Neues Halteverbot in SülzKölner Bürger dürfen nicht mehr vor ihrer Tür parken
Sülz – In einer Nacht- und Nebelaktionen hat das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung vor ihrer Haustür ein absolutes Halteverbot eingerichtet. Diesen Eindruck haben jedenfalls die Anwohner der Wilhelm-Waldeyer-Straße.
Auf der rechten Straßenseite, wo sie normalerweise ihre Autos abstellen, standen plötzlich die Verbotsschilder – ohne Vorwarnung. Auf der linken Fahrbahnseite ist Parken sowieso verboten. Nun sind rund 30 Stellplätze in der Straße verschwunden – und die Bewohner der schmalen Straße in Bedrängnis.
„Ich suche jetzt jeden Abend über eine halbe Stunde lang einen Parkplatz“, erzählt Anwohner André Ramoth, „irgendwann finde ich einen jenseits der Universitätsstraße in den Straßen am Weyertal, wo das Gerangel um die Parkplätze allerdings ebenfalls groß ist.“ Sein Nachbar Daniel Koumi ergänzt: „Meine Eltern wohnen ebenfalls in der Wilhelm-Waldeyer-Straße. Sie sind bereits alt. Wenn ich für sie einkaufe, kann ich hier jetzt nicht einmal mehr halten, um die Einkäufe auszuladen.“
17 Stellplätze sind verblieben, doch die meisten befinden sich am Beginn und am Ende der Straße, für die meisten Bewohner zu weit weg, um ihre Autos zu entladen und Dinge ins Haus zu tragen. Drei der 17 sind neu eingerichtet, und zwar auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Neue Parkplätze nicht nutzbar
Diese sind nach Ansicht der Bewohner aber nicht nutzbar. „Auf der Fahrerseite befinden sich Büsche und eine Mauer, so dass man dort nicht aussteigen kann“, beschreibt Anwohnerin Bärbel von Hesberg. „Wir – auch die älteren Bewohner – sind gezwungen, über die Mittelkonsole zu klettern, um auszusteigen und Einkäufe oder Kinderwagen auf der Straße auszuladen.“ Die Anwohner möchten, dass die alte Parkordnung wieder hergestellt wird. Die Stadtverwaltung begründet das Halteverbot jedoch damit, dass die Fahrbahn durch geparkte Fahrzeuge nicht mehr breit genug für Rettungsfahrzeuge sei.
Anwohner argumentieren mit Fotos von Müllwagen in der Straße
Das Argument der mangelnden Breite ihrer Straße empört die Anwohner, weil sie vor einigen Jahren, als die Zülpicher Straße gesperrt wurde, selbst täglich entgegengesetzte Erfahrungen sammeln konnten: Damals quetschten sich tonnenschwere Lastkraftwagen durch die Wilhelm-Waldeyer-Straße, nachdem sie von der Sperrung der Nachbarstraße überrascht wurden.
Erst der Protest der Anwohner sorgte dafür, dass die Straße für den Lkw-Verkehr gesperrt wurde. Danach waren nur noch Müllwagen regelmäßig in der Wilhelm-Waldeyer-Straße unterwegs – problemlos, wie Fotos der Anwohnerin Bärbel von Hesberg belegen. (se)
Nach der Straßenverkehrsordnung sei eine Breite von 3,05 Metern vorgeschrieben. Ein Bürger, der allerdings nicht in der Straße wohnt, hatte sie durch einen „Bürgerantrag“ darauf hingewiesen. Über das neue Halteverbot sollten die Anwohner per Flyer informiert werden, der aber offensichtlich nicht bei allen angekommen ist.
Debatte um wenige Zentimeter
Die Anwohner haben nun nachgemessen: „Die geforderten 3,05 Meter sind nur an einem kurzen Straßenabschnitt nicht vorhanden“, argumentiert Hesberg. Dort könnte das jeweilige Auto ausnahmsweise mit zwei Rädern auf dem Gehweg parken oder aber der Bordstein der anderen Fahrbahnseite etwas verlegt werden. Die Stadtverwaltung lehnt es allerdings ab, die Pkw dort auf dem Bürgersteig parken zu lassen. Er sei an der genannten Stelle knapp unter zwei Meter breit und somit nicht breit genug.
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Die Anwohner halten die Debatte über wenige Zentimeter für überflüssig und das Halteverbot für unverhältnismäßig. „Uns ist bewusst“, so von Hesberg, „dass die Städte im Hinblick auf Mobilität vor einer Zeitenwende stehen und weniger Autos die Straßen füllen dürfen. Aber bevor einfach nur Parkraum, und hier mit unverhältnismäßigen Mitteln, abgebaut wird, ohne dass es Alternativen für die Anwohner und Anwohnerinnen gibt“, sagt sie, „sollten Konzepte erarbeitet werden, die den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Alternativen für das Parken einschließen.“
Ihr Nachbar André Ramoth glaubt, dass man die Parkplatzprobleme hätte lösen können: „Man hätte beim Bau der neuen Gebäude der Universität dafür sorgen können, dass Tiefgaragen gebaut werden, wo auch Anwohner Parkplätze für ihre Autos mieten können“, sagt er. Die Stadt könne auch jetzt noch eine Kooperation mit der Universität anstreben, so dass sie zumindest nach Feierabend die zahlreichen Parkplätze auf ihrem Gelände den Anwohnern zur Verfügung stellt. Auf diese Weise hätten sie im Quartier aus den Straßen verschwinden können.