Berühmte Sülzer RiesenSo entstanden die riesigen Sonnenblumen in Köln
Sülz – Es ist „Sülzerriesenzeit“. In den Baumscheiben an der Euskirchener Straße recken sich die Sonnenblumen, wieder gen Himmel. Der Sülzer Walter Hoischen ist für seine Stadtbegrünungsinitiativen und vor allem für seine Sülzer Riesen bekannt. Jedes Jahr pflanzt er sie dort aufs Neue. Auch in Weiden vor der Evangelischen Kirche an der Aachener Straße wachsen mittlerweile Sülzer Riesen, auch in England, Schweden und Norwegen.
Sonnenblumen-Fans haben Samen in die USA geschmuggelt und nach Australien verschickt. Hoischen hat die Riesensorte selbstgezüchtet. Die ersten Samen des Sülzer Eigengewächs waren eine Mischung aus geschenkten Sonnenblumenkernen, die er bei einem Gottesdienst erhielt, Vogelfutter und einige Samen aus der Türkei. Er begann ungefähr vor 15 Jahren, sie in die Baumscheiben an der Euskirchener Straße zu setzen und entnahm jeden Sommer die Samen der größten Pflanze, um sie im Folgejahr zu pflanzen. So wuchsen in Sülz die Sonnenblumen in den Himmel.
Walter Hoischen: Kritik an der Stadt Köln
Hoischen hat die Pflege von zahlreichen Baumscheiben an der Euskirchener und Palanter Straße übernommen. Es ist ein anspruchsvolles Unterfangen, dort Pflanzen zum Gedeihen zu bringen. Der Experte kritisiert die Stadt: „Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen füllt die Baumscheiben mit einer Mischung aus Sand, Kies und Abbruchschutt, der mit ein wenig Erde braun gefärbt ist“, sagt er.
Um sie wieder zu richtigen Beeten zu machen, hebt er die Füllung aus, ersetzt sie durch Erde und entfernt die zahlreichen Steine. Für diese hat er einen Verwendungszweck gefunden. Eine ältere Dame brachte ihn auf die Idee. „Sie beklagte sich, dass sie nicht mehr zum Markt gehen könne, weil sie sich von ihrem Wohnort an der Palanter Straße bis zum Auerbachplatz nicht setzen konnte.“ So befüllte Hoischen große Drahtquader mit den Steinen und baute so Gabionen, die er mit Sitzbrettern versah und platzierte sie am Auerbachplatz. Sie werden nun von den Passanten als Sitzgelegenheit genutzt.
Idee der „Essbaren Stadt“
In den Baumscheiben hat Hoischen außerdem Tomaten, Basilikum Johannisbeersträucher, Amaranth und Kürbisse gepflanzt, die allerdings nicht gepflückt werden sollen: „Bitte nicht klauen, steht auf dem großen gelben Ball, der in dem Grün an einer Baumscheibe baumelt.“ Hoischen möchte die Idee der „Essbaren Stadt“, von der seit einigen Jahren die Rede aber noch wenig sichtbar ist, noch besser umsetzen, also noch mehr Obst und Gemüse im öffentlichen Raum pflanzen.
Viele Nachbarn helfen mittlerweile, stellen beispielsweise ihre Wasseranschlüsse zur Verfügung, wenn Hoischen die Baumscheiben wässern will. Er erhält Spenden für die Pflanzen und Gratisschorle im Restaurant Balthasar.
Die Sülzer freuen sich über das Straßengrün. „Ich verbreite Freude und Glück“, so Hoischen, „und bekomme das zurück.“ Eine alte Dame habe es kürzlich ganz kölsch in Worte gefasst: „Nä, nä, Jung, wat machst de denn da? Du veränderst ja das ganze Veedel.“