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Buchreihe „Lebensbilder“Wie jüngere Menschen mit Pflegebedarf im „Frida Kahlo Haus“ in Lindenthal leben

Lesezeit 2 Minuten
Anja Kreischer, Clarenbachwerk-Mitarbeiterin Irina Rasimus, Gülşen Inan, Michael Krupp, Ali Akbaş und Arnd Kästner (v. l.)

Anja Kreischer, Clarenbachwerk-Mitarbeiterin Irina Rasimus, Gülşen Inan, Michael Krupp, Ali Akbaş und Arnd Kästner (v. l.) vereinigen im Biografie-Projekt „Lebensbilder“ Fotografien und Geschichten.

Bewohnerinnen und Bewohner des Frida Kahlo Haus in Köln erzählen ihre Geschichte anhand von Fotografien in einem neuen Band „Lebensbilder“.

Ali Akbaş ist seit einem Sportunfall als Teenager querschnittsgelähmt. Der ausgebildete Bürokaufmann und leidenschaftlicher Reggae- sowie Techno-Fan reist gerne. Während eines Türkeiaufenthalts am Mittelmeer stieg Akbaş 2019 per Gleitschirm in den Himmel über Alanya, erzählt er. „Ich dachte, wenn ich dabei sterbe, bin ich eben bei Mama. Als ich aufstieg, fühlte ich mich wie ein Vogel. Völlig frei. Ein geiles Gefühl“, schwärmt der 53-Jährige.

Akbaş stellt eine der Lebensgeschichten dar, die in dem neuen Band „Lebensbilder“ von Michael Krupp zu finden ist. Fünf weitere Bewohnerinnen und Bewohner des Frida Kahlo Haus in Lindenthal im Alter zwischen 42 und 63 Jahren berichten dort aus ihren Biografien. Grundlage für die Niederschrift sind aufgezeichnete Interviews sowie private Fotografien der Projektteilnehmer.

Trotz einer Behinderung nie aufgeben und alles ausprobieren

„Die Behinderungen haben eine Rolle, aber sicherlich keine Hauptrolle gespielt“, sagt Autor Michael Krupp, der die Geschichten zu Papier brachte.

Das Streben nach Selbstverwirklichung und die Liebe zur Musik nehmen auch für Gülşen Inan einen großen Stellenwert ein. Die 42-jährige Rezeptionistin am Campus Müngersdorf ist aufgrund einer Glasknochenkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen. „Ich möchte die Leser anregen, trotz einer Behinderung nie aufzugeben und alles auszuprobieren, was möglich ist. Die Ärzte hatten mir keine große Lebenserwartung prophezeit. Sie irrten“, sagt Inan.

Das Frida Kahlo Haus bietet seinen Bewohnern regelmäßig Veranstaltungen aus den Bereichen der Bildenden und Darstellenden Künste. Zum Spektrum des Hauses für jüngere Menschen mit Pflegebedarf im Clarenbachwerk gehört nun auch die Buchreihe „Lebensbilder“. Sie ist durch Zuwendungen des Hausvereins und einen Inklusionsscheck des NRW-Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit finanziert worden.

Nach zwei Publikationen mit Senioren-Porträts, die in den verschiedenen Einrichtungen der gemeinnützigen Institution leben, erscheint am 19. September die dritte Veröffentlichung. Die Arbeiten am Buch dauerten nahezu ein Jahr.

Die „Lebensbilder“ sind gegen eine frei wählbare Spende erhältlich. Mit den Erlösen soll eine Rollstuhl-Rikscha für Ausflüge erworben werden. Im Gegensatz zur weltbekannten Namenspatronin des Hauses, der mexikanischen Malerin und Feministin Frida Kahlo de Rivera (1907–1954), die viele ihrer schmerzgeprägten Werke aufgrund einer Kinderlähmung und eines späteren schweren Verkehrsunfalls im Bett liegend erschuf, gelten für die Clarenbachwerk-Bewohner die Maximen der Barrierefreiheit.


„Lebensbilder“ Fotogeschichten von Bewohnerinnen und Bewohnern des Frida Kahlo Hauses im Clarenbachwerk. Nacherzählt von Michael Krupp, 88 Seiten, bestellbar per Mail an klemm@clarenbachwerk.de oder telefonisch unter 0221-4985220

Lesung/Fotoausstellung Donnerstag, 19. September, 17 Uhr, Frida Kahlo Haus, Alter Militärring 94, 50933 Köln, Anmeldung erbeten, www.clarenbachwerk.de