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„Stolpersteine“ und BlumenSchüler gedenken aus Köln vertriebener Juden

Lesezeit 3 Minuten

Die Grundschüler aus Widdersdorf verfolgen interessiert die Arbeit des Künstlers Gunter Demnig. 

Widdersdorf/Ehrenfeld – Mit schwerer Last musste sich Gunter Demnig den Weg bahnen. Der Gehweg in der Gladbacher Straße ist ohnehin schmal, und 100 Schulkinder aus der Widdersdorfer Olympiaschule ließen kaum noch Platz.

Der bekannte Aktionskünstler, der vor mehr als 25 Jahren sein Projekt Stolpersteine begann und seither mehr als 70.000 dieser Erinnerungssteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verlegt hat, ließ sich davon nicht im geringsten aus der Ruhe bringen. Fünf Steine setzte er in der Gladbacher Straße.

Angriffe und Ausgrenzung

Vor dem Haus Nr. 19 erinnern sie an die jüdische Familie Helmreich, die hier lebte. Wo heute Blumen verkauft werden, war vor gut 100 Jahren das Konfektionsgeschäft von Hermann Helmreich. Ehefrau Deborah half im Geschäft mit und kümmerte sich ansonsten um die Söhne Joseph, William und Ernst. Der älteste kam am 23. Dezember 1922 zur Welt. Die Familie war Mitglied in der jüdisch-orthodoxen Gemeinde Adass Jeschurun.

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Joseph ging in Köln ab dem sechsten Lebensjahr auf die Moriah- sowie vom zehnten Lebensjahr an auf die Jawne-Schule. Außerdem spielte er gerne und gut Fußball. Aufgrund der immer schlimmeren Angriffe und der Ausgrenzung durch die Nationalsozialisten ab 1933 entschloss sich die Familie im September 1937 zur Auswanderung nach New York in die USA. Dort bauten sie sich eine neue Existenz auf – eine vergleichsweise glückliche Entwicklung.

Dass es auch ganz andere Schicksale gab, erfuhren die Viertklässler der Widdersdorfer Gemeinschaftsgrundschule in den zurückliegenden Wochen, als das Thema Holocaust auf dem Stundenplan stand. Die Verlegung der fünf Stolpersteine vor dem Geburtshaus der drei Helmreich-Jungen bildete den Abschluss dieses Projekts. Ein Kranz aus hundert Rosen schmückte noch eine Weile die frisch verlegten Stolpersteine.

Mit weißen und roten Rosen gedachten Berufsschüler und Angehörige der Ehrenfelder Familie Kempler, die bis Ende des Jahres 1938 in der Liebigstraße wohnte.

Gunter Demnig war da schon längst auf dem Weg nach Neuehrenfeld. An der Liebigstraße 155 wurde er von Schülern und Lehrern des Berufskollegs Ehrenfeld, den Familien Backhaus und Hollenbeck sowie Nachfahren der Familie Kempler, an die mit insgesamt sieben Stolpersteinen erinnert wird, empfangen.

Nach New York emigriert

Das jüdische Ehepaar Josef Markus und Johanna Kempler lebte hier mit fünf Kindern bis Ende 1938. Tochter Frieda Kempler überlebte Flucht, Festnahmen und Lageraufenthalte mit viel Glück. Nach der Befreiung emigrierte sie nach New York. Sohn Darryn Weinstein kam mit Ehefrau Amy, um die Würdigung seiner Familie mitzuerleben.

„Ich bin überwältigt von Gefühlen. Vor allem weil es solch junge Menschen sind, die die Erinnerung wach halten. Sie sind wahre Helden“, sagte Darryn Weinstein. Er dankte den Schülern des Berufskollegs, die zum wiederholten Mal eine Patenschaft für Stolpersteine übernahmen. Vier der jetzt verlegten Steine wurden durch die Patenschaft der Ehrenfelder Familien Backhaus und Hollenbeck finanziert.