischen sexuell übergriffigen TV-Gatten entmannt hatte. Während die Pizza Carciofi ihren Duft verströmt, berichtet die 46-Jährige vom Dreh damals: Sie mit der großen Geflügelschere in der Hand, im Hintergrund der Zuspruch gebende Regisseur und vor ihr nämlicher Olaf Kling, der in Furcht um sein bestes Teil zetert: „Pass bloß auf die Schere auf!“ Daraufhin Baffoe nicht drehbuchgemäß: „Reg’ dich ab, Mann, Du hast doch ’ne Hose an!“

Mit Beschimpfungen überschwemmt

Obwohl die Zuschauer damals miterleben konnten, dass Kling vollumfänglich wiederhergestellt werden konnte, wurde seine TV-Partnerin anschließend mit Beschimpfungen überschwemmt. Wie sie dem Mann, der ihren Aufenthalt in Deutschland sichergestellt hatte, nur so etwas Schreckliches antun könnte!

Wir verlassen die Sülzburgstraße und nehmen Kurs auf den Auerbachplatz, den die Sülzer insbesondere wegen des Wochenmarktes schätzen. Baffoe ist dort nur sporadisch Kundin. Dafür kennt sie die Betreiber des ebenfalls am Platz liegenden Lokals Balthasar schon seit 30 Jahren. „Wir sind fast wie eine Familie“, erklärt die Schauspielerin. „Jeder kennt das Leben des anderen. Auch wenn wir nicht tagtäglich miteinander sprechen, sind wir miteinander verbunden.“ Außerdem schwärmt Baffoe von der tollen Küche dort. Geschäftsführer Klaus Michel liebe Essen, das merke man. Baffoe, Sternzeichen Krebs, hat eine Affinität zu Wasser und schaut gern auf Aquarien, weil von denen ihrer Meinung nach eine beruhigende Wirkung ausgeht. Wir bestaunen die imposanten Koi-Karpfen im hinteren Teil des Lokals und ziehen Richtung Beethovenpark weiter.

Training für den Halbmarathon

Nachdem sie 2011 bereits einen Triathlon absolviert hat, möchte die Schauspielerin im Oktober ihren ersten Halbmarathon laufen und trainiert entsprechend viel. „Ich liebe Herausforderungen!“ Wer die 1969 in Bad Godesberg geborene Tochter eines ghanaischen Diplomaten aus der Nähe sieht, wird sie erheblich jünger schätzen. „Das liegt bei uns in der Familie“, betont sie lachend und erzählt von ihrer 86-jährigen Mutter, die eher wie 60 scheine. Offenbar haben die Baffoes alle das Keine-Falten-Gen.

Wir durchqueren den Park, freuen uns an den saftig grünen, mit Butterblumen übersäten Wiesen. Es sei so ärgerlich, schimpft sie, dass die Leute hier ständig ihren Grillmüll liegenließen. Aber woanders sei es nicht besser. Sie sei jüngst zu Dreharbeiten in Apulien gewesen und habe sich da über „Zigarettenkippen überall am Strand“ geärgert. In der ZDF-Reihe „Kreuzfahrt ins Glück“ wird sie Weihnachten als Leiterin des Spa-Bereichs zu sehen sein. Ansonsten ist sie regelmäßig in Erfurt, weil sie seit 2008 in der Kika-Reihe Schloss Einstein eine feste Rolle als Lehrerin hat.

Im richtigen Leben war ihre Rolle als Ehefrau nach dreijähriger Dauer im vergangenen Jahr zu Ende. Während dieser Zeit in Kaiserslautern habe sie ihr vertrautes Umfeld so vermisst „und die Leute, die ich hier kenne.“ Allerdings hatte Baffoe ihre Wohnung in Sülz stets behalten. „Gott sei Dank!“ Es gebe überhaupt nur eine Stadt, in der sie sonst noch leben würde, das sei New York. „Aber Köln ist ähnlich energiegeladen, und die Leute hier feiern gerne wie die Ghanaer.“

Liz Baffoe mag auch viele Geschäfte im Veedel: Die Modeboutiquen Tausendschön und Elsa. Im Jeansladen Sale. kauft sie ab zu zu. Sie liebt das altmodische Weisshauskino, ihre Schmitz-Nittenwilm-Filiale mit den immer gut gelaunten Mitarbeitern und ihren Hausarzt Albert Gröver. Danach gefragt, ob ihr irgendwas im Veedel fehle, sagt Baffoe nach kurzer Überlegung: „Ein Schwimmbad mit richtig langen Bahnen.“

Natürlich FC-Fan

Baffoe ist 1994 von Bonn nach Sülz gezogen, weil sie hier eine Wohnung von Freunden übernehmen konnte. Da sie zu der Zeit noch am Barbarossaplatz ihre Ausbildung als Werbegrafikerin machte, hatte sie es nicht weit nach Hause und entdeckte dann auch immer mehr die Vorzüge ihres Viertels: die Mischung aus Alt und Jung, Studenten, Familien mit Kindern, Künstlern.

Obwohl in Deutschland geboren, hatte Baffoe auch immer eine Beziehung zu dem Land, in dem ihre Wurzeln liegen. „Ich bin oft da und spreche auch die Muttersprache.“ Inzwischen hat sie einen schönen Weg gefunden, um beide Kulturen miteinander zu verbinden. Sie hat eine eigene Kollektion aus T-Shirts, die tausend Jahre alte Symbole tragen. „Symbole wie zum Beispiel für Liebe, Treue und Zuversicht.“

Als Schwester des ehemaligen FC-Spielers Anthony Baffoe wäre es vielleicht komisch, wenn sie selbst gar keine Beziehung zum Fußball hätte. Klar sei sie FC-Fan, erklärt sie. Doch die Ausbaupläne des Clubs kann sie trotzdem nicht gutheißen. „Davon bin ich nicht begeistert“, sagt sie, als wir am Jugendzentrum Juzi die Erläuterungen zu den geplanten Baumaßnahmen im Grüngürtel hängen sehen.

Sie ist seit vier Jahren Sportbotschafterin der Stadt Köln und versucht, insbesondere Jugendlichen auf die Sprünge zu helfen. „Sport kann Brücken schlagen“, ähnlich wie Musik, das habe schon Nelson Mandela gesagt.

Wir halten am Café Goetz, bewundern die entzückende Puppenstuben-Schaufensterdekoration, lassen es allerdings bei einem Blick auf die Himbeerbaiser-Torte bewenden. „Ich liebe Süßes, das ist mein Problem“, gesteht Baffoe. Als nächstes müssen wir unbedingt zu Lisa Langendorff. Das ist die Frau in der Reinigung Top-Shop, die dafür sorgt, dass Baffoes Abendgarderobe bei der Säuberung keinen Schaden nimmt. „Die sind super, sehr nett, und alles ist immer pünktlich fertig.“

Auf dem Weg zum Blumengeschäft Rosengarten erzählt die Schauspielerin, dass vor ein paar Jahren eine Orchidee nach ihr benannt worden sei. Leider ist die spektakuläre Pfingstrose „Performance“ an diesem Tag nicht zu bekommen. Unsere letzte Station ist die Nicolai-Apotheke. Inhaber Khalil Mourad freut sich über die gut gelaunte Besucherin, an der er heute nichts verdienen kann. Liz Baffoe ist topfit und gesund.

Liz Baffoe (46), vielen Fernsehzuschauern durch ihre Rolle der Nigerianerin Mary in der Serie „Lindenstraße“ bekannt, ist die Tochter eines ghanaischen Botschafters. Neben ihrer TV-Karriere ist die Schwester des früheren Fußballers Anthony Baffoe Sportbotschafterin der Stadt Köln und hat ein eigenes Modelabel Atinka Ashenso.

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