Womöglich ist die Endphase eines jahrzehntelangen Streits um die Platane eingeläutet, deren Wurzelwerk den Bahnhof Belvedere gefährdet.
Problematisches WurzelwerkStreit um Platane am Belvedere Bahnhof – jetzt soll sie gefällt werden
Wird die umstrittene Platane am Bahnhofs Belvedere nun gefällt? Der Beschluss, den der Ausschuss für Klima, Umwelt und Grün in seiner vergangenen Sitzung gefasst hat, legt nahe, dass die Tage des Baumes gezählt sind. Er hat entschieden, dass die Untere Naturschutzbehörde der Stadt die Befreiung nach dem Bundesnaturschutzgesetz für die Fällung der Platane zu erteilen hat. Die Befreiung ist nötig, weil der Baum im Landschaftsschutzgebiet steht.
Damit ist möglicherweise die Endphase eines jahrzehntelangen Streits um die Platane eingeläutet, deren Wurzelwerk den Bahnhof Belvedere gefährdet. Für die Sanierung des Baudenkmals setzt sich seit mehr als zehn Jahren ein Verein aus Ehrenamtlichen ein, der Förderkreis Bahnhof Belvedere. Dieser möchte das Bahnhofsgebäude der Öffentlichkeit zugänglich und für Veranstaltungen nutzbar machen.
Finanzielle Förderung droht wegzubrechen
Die Liste der Förderer, die finanzielle Mittel in Millionenhöhe dafür bereitstellen, ist lang: Der Bund, das Land, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die NRW-Stiftung, der Nahverkehrsverbund gehören dazu. Laut Auskunft der Vereinsmitglieder droht die finanzielle Förderung wegzubrechen, weil die Geber zur Bedingung für ihre Zuwendung machen, dass das mit ihrer Hilfe sanierte Baudenkmal dauerhaft schadensfrei bleibt.
Eine solche Garantie könne aber nicht übernommen werden, solange die Platane dicht am Gebäude steht und droht, es weiter zu unterwurzeln. Das Liegenschaftsamt hatte also bereits 2014 einen Fällantrag gestellt, um den Baum entfernen zu lassen. Doch der Beirat der unteren Naturschutzbehörde, ein beratendes Gremium, stellte sich quer. Der Beirat ist der Ansicht, dass der Baum, der ein Naturdenkmal darstellt, erhalten bleiben und der Bahnhof trotzdem saniert werden könne.
Denkmalschützer riefen NRW-Petitionsausschuss an
Die Bezirksvertretung Lindenthal entschied demgegenüber mehrfach, dass der Baum gefällt werden müsse. Mehre Denkmalschützer riefen schließlich den Petitionsausschuss des Landes NRW an, der ausdrücklich darauf hinwies, dass die Platane entfernt werden muss. Sie gefährde laut Expertengutachten das Denkmal von nationaler Bedeutung. Die Oberbürgermeisterin wies die Verwaltung daraufhin an, die Platane zu fällen.
Doch der Beirat des Umweltamtes widersprach der Anweisung und beharrte weiterhin darauf, dass der Baum stehen bleiben kann und muss. Er argumentierte, der Petitionsausschuss des Landtages habe das Expertengutachten falsch interpretiert und wies darauf hin, dass aufgrund der Lage des Baumes im Landschaftsschutzgebiet Gutachten, der Naturschutzverbände nötig seien. Er legte Stellungnahmen des NABU und BUND vor, die ebenfalls zu dem Schluss kamen, dass die Platane stehen bleiben müsse. Sie waren von einem Mitglied des Beirats und dem Ehemann eines Mitglieds unterschrieben.
Bezirkspolitiker empört über Untere Naturschutzbehörde
Der Widerspruch des Beirats rief den Umweltausschuss auf den Plan, der nun über die Fällung entscheiden wollte. Doch die Bezirksregierung wurde über die Vorgänge informiert und grätschte vor dem Beschluss des Ausschusses dazwischen. Sie wandte sich als Höhere Naturschutzbehörde an das Umweltamt als Untere Naturschutzbehörde und teilte mit, dass sie die beabsichtigte Fällgenehmigung rechtlich zu überprüfen werde.
Zugleich wies sie die Untere Naturschutzbehörde an, die Genehmigung bis zum Abschluss dieser Überprüfung zu verweigern. Die Bezirkspolitik war empört. „Damit hat die Bezirksregierung ihre Kompetenzen klar überschritten“, sagt Bezirksvertreter Roland Schüler (Grüne). „Sie kann dann eine Entscheidung überprüfen, wenn sie vorliegt, aber nicht bereits vorher.“
Dennoch verschob der Umweltausschuss zunächst seinen Beschluss. Zu diesem hat er sich nun aber durchgerungen und sich für die Fällung der Platane entschieden, mehrheitlich gegen die Stimmen – gegen die Stimmen der Grünen, der Linken und Volt. Hinter den Kulissen wird der Streit wohl weitertoben.