Der Petershof ist einer der wenigen erhaltenen Vierkanthöfe in Köln. Eine Genossenschaft will ihn jetzt sanieren und neu nutzen. Die Stadt verlangt dafür 86.000 Euro Erbpachtzins im Jahr.
Köln-MüngersdorfBürger wollen Petershof retten – Stadt verlangt 86.000 Euro Zinsen
Bunte Lichterketten trotzen der Herbstristesse, eine Regenbogenfahne weht im Wind, die Tore sind geöffnet. Es gibt Glühwein. In den Petershof am Lövenicher Weg ist Leben eingezogen.
Köln: Genossenschaft will seltenen Vierkanthof sanieren
Jeden Freitagnachmittag steht der 1896 erbaute Vierkanthof interessierten Bürgern offen. Ab Januar wird zudem dort jeden Samstag Prôt von Alex, einer Bäckerei mit nur wenigen Brotsorten im Belgischen Viertel, verkauft.
Die Initiative Machbarschaft Petershof, die den Hof mit Hilfe des Architekturbüros Schaller ökologisch sanieren möchte, ist ein gutes Stück vorangekommen. Rund 20 Menschen verschiedenen Alters und mit unterschiedlichen Berufen möchten dort bezahlbaren Mietraum für 30 bis 40 Menschen schaffen.
Zudem sollen im Hof eine Kita, Ateliers und Werkstätten zu Hause sein, ein Veranstaltungsraum, ein Hofladen und ein Café. Der Hof soll zu einem Begegnungsort für Menschen im Viertel werden. Auch ein kleines Theater könnte dort einziehen.
Petershof: Baufinanzierung nimmt konkrete Züge an
Ende vergangenen Jahres hatte der Liegenschaftsausschuss dem Verein Machbarschaft für sein Konzept den Zuschlag erteilt und die Verwaltung beauftragt, mit ihm Vertragsverhandlungen über die Vergabe eines Erbbaurechts an den denkmalgeschützten Hof für 99 Jahre aufzunehmen.
Der Vertrag nimmt Formen an, genauso wie die Finanzierung des Mammutprojekts. Gerade erst hat die Stadt der Machbarschaft erlaubt, das Erbbaurecht zu teilen und einen Teil zum Zweck der Sanierung der Kita an einen privaten Investor zu übertragen.
Somit ist auch die finanzielle Last mittlerweile auf zwei Schultern verteilt. Trotzdem sieht die Machbarschaft Petershof noch Verhandlungsbedarf: „Der Erbpachtzins beträgt 1,5 Prozent“, erläutert Dorothea Frings vom Finanzierungsteam der Initiative.
„Sehr viel“: Initiative beklagt sich über hohen Erbpachtzins
„Angesichts des Grundstückswerts sind das 86.000 Euro im Jahr. Das ist für gemeinwohlorientierte Projekte doch sehr viel. Eine Möglichkeit wäre, die Zahlung auszusetzen, bis wir auch die ersten Einnahmen haben.“ Die Finanzierung der Sanierung des Hofs ohne Kita nimmt ebenfalls Gestalt an: Die Machbarschaft ist mittlerweile eine Genossenschaft in Gründung.
Angesichts der steigenden Preise im Bausektor sind die Genossen sparsam: „Wir gehen bei der Planung nicht von unseren Wunschvorstellungen aus“, so Frings, „sondern orientieren uns an dem Hof und was er braucht. Wir sind bescheiden, was den persönlichen Wohnraum für die künftigen Mieter betrifft.“
Große Sprünge sind in jeder Hinsicht tabu. „So können wir trotz der Teuerungsrate bei rund acht Millionen Euro bleiben, die die Sanierung wohl kosten wird“, sagt Frings. „Außerdem kalkulieren wir mit einem Puffer von einer weiteren Million, falls die Kosten weiter steigen.“
„Eine Millionen Euro können wir selbst aufbringen“
Die Finanzierung des Gesamtbetrages wird auf drei Säulen ruhen. Zum einen sind es Förderdarlehen, die die Genossenschaft für die energetische Sanierung, die soziokulturelle Nutzung und für den geförderten Wohnraum, der 30 bis 50 Prozent des entstehenden Gesamtwohnraums ausmachen soll, beantragen kann. Sie werden schätzungsweise vier bis fünf Millionen Euro betragen.
In Höhe von höchstens zwei Millionen Euro möchten die Genossen einen Bankkredit aufnehmen. Der Rest wird durch Eigenkapital gedeckt, das die Genossenschaft einbringen muss. „Eine Million Euro können wir als Gruppe selbst aufbringen“, sagt Frings. „Dazu kommen Beteiligungen von Externen in Höhe von einer Million und Eigenleistungen im Wert von 200.000 Euro.“
Die Machbarschaft hat schon einige Unterstützer gefunden, sucht aber noch nach weiteren Mitstreitern, die Genossenschaftsanteile erwerben oder verzinste Direktkredite vergeben.
Kölner Petershof: Bauanträge sollen im März gestellt werden
„Die Erwerber der Genossenschaftsanteile müssen sich zwar verbindlich verpflichten, damit wir den Kredit beantragen können“, so Frings, „aber die Zahlung wird erst fällig, wenn unser Finanzierungskonzept auf Herz und Nieren überprüft wurde und wir als Genossenschaft gegründet sind.“
Die Pläne sollen dann bald schon umgesetzt werden. Ende März sollen die Bauanträge gestellt werden. Bis dann endlich die Sanierungsarbeiten losgehen, wird es noch etwas dauern. Solange soll der Hof zwischengenutzt werden.
Die Stadt Köln hat die Machbarschaft Petershof gerade als „dritten Ort“ mit 25.000 Euro gefördert, an dem Menschen niedrigschwellig Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangebote zur Verfügung stehen. So finden bereits regelmäßig ein internationales Frauencafé, Frauentanz, eine Holzwerkstatt für Kinder und Theateraufführungen statt. Der alte Hof wird langsam aber sicher zu neuem Leben erweckt.
Weitere Informationen sind auf der Website der Gruppe zu finden.