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Stern-Verlust im FrühjahrGourmet-Legende Schäfer sucht Nachfolger für Kölner „Landhaus Kuckuck“

Lesezeit 4 Minuten
Erhard Schäfer im Landhaus Kuckuck in Müngersdorf.

Erhard Schäfer im Landhaus Kuckuck in Müngersdorf.

Der langjährige Sternekoch Erhard Schäfer klagt über die Misere in der Gastronomie: „Keiner will mehr arbeiten!“

Zwei besondere Ereignisse stehen im kommenden Jahr an: Zum einen der eigene 65. Geburtstag und – vor allem – der 100. vom Landhaus Kuckuck, den Erhard Schäfer auf jeden Fall noch mitgestalten möchte. Danach wolle er „versuchen, in den Ruhestand zu gehen“.

Was die Nachfolge betrifft, hat der hochdekorierte Küchenmeister klare Vorstellungen: Er würde das Traditionshaus am liebsten an ein Paar übergeben, das den Betrieb mit ähnlich viel Herzblut weiterführt, wie er das all die Jahre getan habe. Dabei würde er anfangs „noch begleitend dabei sein“. In die Hände irgendwelcher Investoren werde sein Restaurant jedenfalls nicht fallen.

Eine der schönsten Terrassen der Stadt und 75 eigene Parkplätze

Die Umschreibung „Restaurant“ ist fraglos stark verknappt: Denn abgesehen vom Gourmet-Restaurant Maître, das ebenso wie Schäfers vorherige Kölner Wirkungsstätte, das Börsen-Restaurant am IHK-Standort, jahrelang mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet war, gibt es in Müngersdorf ja noch mehr Küche bzw. hauseigene Konditorei sowie einen großen Veranstaltungsbereich nebst separatem Trauzimmer für standesamtliche Eheschließungen.

Das Landhaus Kuckuck.

Das Landhaus Kuckuck.

Ferner gehört zu der im Jahr 2009 von Schäfer erworbenen Immobilie eine der „schönsten Terrassen der Stadt“ und – ein unschätzbares Plus – 75 hauseigene Parkplätze. Während eine Vielzahl von FC-Fans nach Heimspielen ihres Clubs im Schneckentempo von den Parketagen rollt, hätten Landhaus-Gäste auf seiner Terrasse längst ein Reissdorf-Kölsch in der Hand oder eine Bratwurst vom Grill auf dem Teller, freut sich Schäfer.

Das À-la-Carte-Geschäft wurde aufgegeben

Die klassische gehobene Küche, für die er seit jeher steht, hat sich in den zurückliegenden Monaten allerdings weitgehend ausgeblendet. Ein À-la-Carte-Geschäft gab es nicht mehr, nur noch Bewirtung im Rahmen von Veranstaltungen. Die Antwort auf die Frage, weshalb der Restaurant-Betrieb eingestellt worden sei, wiederholt Schäfer fast wie ein Mantra. „Die Leute wollen alle nicht mehr arbeiten!“ Und wenn überhaupt, nur im Rahmen einer Vier-Tage-Woche. Auch Teildienste wolle heute keiner mehr machen.

Wenn er praktisch allein in der Küche stehe, könne er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Tagtäglich bombardierten ihn seine Gäste, doch wenigstens die Terrasse zu öffnen. Der 64-Jährige macht eine Armbewegung, die seine Zwickmühle unterstreicht: „Wie denn?“ Er bleibe bei seiner Qualität – mit oder ohne Stern, betont der „Großmeister der kulinarischen Klassik“, wie Schäfer noch vor einem Jahr vom Guide Michelin genannt wurde. In diesem Frühjahr gab es keinen Stern mehr.

Das Gourmet-Restaurant öffnet wieder

Personell hat sich seitdem kaum etwas verbessert, was Schäfer, wie er einräumt, sehr frustriert. Dennoch gibt sich der 64-Jährige nicht geschlagen. Im Gegenteil. Von Donnerstag an sollen sich im Maître wieder die Türen öffnen.

Auf der Karte steht wie gehabt ein klassisches Menü (149 Euro), das man auch in einzelnen Gängen à la carte bestellen kann: Zum Beispiel die Medaillons vom Atlantikhummer auf Wildkräutersalat (32 Euro), das in Nussbutter gebratene Saiblingsfilet (24 Euro), die gebratene Gänseleberpastete mit karamellisiertem Apfel (35 Euro) oder die Kalbsmedaillons in eigenem Jus mit gebratenem Kalbsbries und Steinpilzen (46 Euro).

„Alle haben Probleme oder Unverträglichkeiten“

Schäfer, der 2010 vom Gault Millau zum Restaurateur des Jahres gekürt wurde und abgesehen von dieser Auszeichnung eine Vielzahl anderer Ehrungen an den Wänden des rund 30 Meter langen Untergeschosses hängen hat, startete seine Karriere nicht mit dem Kochlöffel, sondern mit dem Rührbesen. Erst nach seiner Ausbildung zum Konditor begann er am Staatlichen Kurhaus in Bad Bertrich seine Lehre zum Koch. Inzwischen kann der Mann, der gebürtig aus der Eifel stammt und auch in Luxemburg, der Schweiz und Frankreich wirkte, auf rund 50 Berufsjahre zurückblicken. „Und ich bin teilweise immer noch immer 24 Stunden am Arbeiten“.

Gewissen Entwicklungen gegenüber fühlt er sich dennoch hilflos. „Früher wurde gegessen, was auf den Tisch kommt. Heute haben alle Probleme oder Unverträglichkeiten.“ Neulich sei ein Gast gekommen und habe erklärt, er sei Frutarier. „Frutarier!“, wiederholt Schäfer fassungslos, als spreche er von einer Biene auf der Suche nach Aas. Dann lacht er, aber es klingt bitter.

Gourmet-Restaurant Maître im Landhaus Kuckuck, Olympiaweg 2, Müngersdorf. Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags ab 19 Uhr.